Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Schwentine Ende Oktober

Geschrieben am 27.10.2015 in Kanutagebuch (2015) (Geändert am 05.07.2017)

Heute ist sehr sonniges Wetter angesagt, und ich möchte es ausnutzen und mich ein paar Stunden auf dem Wasser vergnügen. Da ich lange nicht mehr auf einem bestimmten Abschnitt der Schwentine gepaddelt bin, möchte ich dies heute nachholen. 

bei Klausdorf am Dorfplatz

bei Klausdorf am Dorfplatz

Es ist der Abschnitt, an dem ich 11 Jahre lang gewohnt habe und wo ich das erste Mal überhaupt gepaddelt bin: "Klausdorf/Schwentine" hieß es damals, heute "Schwentinental".

herbstliche Ufer an der Schwentine

herbstliche Ufer an der Schwentine

Ich setze an der "Badestelle" ein, also direkt neben dem Kanuverein. Es ist kurz vor Mittag, und die Sonne lacht vom Himmel. Langsam lade ich mein Kanu vom Autodach und trage es zum Ufer. Bald schwinge ich mein Paddel, und ich erfreue mich am schönen Wetter und der tollen, frischen Luft. Hinter der nächsten Kurve erwischt mich eine Böe, aber ich fange mein Kanu schnell wieder ein. 

anlanden an der Insel

anlanden an der Insel

Das hohe Schilf am Ufer zur Insel ist bereits sehr blass geworden, aber ein wenig Grünes gibt es dennoch. Allerdings ist das nichts im Vergleich zum prächtigen Farbenspiel, das mir heute das Herbstlaub beschert, durch das die nicht besonders hoch stehende Sonne strahlt. An manchen Stellen wachsen schöne Pilze, an anderen leuchten die roten Früchte vom Pfaffenhütchen in der frühen Nachmittagssonne. 

Pilz von unten

Pilz von unten

Am Ende der Insel lande ich an und binde mein Holzkanu an einer Erle fest. Weit gehen kann man hier nicht, da das Gelände recht stark verwildert ist. Es gibt etliche alte Erlen, und diese sind oft voller Specht-Bauten. Manche dieser alten Stämme brechen genau an einem Loch ab. Auf einem der Erlenstümpfe wachsen einige sehr hübsch anzuschauende Pilze. 

Stockentenerpel

Stockentenerpel

In einem der hohen Erlen sitzt ein Rotkehlchen und sing sehr melodisch. Weiter flussaufwärts schwimmt ein Trupp von Stockenten. Es gelingt mir, einen Erpel zu fotografieren. Ich höre helle menschliche Stimmen  sowie das Knarren von Rudern: es sind also Kinder mit einem Boot unterwegs. Sie umrunden die Insel, versuchen dabei zu angeln. Ein Kleiber lässt sein kurzes, abgehacktes Rufen erschallen.

goldenes Laub an der SChwentine

goldenes Laub an der SChwentine

Bald zieht es mich weiter, leider scheuche ich dabei die Enten auf. An den Wurzeln de Eschen am linken Ufer entdecke ich einen Zaunkönig. Er hatte mich bereits durch seine hellen Schacker-Töne auf sich aufmerksam gemacht. Wie eine Maus klettert und huscht er dicht über dem Wasser am Ufer entlang und verschwindet zwischendurch immer wieder in den Lücken zwischen den Baumwurzeln.

Anlanden bei der Aumündung

Anlanden bei der Aumündung

Links von mir steht Wald, rechts nur einige Erlen und Weiden. Ich höre einen Bussard rufen, und kurz darauf fliegt ein großer Vogel mit sehr hellem Unterbauch-Gefieder von links nach rechts. Er ist dabei so schnell, dass ich kein Foto zustande bringe. Ich paddle vergnügt weiter, die Strömung wird kräftiger. Eigentlich muss ich mal anlanden, aber ich will noch ein wenig weiter die Schwentine aufwärts paddeln. So ziehe ich durch, bis es nicht mehr weiter geht, da ich dauernd den sandigen Grund der Schwentine berühre. Der Wasserstand ist hier gerade ziemlich niedrig. 

Kajak im Herbst auf der Schwentine

Kajak im Herbst auf der Schwentine

Ich schaffe es, an der Einmündung der kleinen Au vorbei zu kommen, die aus Flüggendorf kommend in die Schwentine fließt. Gleich dahinter gleite ich zwischen den stark ausladenen Zweigen alter Buchen hindurch. Die flache Sonne lässt alles in goldenen Farben erstrahlen, sogar das am Boden liegende Buchenlaub.

Ich finde mich in einer ganz verzauberter Stimmung wieder, und so binde ich mein Boot an einer Baumwurzel fest und steige aus. Ich gehe ein wenig umher und lasse meine Beine wieder beweglich werden. Natürlich war ich bereits sehr oft an diesem schönen Platz, aber es ist jedes Mal wieder anders: die Jahreszeit macht enorme Unterschiede, es singen immer andere Vögel und natürlich hängt die Stimmung immer sehr direkt vom Licht, also vom Wetter ab. 

Während ich ein wenig umher wandere, höre ich einen Schwarzspecht. Doch halt: fehlt da nicht etwas an seinem Ruf? In mir kommt ein Verdacht hoch: war das womöglich der Versuch eines Eichelhähers, einen Schwarzspecht zu imitieren? Einen Moment später höre ich noch einen Bussard, und der Ruf ist perfekt: so weiß ich nicht, ob er echt war oder auch nachgeahmt. 

In den folgenden Minuten höre ich mehrmals den perfekten Ruf eines Schwarzspechtes, und auch ein Bussard lässt sich deutlich vernehmen. Dann sehe ich einen Bussard hoch über den Bäumen kreisen, und der Schwarzspecht ruft mit verschiedenen Tonfolgen weiter. Es folgt ein Bussard-Ruf ganz in der Nähe, und als ich hinschaue, um ihn zu entdecken, fliegt ein Eichelhäher quer über die Schwentine. Was soll man dazu sagen? Alle drei Arten waren beteiligt, und man kann sich niemals sicher sein, wenn man einen Vogel rufen hört, ob es wirklich "echt" ist oder der Ruf nur nachgeahmt. 

Als ich wieder im Kanu sitze, höre ich noch ein paarmal einen Schwarzspecht, und ich bekomme ihn sogar zu sehen. Sogar einen Eisvogel sehe ich, und bis ich wieder an meiner Einsetzstelle angelangt bin, kann ich mehrmals einen Sperber beobachten, wie er dicht über dem Wasser schnell wie ein Blitz die Uferseiten wechselt. 

Wo ich aussetzen will, stehen die Kinder mit ihrem Ruderboot und teilweise auf dem Steg und angeln mit 4 Angelruten. Langsam komme ich an Land und ziehe mein Kanu aus dem Wasser. Beschwingt lade ich alles ins Auto und das Holzkanu auf das Autodach. Einige schöne Stunden auf dem Wasser haben mir beste Laune bereitet, und ich freue mich darauf, meine Fotos anzuschauen.

Geschrieben in Kanutagebuch (2015)