Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Auf dem Lanker See am 22. Dezember

Geschrieben am 24.12.2017 in Kanutagebuch (2017) —   Holsteinische-Seenplatte, Schleswig-Holstein-paddeln, Schwentine (Geändert am 13.06.2018)

auf dem Lanker See

auf dem Lanker See

Für heute sind 5 Grad vorher gesagt worden, dabei leicht sonnig bei Wind bis 3 Bft aus West. Da ich schon mehr als zwei Wochen nicht mehr auf dem Wasser war, ist es höchste Zeit für einen kleinen Ausflug mit dem Kanu in die Natur.

Mittags setze ich in Preetz am Brunnenweg ein. Der Wasserstand im Kirchsee ist extrem hoch, und als ich durch das Stück Schwentine zum Lanker See paddle, strömt es mir deutlich entgegen. Das hört auch nicht auf, als ich bereits auf dem schmalen Teil des Lanker Sees bin, was sehr ungewöhnlich ist. Außerdem weht mir der Wind von vorne gegen die Nase, so dass ich nur mühsam vorwärts komme.

Graugänse auf dem Lanker See

Graugänse auf dem Lanker See

Das stört mich aber nicht wirklich, und während ich mich mit jedem Paddelzug vorwärts bewege, beobachte ich um mich herum viele Wasservögel und einige Graureiher. Besonders erfreue ich mich daran, dass die Graureiher einfach sitzen bleiben statt zu flüchten. Einige Gänsesäger sind auch unterwegs, immer ein Männchen mit mehreren Weibchen. Ansonsten sind noch Tafel- und Schellenten unterwegs, meist bei den Blesshühnern.

Graureiher und Graugänse

Graureiher und Graugänse: auf dem Lanker See

Auf dem Lanker See sind immer noch Graugänse. Die meisten halten sich auf der Insel Probstenwerder auf, wo es alledings wegen des hohen Wasserstands kaum noch Spülsaum gibt. Andere kommen angeflogen, landen auf der Insel oder davor im seichten Wasser. 

Unter ihnen steht ein Graureiher, und als er sich auf den Weg zu einem anderen Jagdrevier ganz in der Nähe macht, erstaunt es mich, wie schnell solch ein Vogel gehen kann. Ich denke, er geht benahe so schnell wie ein Mensch.

Ich paddle zwischen den Inseln hindurch und bin bald draußen auf dem offenen See. Der Wind frischt auf, kommt mir schräg von vorn entgegen. Sogar einige Wellen entstehen. 

im Winter auf dem Lanker See

im Winter auf dem Lanker See

Gegen Wind und Wellen ist es jetzt wieder etwas mühsam, aber als ich die Verbindung zwischen den beiden Seeteilen erreiche, bin ich wieder im Windschutz. 

Es gibt jetzt im späten Dezember kaum noch Farben, wenn man den Blick mal in die Landschaft schweifen lässt. Ein Trupp Wildenten fliegt über den Lanker See. Sie sind sehr klein, woraus ich folgere, dass es wohl Krickenten sein mögen. 

Kaum bin ich im Südteil des Sees, wird es richtig spannend: zuerst entdecke ich einen Seeadler, der sich mit schnellen Flügelschlägen in Richtung Kührener Teich bewegt. Den hatte ich eigentlich auch schon erwartet, zumal beide Seeadlerhorste jetzt im Winter gut zu sehen sind. 

Dann höre ich plötzlich lautes Rufen, und im ersten Moment kann ich kaum glauben, dass es Kraniche sind. Das Rufen intensiviert sich, es antworten weitere Kraniche von einem anderen Standort aus. Ich blicke in die Richtung, aus der die Rufe kommen: es ist das NSG in Richtung Kührener Bahnhof. 

Kraniche am Lanker See

Kraniche am Lanker See

Ich glaube, einige Kraniche auf der grünen Halbinsel sehen zu können. Mit dem Teleobjektiv auf meiner SLR versuche ich, einige Fotos zu schießen. Währenddessen fliegt einer auf, und einige Graugänse folgen. Die hatte ich noch gar nicht wahrgenommen. 

Die Kraniche rufen unentwegt, und andere antworten. Die scheinen weiter nördlich zu stehen, vor meinen Blicken verborgen. Dann wird es wieder still. Im Fernglas kann ich erkennen, dass nur noch ein einziger Kranich auf der Halbinsel zu sehen ist. 

