Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Prinzeninselumrundung am 10. September

Geschrieben am 10.09.2017 in Kanutagebuch (2017) —   Großer-Plöner-See, Holsteinische-Seenplatte, Kleiner-Plöner-See (Geändert am 11.09.2017)

Von Kleinen Plöner See in den Großen Plöner See bei Spitzenort

Von Kleinen Plöner See in den Großen Plöner See bei Spitzenort

Hinter uns liegen einige Regentage, aber für heute wurde recht gutes Wetter vorher gesagt: es soll bis zu 19 Grad warm werden, dabei aber recht windig.

Wir möchten gerne auf der Holsteinischen Seenplatte paddeln. Die Umrundung der Prinzeninsel im Großen Plöner See gehört zu den abwechslungsreichsten  kleinen Kanutouren unserer Gegend und bietet Variationen, die man auch bei viel Wind paddeln kann. 

Unsere Einsetzstelle soll der Appelwarder sein, da man dort recht gut heran fahren und auch parken kann. Dort treffen wir gegen Mittag ein, und etwa 12:30 Uhr finden wir uns auf dem Kleinen Plöner See wieder. Zur gleichen Zeit wie wir hat ein älteres Pärchen sein Faltboot aufgebaut, und es paddelt bald flott an uns vorbei. 

Wellengang auf dem Kleinen Plöner See

Wellengang auf dem Kleinen Plöner See

Der Wind bläst kräftig von vorn, die Wellen sind an der Grenze dessen, was für uns noch paddelbar ist. Aber es sind ja nur 1500 Meter über den Kleinen Plöner See zum Mühlensee hinüber.

klares Wasser im Mühlensee

klares Wasser im Mühlensee

Wir halten geradeaus auf den Feuerwehrturm in Spitzenort zu und sind nach 1,5 Kilometern im Mühlensee. Dort können wir tief auf den Grund schauen, die Sicht beträgt mindestens zwei Meter. Das schöne Wetter und die gute Luft lassen unsere Laune ansteigen und wir freuen uns über unseren Entschluss, hier heute in der Natur zu sein und zu paddeln.

Der Mühlensee in Plön

Der Mühlensee in Plön

Als wir an der Umtragestelle Spitzenort ankommen, sind die beiden mit dem Faltboot bereits oben und wollen wieder in das kurze Stück Schwentine einsetzen. Eine laute Familie in einem Canadier kommt hinter uns an, aber zum Glück sind sie nicht sehr schnell. Sls sie die Rohrdommelbucht erreicht haben, sind sie zum Glück ein wenig leiser. 

Viele Höckerschwäne, Stockenten, Blässhühner sowie einige Haubentaucher beleben die Rohrdommelbucht. Vor dem Wind sind wir immer noch geschützt, und wir probieren, um die Halbinsel Spitzenort herum zu paddeln, wo der Campingplatz liegt. Dort kommt der stark böige Wind aber wieder kräftig von vorn, und wir haben mit hohen Wellen zu tun. Auf der breiten, trockenen Spitze einer alten Erle auf der Burmeister Insel sehen wir einen Seeadler sitzen. Da ist die Freude natürlich groß!

Ein gutes Stück paddeln wir zur Ascheberger Bucht hinüber, bis mir schwant, dass wir bald bei vollem Seitenwind paddeln müssten, wenn wir zur Spitze der Prinzeninsel wollten. Das ist mir zu anstrengend, und so drehen wir um und lassen uns zur Rohrdommelbucht zurück treiben.  

Sonne und Wind mit hohen Wellen auf dem Großen Plöner See

Sonne und Wind mit hohen Wellen auf dem Großen Plöner See

Als es ein wenig ruhiger wird, entdeckt Gundula einen Turmfalken, der über der Prinzeninsel jagt. Während sie mich darauf aufmerksam macht und ich ihn gerade am Himmel gefunden habe, fliegt langsam von der Plöner Stadtbucht ein Vogel zur Rohrdommelbucht, den wir zuerst für eine Möwe halten. Sein Flugverhalten erinnert mich allerdings an etwas anderes, und als er ein wenig mehr mit seiner Unterseite ins Sonnenlicht fliegt, bestätigt sich mein vager Verdacht: wir haben es mit einem Fischadler zu tun! Es ist wohl einer der ersten Durchzügler aus nordischen Ländern.

Er kreist noch einige Runden über uns und zeigt sich dabei auch noch den Faltbootfahrern, die gerade angepaddelt kommen und die wir auf ihn aufmerksam machen. Bald entschwindet er, und wir paddeln zum Durchstich hinüber.

Ein Fischadler über dem Großen Plöner See

Ein Fischadler über dem Großen Plöner See

Im Durchstich ist gerade genügend Wasser, dass wir ohne treideln zu müssen unter der Brücke hindurch kommen. Bevor wir die Bucht auf der Plöner Seite erreichen, muss ich mal an Land. An den Erlenwurzeln dort ist das Anlegen problemlos. In der Bucht ist es fast windstill, und eigentlich suchen wir einen guten Pausenplatz. 

