Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Am 12. August auf Templiner Gewässern

Geschrieben am 13.08.2018 in Kanutagebuch (2018) —   Templiner-Gewässer (Geändert am 17.08.2018)

Gundula und ich sind einige Tage im FlussInfo-Gebiet der Mecklenburgischen Seenplatte und Nordbrandenburg unterwegs. Unser Ziel für den Anfang sind die Templiner Gewässer. Wir kommen am Samstag Abend nach einer ziemlich langen Anfahrt (mehr als 6 Stunden mit Stau etc.) kurz vor dem Dunkelwerden am Bruchsee an.

Hier an der Einsetzstelle wollen wir im Auto übernachten, um dann am Sonntag Morgen über den Bruchsee, Gleuensee und Netzowgraben zum Netzowsee bei Knehden zu paddeln.

im Kanal zwischen Bruchsee und  Gleuensee

im Kanal zwischen Bruchsee und Gleuensee

Am Morgen kommen wir erst gegen 11:00 Uhr los, da wir uns sehr viel Zeit mit unseren Morgenroutinen gelasen haben und unser Alltag und die Anreise uns noch in den Knochen steckt. Es sind nur wenig Motorboote unterwegs, und aus den Gehölzen an den Ufern hören wir in kurzen Abständen die spöttelnden Rufe von Grünspechten. Auch zwei Kanus treffen wir. Als wir eine Pause an einer Badestelle am Gleuensee einlegen wollen, sind dort zwar Paddler, aber der Platz gehört laut einem Schild zum Campingplatz. So lassen wir es mit dem Anlegen.

zwischen Bruchsee und Gleuensee

zwischen Bruchsee und Gleuensee

Wir haben stärkeren Rückenwind, und die Temperaturen halten sich zwischen 25 und 28 Grad. Eine weitere Anlegemöglichkeit entpuppt sich als zu hoch und zu hart, da sie vor langer Zeit aus Beton gefertigt wurde.

So wenden wir uns dem Ende des Gleuensees zu, das durch eine gelbe Tonne mit einem großen Schild mit durchgestrichener Schiffs-Schraube markiert wird. Jetzt sind wir im "Naturschutzgebiet Knehdener Moor". Ab hier beherrscht eine üppige Pflanzenwelt die Ufer und auch die Wasserflächen: hier wächst Sumpffarn zwischen den alten Baumstubben am Ufer. Es gibt viele Krebsscheren, und teilweise blühen sie noch. 

Sumpffarn, Krebsschere, und Teichrosen im Erlenbruch

Sumpffarn, Krebsschere, und Teichrosen im Erlenbruch

Blühende Krebsschere im Netzowgraben

Blühende Krebsschere im Netzowgraben

Krebsscheren im Netzowgraben

Krebsscheren im Netzowgraben

In klarem Wasser wächst die Kanadische Wasserpest, und zwischen ihren Ranken und in den freien Flächen tummeln sich viele Fische zwischen 5 und 20 Zentimetern Länge. 

Wir genießen die Ruhe und üppige Natur, und nur selten kommt mal jemand mit einem Kanu vorbei. Bevor der Graben ganz schmal wird, erscheint eine kleine Gruppe in drei Canadiern. Es findet eine Naturführung statt, und der Naturführer referiert zu den vielen Krebsscheren. 

Wir entdecken einige Biberspuren, Bibergleiten und heraus gerissenen Seerosenwurzeln. An manchen Uferstellen liegen Zweige, die ein Biber auf Vorrat angehäuft zu haben scheint.

Froschbiss, Kanadische Wasserpest und Krebsschere

Froschbiss, Kanadische Wasserpest und Krebsschere

im Netzowgraben

im Netzowgraben

Eine Ringelnatter hatte sich auf einem Seerosenblatt gesonnt und verlässt dieses schreckhaft. Wir hören einen Eisvogel, und dann fliegt er sehr niedrig über den Wasserpflanzen davon. Ob jemand aus der Gruppe das gesehen hat? Ich glaube nicht.

Der Anfang des schmalen Grabens ist recht dicht bewachsen, so dass wir zwischen Schilf, Birken- und Erlenzweigen hindurch steuern müssen. Das Wasser ist flach, der Grund weich. Auch hier flitzen viele Fische zwischen den Pflanzenstengeln hindurch.

Straßenbrücke in Knehden

Straßenbrücke in Knehden

Baumhindernis

Baumhindernis

Wir passieren die sehr flache, sehr enge und steinige Stelle am Bahndamm, den kleinen Tunnel und die Straßenbrücke. Danach ist es zwar immer noch eng, aber nicht mehr steinig. Plötzlich wird der Netzowgraben breiter, und Häuser sind am linken Ufer zu sehen: wir haben das Dorf Knehden erreicht. Etwas heruntergekommene Bootshäuser stehen am Ufer. Einige alte Erlen liegen im Wasser, aber wir finden genug Lücken. Ein Eisvogel kommt auf uns zu, gerade als uns ein Kajak mit einem jungen Pärchen überholt. Er flieg direkt auf deren Bootsspitze zu, als wollte er sich darauf setzen. Dann bemerkt er seinen Irrtum und dreht fast 90 Grad bei. Die beiden im Kajak bemerken von all dem nichts und albern weiter herum. Wir staunen, haben so etwas allerdings bereits mehrfach erlebt. 

viel Totholz im Netzowgraben

viel Totholz im Netzowgraben

Solch ein Paradies zu durchpaddeln beruhigt das Gemüt und schafft Abstand zur übrigen Welt. Dass es noch bei derartig schönem Wetter stattfindet, ist noch einmal ein Bonus. Immerhin kommt hier auch kein Wind an. Allein schon verschiedene Fischarten beobachten zu können, die im flachen Wasser dahin ziehen, steigert bei mir das Wohlbefinden. 

eine Ringelnatter im Naturschutzgebiet Knehdener Moor

eine Ringelnatter im Naturschutzgebiet Knehdener Moor

der Netzowgraben vor dem Netzowsee

der Netzowgraben vor dem Netzowsee

Ganz langsam lassen wir unser Holzkanu durch dieses einsame Fließ gleiten. Wir beobachten weitere Ringelnattern, und eine ist sogar auf ihrem Sonnenplatz liegen geblieben, so dass mir ein Foto gelingt. 

Pausenplatz am Netzowsee

Pausenplatz am Netzowsee

Am Netzowsee landen wir an einer kleinen Badestelle an und essen unser zweites Frühstück in einer ausgedehnten Pause. Die geführte Gruppe kommt auch zurück, man ist von hier gestartet. 

Unser Pausenplatz liegt zwar im Wind, aber er bietet uns auch den Schatten vor der starken Sonnenstrahlung.

Nach etwa einer Stunde treten wir unsere Rücktour an. Auch dafür lassen wir uns sehr viel Zeit, solange wir uns im Netzowgraben befinden. Auf dem Gleuensee erwarten wir stärkeren Gegenwind, wie uns die Wettervorhersage informierte. Es wird allerdings nicht so schlimm wie befürchtet, und so kommen wir recht gut durch und landen nach etwa zwei Stunden wieder an unserer Einsetzstelle am Bruchsee an.

Ausflugsschiff auf dem Bruchsee

Ausflugsschiff auf dem Bruchsee

Geschrieben in Kanutagebuch (2018)