Mecklenburgische Seen ab Kleinzerlang
Geschrieben am 09.08.2017 in Kanutagebuch (2017) — Dollbek, Gobenowsee, Mecklenburgische-Seenplatte (Geändert am 13.06.2018)
Für den heutigen Mittwoch sind fast 30 Grad vorher gesagt worden, dazu schwacher Wind (das war die letzten Tage anders!). Ich möchte gern eine kleine Tagestour auf der Mecklenburgischen Kleinseenplatte unternehmen.
Meine Wahl fällt auf Kleinzerlang als Startpunkt, und gegen 10:00 Uhr finde ich mich dort an der Einsetzstelle am Kleinen Pälitzsee ein. Noch sind wenig Motorboote unterwegs. Das wird sich aber bald ändern, denn ich befinde mich hier an einer der am stärksten befahrenen Wasserstraßen Deutschlands: der Müritz-Havel-Wasserstraße sowie dem Abzweig zu den Rheinsberger Gewässern mit dem Hüttenkanal.
Bootshäuser mit Reetdach am Kleinen Pälitzsee
Bei leichtem Seitenwind paddle ich am kleinen Hafen von Kleinzerlang, an Reet gedeckten Bootshäusern und schönen natürlich bewachsenen Seeufern vorbei in Richtung Canower See. Allmählich werden es immer mehr Yachten, Kajütkreuzer und Schwimmbaracken, die meist aus der Schleuse Canow kommen. Fast alle fahren viel zu schnell und verursachen entsprechend kräftige Wellen.
Kleiner Pälitzsee
Während ich auf den Canower See zu paddle, beobachte ich links von mir am schönen Ufer einen Graureiher. Seerosen blühen in der Bucht zum Narchowsee, und über mir ziehen einige Höckerschwäne vorbei.
An der Canower Schleuse herrscht bereits ein größeres Gedränge, und es versuchen doch tatsächlich einige Freizeitskipper, sich in der Reihe vorzudrängeln. Mein Urteil: einige sind im Urlaub ebenso gestresst wie im Alltag und tun alles, um ihren Adrenalinpegel möglichst hoch zu halten.
Canower See: vor der Schleuse Canow
Ich möchte erstens damit nichts zu tun haben, zweitens nicht zwischen den gestörten Leuten lange auf die Schleusung warten müssen und drittens einmal die Lore ausprobieren, die hier vor zwei Jahren gebaut wurde.
Ich lege an, hole die Lore von der Westseite der Schleuse und bugsiere mein Kanu über die Lore, nachdem ich diese tief genug versenkt habe. Das ist nicht einfach, eigentlich benötige ich eine weitere Hand mehr. Es ist bereits so warm, dass ich zu schwitzen beginne. So langsam es möglich ist, ziehe ich die Lore zum Oberwasser. Die Kette muss über einen Haken, aber dieser ist so dick, dass das Kettenglied nur mit Mühe sehr stramm darüber passt. Den Schlosser, der das gebaut hat, solte man dort mal ein paar Stunden anketten, denke ich.
Lore bei der Schleuse Canow
Während die erste Schleusenfüllung ins Oberwasser ausfährt und zum Labussee steuert, ordne ich wieder mein Kanu und steige ein. Der letzte Geschleuste gibt mächtig Gas, so dass er alle Wartenden ordentlich durchschaukelt. (die Regel lautet: sind am nahen Ufer Wasserfahrzeuge befestigt, hat man so langsam zu fahren, dass keine Wellen verursacht werden. Diese Regel scheint weitgehend unbekannt zu sein). Die Wellen schlagen sogar bis zum Anleger des Fischers in Canow, an dem viele Kanus und einige Schwimmbaracken liegen.
Als ich bereits den halben Labussee überquert habe, kommt mir die zweite Schleusenfüllung hinterher. Man rast gerne auf dem Labussee, und am verrücktesten fährt der Schwimmende Bierhändler. Er schneidet kurz vor mir und einigen weiteren Paddlern unseren Weg von rechts kommend. Danke für das Wasser im Boot!
Wind frischt auf, und ich habe ihn weitgehend seitlich.
vor der Einfahrt zur Dollbek
Ich möchte in die Dollbek hinein paddeln, und es kommen auch schon etliche Paddler dort hinaus auf den See. Während wir Paddler versuchen, die Natur zu genießen, kommen alle paar Minuten Motorboote durchgefahren. Die Dollbek ist für Motorboote gesperrt, aber das juckt einige Leute anscheinend nicht. Es wird auch nicht 5 km/h gefahren, wie es die Ausnahme-Regelung (für Anlieger, Angler etc.) bestimmt: man fährt etwa 15 bis 20 km/h, auch in dieser schönen Natur, auch bei Baumhindernissen und nahe an den Wasservögeln vorbei. Manche Menschen sind wirklich seltsam, und ich frage mich: was wollen die hier eigentlich, wenn sie die Natur nicht respektieren wollen?
Motorboot in der Dollbek
Für mich wird es allmählich Zeit, mir einen Pausenplatz zu suchen. Am schönen zerklüfteten Ufer der Dollbek gibt es außer dem üblichen Sumpf auch einige wenige Stellen, die fest genug zum Anlegen sind. Natürlich wollen das auch noch andere Paddler, aber ich finde eine. Während ich mein Brötchen esse, landen einige Jungs (unter gewissen Schwierigkeiten) an und machen sich auf ihrem Gaskocher eine Dose warm. Ich schaue derweil einigen Libellen zu, wie sie Kleininsekten jagen und wie zum Spaß auch manchmal sehr nah an mir vorbei kacheln.