Anlanden ist dort an einigen kleinen Stränden möglich, aber es gibt keine Fläche, auf denen man sich bewegen könnte, sondern nur dichtes Gebüsch und Pflanzenwildnis. Also steuern wir unser Kanu einfach in der stillen Bucht in die Sonne, trinken Tee und essen jeder eine der gefüllten Teigtaschen, die Gundula heute am Morgen noch gemacht hat. Dabei schauen wir einer großen Gruppe von Paddlern zu, die aus Richtung Plön in die Bucht kam und nun offenlichtlich durch den Durchstich rutschen will. 

Wasserwanderer auf dem Großen Plöner See

Wasserwanderer auf dem Großen Plöner See

Wir lassen uns sehr viel Zeit, und auf dem Großen Plöner See gibt es eine Menge zu sehen: Paddler, Segeljollen, Segelkutter, kleine flinke Katamarane, große Kajütkreuzer. Dazu fahren einige Ausflugsschiffe hin und her. Durch den stark wechselnden Wind verändern sich ständig die Wolkenfelder und damit die Lichverhältnisse. So etwas finde ich sehr reizvoll!

Natürlich beobachten wir auch den Himmel: ein Kormoran überfliegt uns. Irgendwann sehe ich einen großen Vogel in relativ niedriger Höhe über den See von Ost in unsere Richtung fliegen: ich tippe sofort auf Seeadler, aber es hätte auch ein Reiher sein können. Als er sich schnell immer weiter nähert, erweist er sich tatsächlich als Seeadler! Er fliegt ein wenig über unserer kleinen Bucht an der Prinzeninsel hin uns her, bevor er über der Insel aus unserem Blick gerät. 

Das ältere Pärchen mit dem Faltboot hat die Prinzeninsel umrundet und paddelt jetzt zum Durchstich. Die große Gruppe ist ebenfalls bereits dort im Auengehölz verschwunden, wobei wir uns wundern, dass man mit sehr großen Kanus (es waren zwei Zehner-Canadier dabei) überhaupt dort durch kommt.

Die Plöner Stadtbucht im Großen Plöner See

Die Plöner Stadtbucht im Großen Plöner See

Wir wenden uns in Richtung offenen See, wollen von hier aus die Spitze der Prinzeninsel umrunden. Zunächst Ist es noch relativ ruhig, und wir kommen ganz gut vorwärts. Der Wind wird aber immer kräftiger, je weiter wir nach Süden paddeln, und die Wellen werden höher. Wir paddeln nicht sofort um die Spitze der Prinzeninsel, sondern erst einmal in den Windschatten hinein, den uns die Insel Langes Warder bietet. Von dort aus kann ich auch einige Fotos machen, bevor wir uns wieder durch die Wellen kämpfen. Zum Glück lässt der Wind zwischendurch immer mal wieder ein wenig nach.

 

Großer Plöner See zwischen Langes Warder und Prinzeninsel

Großer Plöner See zwischen Langes Warder und Prinzeninsel

Es ist unsere Absicht, an der Badestelle der Prinzeninsel für eine Pause anzulanden. Die ist schnell erreicht. Ein schönes Segelboot ist am Steg festgemacht, es ist eine Megin-Jolle. Ich mag dieses knuffige, kleine Boot sehr, es hat einen sehr eigenwilligen Charakter.

Da an der Badestelle viel Betrieb herrscht, verkürzen wir unsere Pause ein wenig. Gerade, als wir wieder abgelegt haben, frischt der Wind auf und türmt ordentliche Wellen auf. Wir paddeln zuerst ein Stückchen in Richtung Ascheberg, schräg gegen den Wind, bevor wir uns mit dem Wind in die Rohrdommelbucht hinüber treiben lassen. 

Badestelle Prinzeninsel mit Meginjolle

Badestelle Prinzeninsel mit Meginjolle

Als wir aus dem Wind heraus sind, paddeln wir ganz langsam durch die Rohrdommelbucht, um den Campingplatz Spitzenort herum. Am Kanu-Fisch-Pass lassen wir unseren Holzcanadier langsam herunter rutschen und steigen im Mühlensee wieder ein. Es ist immer noch sonnig, und in beiden Teilen des Mühlensees ist es auch windstill und daher relativ warm. 

Als wir ein Stück auf den Kleinen Plöner See hinaus gepaddelt sind, erreicht uns wieder der Süd-Westwind, und zwar fast genau von hinten. Das bringt mich natürlich dazu, meinen Anglerschirm aufzuspannen. Ich halte ihn vorsichtshalber so, dass er hinter meinem Rücken liegt und die Rundung konvex nach außen zeigt. Auf diese Weise brauchen wir für die nächsten 1500 Meter nur zu steuern und sind um 16: 32 Uhr wieder am Appelwarder, unserer Einsetzstelle angelangt.

Rückenwind-Segeln auf dem Kleinen Plöner See

Rückenwind-Segeln auf dem Kleinen Plöner See

Geschrieben in Kanutagebuch (2017)