Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Timmdorf im November

Geschrieben am 05.11.2015 in Kanutagebuch (2015) (Geändert am 05.07.2017)

Heute ist Mittwoch, der 4. November, und es ist recht sonniges, wenn auch kühles Wetter (9 Grad) vorausgesagt. Am Morgen haben wir allerdings nur 4 Grad, und es steigt nur ganz langsam an. 

Halbinsel in Timmdorf

Halbinsel in Timmdorf

Ich will ein paar Stunden auf den schönen Seen um Timmdorf verbringen, und um kurz nach elf fahre ich dorthin. Als Kanu-Einsetzstelle soll mir die Badestelle dienen. Als ich dort eintreffe, ist es noch recht diesig, aber bis ich letztendlich im Kanu sitze, scheint die Sonne schon recht gut durch den Dunst. 

schmucke Bootshäuser in Timmdorf

schmucke Bootshäuser in Timmdorf

Mein Blick schweift über den Behler See. Eine sehr große Gruppe von Wasservögeln hält sich nördlich der Insel "Großer Warder" auf. Es sind wahrscheinlich hauptsächlich Graugänse, wie ich an ihren Tönen erkennen zu können glaube. Ein Ruderboot (Angelboot) liegt mitten auf dem See, einen passenden Trailer hatte ich bereits an der Einsetzstelle gesehen.

Ufer des Dieksees im Herbst

Ufer des Dieksees im Herbst

Eigentlich herrscht eine ganz tolle Stimmung - durch den Dunst, die tief stehende Mittagssonne und die Wasservögel. Leider dringt vom Südufer her permanenter Lärm an mein Ohr, schade. Ich beschließe, dies nach Kräften zu ignorieren. 

Ufer am Dieksee im Herbst

Ufer am Dieksee im Herbst

Wohin zieht es mich? Auf dem Behler See war ich dieses Jahr bereits einmal, und so paddle ich jetzt mal in die andere Richtung: rechts lasse ich die Insel liegen und lasse mein Kanu über beinahe glattes Wasser über den Langensee gleiten. Am Südufer hält sich eine 5-Köpfige Schwanenfamilie auf. Ich paddle recht nahe am Ufer um die schmale Landzunge herum, und kurz vor dem kleinen Kanal, der zum Landgasthof Kasch führt, erlebe ich eine große Überraschung: links  aus einer Erle fliegt von einem sehr niedrigen Ast ein sehr großer Vogel auf! Sein Gefieder ist braun wie bei einem Uhu, und die Größe käme auch in etwa hin. Aber langsam komme ich wieder aus der Überraschung zum Verstand: es muss ein Seeadler sein! Wahrscheinlich ist es ein junger, da er keinerlei weiße Federn aufweist, weder am Kopf noch am Stoß. 

Pause am Diekseeufer

Pause am Diekseeufer

Zufällig fliegt jetzt auch noch ein Mäusebussard dorthin, wo der Adler verschwunden ist, nämlich nur etwas tiefer ins Gehölz. Der Größenunterschied ist evident. Als noch ein zweiter Mäusebussard auftaucht, beginnen die beiden zu kreisen und schrauben sich in etwa 50 Meter Höhe.

Waldtreffpunkt am Dieksee

Waldtreffpunkt am Dieksee

Es ist immer wieder aufregend, mit Seeadlern so nahe zusammen zu treffen. Bald erreiche ich die Straßenbrücke, unter der nur wenige Meter Schwentine den Langensee und den Dieksee miteinander verbinden. Das Wasser ist sehr klar, am Grund liegt eine große Fisch-Reuse. Die Leitnetze stehen so hoch, dass ich sie mit meinem Paddel berühre.

Teepause in Timmdorf

Teepause in Timmdorf: an der Anlegestelle der 5-Seen-Fahrt

Auf dem nun folgenden Dieksee sieht es anfangs recht wellig aus, und ich befürchte schon, erheblichen Seitenwind zu haben. Das trifft aber nicht zu, und so paddle ich ganz entspannt über die Timmdorfer Bucht auf die Halbinsel zu, die nahe der Bahnlinie liegt. Überall sehe ich Wassergrundstücke mit zum Teil recht ansprechender Bebauung. Überall stehen nette Bootshäuser, teils mit Reet gedeckt. Auch kleine Teepavillons findet das Auge am Ufer, meist umgeben von bunt leuchtenden Gehölzen. 