Pause in der Dollbek
Auch während meiner Pause kommen viele Paddler und einige Motorboote vorbei. Bald paddle auch ich weiter, erreiche viel zu schnell den Gobenowsee. Es treibt mich in die westliche Bucht. Dort lasse ich für eine Weile mein Paddel los, genieße den leichten Wind und das Alleinsein, die Stille, die man innerhalb der Saison ansonsten tagsüber nicht erleben kann. Der Strom der Paddel- und vereinzelten Motorboote ist 500 Meter entfernt.
in der Dollbek
Der Tag ist noch jung, das Wetter sehr angenehm. Ich beschließe nach einigem Abwägen, noch ein Stückchen in die Drosedower Bek hinein zu paddeln. Da ich mich kenne, nehme ich mir ganz fest einen Zielort vor, um nicht wieder, wie schon so oft, zu weit zu paddeln. Mein Ziel stellt die Drosedower Brücke dar, die den Wanderweg von Fleether Mühle nach Drosedow ermöglicht.
Auch diese Strecke ist nur 2,5 km lang, aber naja, 5 km mit der Rücktour wollen letzten Endes auch gepadelt sein. Also bewege ich mein Kanu über den Gobenowsee, bis ich die Mündung der Drosedower Bek erreiche: viele Paddler kommen aus dem kleinen romantischen Kanal, andere verschwinden darin. Zum Glück sind die meisten Leute auch von der üppigen Natur hier ergriffen und entsprechend leise, und zum Glück fahren hier nicht so viele Motorboote wie in der Dollbek.
viele Paddler auf der Mecklenburgischen Seenplatte
Es ist immer noch sehr warm, und entsprechend viele Libellen schwirren umher. Sumpffarn am Ufer, Seerosen in den kleinen Buchten und ab und zu das dezente Klopfen eines Spechtes - das erzeugt eine eindrucksvolle Stimmung von Wildnis.
Dann erreiche ich die Brücke und damit sowohl meinen Umkehrpunkt als auch eine gute Rastmöglichkeit. Von denen gibt es nämlich hier nur sehr wenige, da die Ufer an den meisten Stellen nicht betretbar sind.
Aus einer kleinen Bucht zwischen zwei hohen Erlen fährt jemand mit seinem Kanu wieder ins Fahrwasser, und die Gelegenheit nutze ich schnell aus und lande an. Außer mir genießt noch eine Familie mit mehreren Kanus sowie ein älteres Pärchen mit Fahrrädern den schönen Pausenplatz, der sich auf einer größeren Waldlichtung fortsetzt. Ich gehe ein wenig umher, komme auch mit Leuten ins Gespräch. Man wundert sich hier auch über den Motorbootsverkehr.
Pause an der Drosedower Bek
Als ich den Heimweg antrete, ist es fast 15:30 Uhr. Ich habe nun noch einen Rückweg von 9 Kilometern vor mir, inkl. einer Schleusung. Auch für den Rückweg lasse ich mir viel zeit, vor allem auf der Drosedower Bek und Dollbek. Dort lege ich noch eine kleine Pause ein, und während ich mich mit einem Vater unterhalte, dessen Sohn seine Angel mit im Kanu hat, fährt doch tatsächlich ein 12 Meter - Charterboot durch dieses Fließ!
Mir bleiben die Worte im Hals stecken, und ich wünsche dem Bootsführer, mal eine neue Erfahrung zu machen: es liegen nämlich auch durchaus Bäume unter Wasser, und an einer gewissen Stelle ist ein unsichtbares Stahlrohr versenkt. Diese Hindernisse kann er von seinem Thron sicher nicht erkennen!
Wie auch immer, das Leben geht weiter und die Gemüter beruhigen sich wieder. Bald setze ich meinen kleinen Ausflug fort, paddle über den Labussee und nähere mich der Schleuse Canow. Da dort keine Motorboote warten, sondern die Schleuse offen und noch genug Platz für mich ist, muss ich nicht entscheiden, ob ich schleusen will oder die Lore benutzen. Es ist bereits entschieden.
Charterboot in der Dollbek
Die Schleusung wird zügig vollzogen, ich bin auf dem Canower See. In der Bucht rechts von mir sitzt wieder (oder noch immer) der (oder ein) Graureiher, und langsam wird es auch ansonsten auf dem Wasser wieder ruhig. Gegen 19:00 Uhr erreiche ich meine Einsetzstelle in Kleinzerlang. Das Wasser ist jetzt nur noch glatt, es gibt weder Wellen von Motorbooten noch vom Wind. Nur der Himmel sieht merkwürdig aus, und ein Blick auf die Wettervorhersage bestätigt mir, dass es bald ein Gewitter geben wird.
Ich packe alles ein und mein Holzkanu auf das Autodach. Der Himmel zieht sich zu, und ich fahre zu meinem Quartier. In der Nacht gibt es dann noch für zwei Stunden ein kräftiges Gewitter mit heftigem Regen. Ich bin sehr froh, dies nicht tagsüber erleben zu müssen.
Dieses Bild ist typisch für die Drosedower Bek und die Dollbek
Alle Kanueinsetzstellen an der Mecklenburgischen Kleinseenplatte sowie viele weitere Informationen: https://www.flussinfo.net/mecklenburgische-kleinseenplatte/einsetzstellen/
Die besten Gewässerkarten findet Ihr hier: https://www.flussinfo.net/mecklenburgische-kleinseenplatte/wasserwanderkarten/
Geschrieben in Kanutagebuch (2017)