Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Am 17. November auf dem Eider-Ring-Kanal

Geschrieben am 19.11.2018 in Kanutagebuch (2018) —   Eider, Eider-Ring-Kanal

Eider-Ring-Kanal bei Achterwehr

Eider-Ring-Kanal bei Achterwehr

Eigentlich war für heute graues Wetter vorher gesagt worden. Aber wir wollten trotzdem aufs Wasser, und heute Morgen ist es nun überraschenderweise sonniger als erwartet. Wir erledigen zu Hause am Samstagvormittag noch einige Dinge und sind dann kurz nach Mittag in Achterwehr an der Einsetzstelle.

Die Luft ist etwa 5 und das Wasser 8-9 Grad "warm". Es weht kaum, so dass uns beim Ablegen eine glatte Wasseroberfläche auf dem Eider-Ring-Kanal empfängt.

auf dem Eider-Ring-Kanal

auf dem Eider-Ring-Kanal

Vor den Achterwehrer Speichern ist die Eider ja breiter als gewohnt, da wir es hier mit einem alten Hafen zu tun haben. Kleine Frachter mussten hier wenden und warten können.  Während wir in Richtung Nord-Ostsee-Kanal paddeln, versuchen wir an dieser Stelle, den vielen Wasservögeln so gut wie möglich auszuweichen. Es sind Stockenten, Schnatter- und Tauchenten. Letztere Art ist nur durch die braunen Weibchen vertreten, es sind keine der schwarz-weißen Männchen anwesend. Aber es gibt auch viele Blässhühner.

Trotz der Kälte genießen wir unsere Kanutour sehr, und bald können wir auch am linken Ufer entlang paddeln, das schön von der Sonne angestrahlt wird.

Quarnbeker See

Quarnbeker See

Die Gehölze haben nun fast alle Blätter verloren, und an den Haseln und Erlen fallen nun die frisch heraus gewachsenen männlichen Blüten auf, die als lange Rispen von jedem Zweig herab hängen: dunkerot bei den Erlen, grünlich bei den Haseln. An kahlen Zweigen leuchten noch immer die roten kleinen Früchte vom Schneeball sowie die Hagebutten der Heckenrosen.

Am Himmel ziehen weiße Wolken, und ab und zu verändert sich die Sonnenstrahlung. Als ich einmal nach oben blicke, fliegt hoch über dem rechten Ufer ein Turmfalke. Sein rotbraunes Gefieder wird dabei schön durch das Sonnenlicht durchschienen.

 

auf dem Eider-Ring-Kanal

auf dem Eider-Ring-Kanal

Auf dem winzigen Quarnbeker See schwimmen drei Schwäne am gegenüber liegenden Ufer. Leider sind sie recht scheu und fliegen auf, als wir noch fast 200 Meter entfernt sind. Im Gestrüpp am linken Ufer halten sich auffallend viele Amseln auf. Sie fliegen immer mal wieder kurz auf und wechseln den Strauch. Wahrscheinlich fressen sie sich an den vielen Schlehen satt, die dort den Sommer über gereift sind.

Wir haben Hunger, und zur ehemaligen Schleuse Strohbück ist es nicht mehr weit. An einer Stelle, wo der Hang am rechten Ufer besonders hoch ist, hören wir Vögel, die wie Schwanzmeisen klingen. Während wir konzentriert nach oben schauen, plätschert es leise und rhytmisch: ein Mann im Kajak kommt vorbei.

Mann im Kajak auf dem Eider-Ring-Kanal

Mann im Kajak auf dem Eider-Ring-Kanal

Da wir die Vögel nicht entdecken, sondern nur hören können, paddeln wir bald weiter. An den Uferbefestigungen vor der Schleuse legen wir an und steigen aus unserem Kanu. Der Mann mit dem Kajak sitzt in der Sonne im Kajak und schaut Video auf seinem Smartphone. Der Ton ist nicht auf Diskretion eingestellt.

Wir packen unsere Sachen und wandern zum kleinen Schleusenwärterhäuschen. Dort sitzen wir auf einer Bank in der Sonne, essen unseren heißen Eintopf und trinken Tee. Den Eintopf hat Gundula morgens noch gekocht, und wir haben ihn in Clickboxen transportiert, die wir umwickelt und in unsere Kühlbox gepackt haben. Das ist ein Test, und er hat sich gut heiß gehalten!

Kanu an der Alten Schleuse Strohbrück

Kanu an der Alten Schleuse Strohbrück

Zwischendurch gehe ich ein wenig umher und schaue dabei auch auf den Nord-Ostse-Kanal. Etliche Wasservögel schwimmen dort am Ufer vor Schinkel. An ihren Sozialgeräuschen kann ich sie als Grau- und Nonnengänse erkennen.

An meinem Ufer taucht gerade ein Kormoran aus dem Wasser, nur mit Hals und Kopf. Ich wandere wieder zu unserer Pausenbank. Wieder sind Schwanzmeisen zu hören. Sie scheinen in der großen Fichte zu sitzen, die nahe dem westlichen Schleusenteil steht. Entdecken können wir sie nicht, aber nach einiger Zeit fliegen nach und nach einige Schwanzmeisen aus der hohen Fichte zu den Gehölzen auf unserer Seite. Direkt danach landet ein Rotkehlchen in einem Strauch am Schleusenhaupt, und pickt dort herum. Wahrscheinlich findet es dort Spinnen und Insekten. 

Eider-Ring-Kanal im Abendlicht

Eider-Ring-Kanal im Abendlicht

Kurz bevor wir unsere Pause beenden, hören wir zuerst das Gebrumm eines Schiffsmotors und dann die Rufe von Nonnengänsen. Das Schiff fährt langsam vorüber, ein weiteres kommt ihm entgegen. Als die Schiffe nicht mehr zu sehen sind, überfliegt uns ein Zug von Nonnengänsen, der aus etwa 25 Vögeln besteht und über uns kreist, bis er sich in Richtung Flemhuder See begibt. Schnell haben wir die Gänse aus den Augen verloren. Dafür sehen wir noch das Rotkehlchen aus dem Strauch in unsere Richtung fliegen, wo wir es dann im dichten Buschwerk verschwinden sehen. 

Achterwehrer Speicher

Achterwehrer Speicher

Während unserer Rücktour lassen wir uns nicht ganz so viel Zeit, da es in der untergehenden Sonne deutlich kühler wird. Schön ist es aber immer noch, und so genießen wir die letzte Sonnenwärme an den Stellen, wo sie noch einmal richtig durch die Lücken zwischen den Gehölzen scheint. Diese kleine Samstag-Nachmittagstour wird wohl die letzte vor Beginn der wirklich kalten Jahreszeit gewesen sein, denken wir. Umso mehr haben wir uns an der Natur und der Bewegung erfreut.

Kanu-Einsetzstelle Achterwehr

Kanu-Einsetzstelle Achterwehr

Geschrieben in Kanutagebuch (2018)