So langsam wird es für mich Zeit, an Land zu gehen und eine kleine Pause einzulegen. Als ich endlich an den Privatgrundstücken vorbei bin, ist dies immer noch schwierig: das Wasser vor den Ufern ist sehr flach und steinig. Bei meiner Suche nach einer weniger steinigen Stelle hat mich ein Eisvogel bemerkt, und er fliegt kurz auf und setzt sich in den nächsten Busch, nur wenige Meter weiter. Sein Rückengefieder leuchtet blau in der Sonne, und ganz deutlich kann ich den weißen Fleck an seinem Kopf erkennen. 

Ein ganzes Stück weiter in Richtung Malente kann ich endlich anlanden. Es ist zwar immer noch steinig, aber es ist nicht mehr ganz so flach wie zuvor. Zwischen hohen Buchen, deren Geäst bis hinunter zur Wasseroberfläche reicht, steige ich aus meinem Holzkanu und erkunde die Gegend. Ich entdecke eine Geländeterrasse, und als ich diese über einen nur sanft ansteigenden Pfad erklimme, finde ich mich auf einer Art "Festplatz" wieder. Etliche große Granitsteine liegen hier aufgehäuft, und aus kleineren ist ein Grill errichtet worden. Es gibt eine provisorische Bank, bestehend aus einer breiten, dicken Holzbohle, die auf flachen Granitsteinen liegt. Die Terrasse erscheint als langgestreckte Fläche von Waldboden,  etwa 200 Quadratmeter groß, die von hohen, alten Buchen umstanden ist. Das Laub auf dem Boden und an den Ästen leuchtet in einer Farbe zwischen gelb und rot, etliche Pilze ragen aus dem Laub, unter ihnen auch ein riesiger Parasolpilz mit flachem Kopf. Sein Durchmesser beträgt etwa 16 Zentimeter. 

Dieser schöne Ort erfreut mich mit vielen besonderen Eindrücken. Ich mache einige Fotos, trinke meinen Tee und esse mein Brot, bevor ich in mein Kanu steige und langsam wieder in Richtung Timmdorf paddle. Über den hohen Buchen am Ufer der dortigen Halbinsel sehe ich zwei große Vögel. Zuerst halte ich sie für Graureiher, aber bald kann ich genau erkennen, dass ich es mit zwei Seeadlern zu tun habe. Sie fliegen das gesamte Ufer mit den Millionärsgrundstücken ab und kommen mir immer näher. Die Adler sind unterschiedlich groß, weiße Stoßfedern sehe ich nur bei einem der beiden. Irgendwie bin ich ihnen wohl doch suspekt, so dass sie das Ufer verlassen und ein wenig in Richtung Wald abdrehen. Ich freue mich sehr über dieses Schauspiel, das mir die Natur hier gerade geboten hat.

Ich paddle weiter, lande beim Haltepunkt der 5-Seen-Fahrt-Ausflugsschiffe noch einmal an, um noch etwas zu trinken und in die Büsche zu gehen. Hier halten sich etliche Singvögel auf, fliegen zwischen den hohen Eschen hin und her. Ich höre ein Rotkehlchen singen, und auch ein Zaunkönig scheckert herum. Die anderen Vögel sind still, ich kann die Art nicht bestimmen. Aber auch einen Schwarzspecht kann ich aus dem nahen Wald rufen hören. 

Nach dieser kleinen Pause paddle ich die letzten zwei Kilometer bis zu meiner Einsetzstelle. Dabei kann ich noch einen weiteren Eisvogel beobachten, der am westlichen Ufer einige Male hin- und herfliegt. Es ist inzwischen 15:15 Uhr geworden, und die Sonne lacht immer noch vom Himmel, wenngleich sie auch tief steht und es ein wenig dunstig ist. Sie wärmt aber deutlich.

Als ich angelandet bin, verstaue ich Kanu und Ausrüstung im und auf dem Auto. Ich freue mich wieder sehr über diesen schönen Ausflug, und es ist ganz sicher nicht mein letzter in diesem Jahr!

Geschrieben in Kanutagebuch (2015)