 

Rast am Lanker See

Rast am Lanker See

Ich paddle ganz langsam in die Bucht hinein, die ich mir als Pausenplatz ausgesucht habe. Meine Lieblingspausenstelle ist ziemlich überflutet, aber zum Glück steigt das Gelände ein wenig an.

Nach dem Anlanden halte ich mich dort für eine knappe halbe Stunde auf. Ich verzehre ein paar Haferkekse und trinke einige Becher Tee. Viel umher gehen kann ich nicht, da der Boden recht durchweicht ist. In den hohen Eichen, Eschen und Erlen über mir höre ich einen Baumläufer. Dann erscheint ein kleiner Trupp Wacholderdrosseln (oder sind es Rotdrosseln? ich bin mir nicht ganz sicher, im Gegenlicht kann ich keine Farben erkennen). Als die sich nach einer Weile genügend umgeschaut haben, fliegt vor mir ein kleiner Greifvogel quer über die Bucht: zuerst denke ich an Sperber, aber er ist größer. Die superschlanke Gestalt mit dem auffalend langen Schwanz hat er aber auch, und ich denke, es ist ein Habicht.   

Eine stille Bucht im Lanker See

Eine stille Bucht im Lanker See

Kaum verlasse ich meinen Pausenplatz und rücke meinen Hintern noch ein wenig im Kanu zurecht, höre ich von der nahen Sonneninsel sehr lautes Rufen: es sind zwei Seeadler! Ich versuche zunächst, sie zu entdecken, aber die sitzen wohl mit freiem Blick auf der Ostseite und schauen in Richtung Gut Wahlstorf über den See. Ich bin sehr aufgeregt, und dann wird es auch schon wieder still. 

Zuerst denke ich daran, einmal um die Insel herum zu paddeln, aber ich möchte die Adler ja auch nicht stören. Wenn sie sich mir hätten zeigen wollen, hätten sie es sicher auch getan. 

Allmählich ist es 15:00 Uhr geworden, und ich paddle in ruhiger Stimmung mit ausgeglichenem Gemüt in Richtung Preetz. Die Sonne scheint flach und leicht verschleiert, und ein wenig wärmt sie sogar noch. Einige hundert Meter muss ich gegen den Wind paddeln, um wieder in den Windschutz zu gelangen. 

Hügel bei Gläserkoppel

Hügel bei Gläserkoppel: am Lanker See

Ein Silberreiher steht am Ufer, aber für ein Foto ist er zu weit entfernt, denke ich. Langsam und ruhig paddle ich über den Lanker See und freue mich, dass das Wetter so gut ist und sogar die Sonne noch scheint. Ein weiterer Trupp Enten überfliegt den See. Es sind größere und kleine, ich glaube, Stockenten zusammen mit Krick- oder Pfeifenten. 

Nach einer halben Stunde nähere ich mich den Preetzer Inseln, und da der Wind nachgelassen hat, gelingt es mir sogar, einen Silberreiher zu fotografieren, der mich gerade überfliegt.

 

Silberreiher über dem Lanker See

Silberreiher über dem Lanker See

Zwischen den Inseln rudert ein Angler, und hinter der Insel Probstenwerder kommen zwei Rennkajaks hervor. Sie paddeln aus Richtung Freudenholm heran. Der Angler hat bald seinen Hafen (Angelverein Preetz) erreicht und packt bereits seine Sachen ins Auto. 

Inzwischen ist die Sonne fast verschwunden, und mit etwas Strömung kann ich nun entspannt den Rest meines Weges zur Einsetzstelle zurück paddeln. Nahe der Wanderwegbrücke halten sich sehr viele Blesshühner und Enten auf. 

Gegen 16:00 Uhr bis ich an der Einsetzstelle und verlade Kanu und Ausrüstung. Ich staune, dass es um 16:15 Uhr sogar noch ein wenig hell ist. Als ich Kiel ereiche, hat sich der Himmel in verschiedenen Rot-Tönen verhübscht. 

 

Sonnenuntergang am Lanker See

Sonnenuntergang am Lanker See

Alle Kanueinsetzstellen an der Schwentine sowie viele weitere Informationen: https://www.flussinfo.net/schwentine/ 

Die besten Gewässerkarten findet Ihr hier: https://www.flussinfo.net/schwentine/wasserwanderkarten/

Kanueinsetzstelle am Kirchsee

Kanueinsetzstelle am Kirchsee

Geschrieben in Kanutagebuch (2017)