Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Auf der Peene am 16 Juli

Geschrieben am 17.07.2018 in Kanutagebuch (2018) —   Peene (Geändert am 24.07.2018)

morgens an der Peene

morgens an der Peene

Gundula und ich verbrachten die Nacht auf einem Wohn-Floß am Ufer der Peene, wo wir so etwas wie "house-keeping" gemacht haben. Am Vorabend gingen wir mit der Sonne ins Bett, und heute früh erwache ich gegen 4:00 Uhr. Über der Peene herrscht dichter Nebel, und auf der Ostseite erscheint ein klein wenig Rot am Himmel.

Gundula möchte noch ein wenig schlafen, und so stehe ich allein auf und mache mich und das Holzkanu klar. Als ich um 4:20 Uhr im Kanu sitze, kann man bereits von einem zarten Morgenrot sprechen. 

morgens an der Peene

morgens an der Peene

Obgleich es noch so früh ist, höre ich von überall um mich herum die ersten Vögel: Rohrsänger, Drosseln und Rohrschwirle rufen aus der Nähe, wenn auch noch recht leise. Aus großer Entfernung sind die ersten Kranich-Rufe zu hören. 

Während ich mein Kanu ganz langsam durch den Nebel in Richtung Anklam gleiten lasse, fliegen direkt aus dem Nebel 5 Höckerschwäne auf. Die habe ich leider aufgeschreckt, was mir sehr leid tut. 

Der Nebel ist nicht gleichmäßig dicht verteilt. Er bildet so etwas wie "Fontänen" oder "Wirbel", die sich zwar kaum bewegen, aber für sehr interessante Eindrücke sorgen. 

Ich bin recht dick angezogen, weshalb mir die kühle Feuchte nichts ausmacht. Die Stimmung auf der Peene hingegen ist unvergleichlich und geheimnisvoll. Ich kann nicht überall hindurchsehen, was meine Kanutour für mich und meine Sinne zu einem beinahe mystischen Erlebnis macht.

kurz vor Sonnenaufgang an der Peene

kurz vor Sonnenaufgang an der Peene

Während ich mein Kanu langsam voran bewege, steigen einzelne Nebelkreisel in die darüber liegende, fast klare Luftschicht auf. Es wird ein wenig heller, und das Rot des Morgenhimmels nimmt ganz langsam zu. Gleichzeitig intensivieren sich die Töne um mich herum: zu meiner großen Freude zeigen sich die ersten kleinen Kranichzüge am Himmel! Laut rufend ziehen sie aus verschiedenen Richtungen auf ein Ziel zu. Sie scheinen sich auf einer Wiese oder einem abgeernteten Getreidefeld hinter dem breiten Ufergehölz am linken Ufer zu treffen. Von dort kommen jedenfalls die Antworten, sehr laut und intensiv. Von verschiedenen Bäumen um mich herum höre ich gleichzeitig die Rufe einiger Pirole, was mich ebenfalls sehr beglückt. 

Nebengewässer der Peene am Morgen

Nebengewässer der Peene am Morgen

In der Mitte der Peene erkenne ich im frühen Morgenlicht eine geradlinige Bewegung im Wasser, die sich bald links von mir in etwa 10 Metern parallel zu meinem Kurs fortsetzt. Ich erkenne bald ganz genau, was ich bereits erahnt hatte: ein Biber hat sich auf den Weg gemacht! 

Wie gewohnt, sehe ich nur seinen Kopf. Ich versuche ihn zu fotografieren, aber man wird nicht viel erkennen können, da ich nur 55 mm Brennweite zur Verfügung habe. Beglückt bin ich aber trotzdem!

Nebel über der Peene

Nebel über der Peene

Zusätzlich zu den Kranichrufen höre ich nun auch Graugänse. Bald erkenne ich, dass sie zusammen mit den Kranichen in denselben Zügen unterwegs sind! 

Verschiedene Graureiher sind ebenfalls unterwegs, und als einer auffliegt, kommt noch ein weiterer großer Vogel angeflogen: er sieht aus wie ein Adler, ist bräunlich wie ein Bussard und auch ähnlich in der Größe. Schnell begreife ich, dass ich es hier mit einem Schreiadler zu tun habe!

Am Eingang zu einem Torfstich schwimmen zwei Biber hin und her. Ich bremse und halte an, um sie in Ruhe beobachten zu können. Sie sind etwa 8 Meter entfernt. Noch so in Gedanken versunken, aber trotzdem gespannt, schrecke ich plötzlich hoch und muss mich schnell umdrehen, da mich etwas von hinten laut anfaucht! Ein großer Kopf schaut aus dem Wasser, und mir wird klar, dass es sich um einen Fischotter handelt! Er steht zunächst auf der Stelle und mustert mich, bevor er abtaucht, nachdem er nochmals gefaucht hat. Man kann sich denken, dass ich ziemlich verblüfft bin. Ein Foto zu machen kommt mir nicht einmal in den Sinn, so gebannt bin ich. Der Fischotter war nur etwa 3 Meter von meinem Kanu entfernt.

Morgennebel auf der Peene

Morgennebel auf der Peene

Nach dieser Überraschung ist von den beiden Bibern auch nichts mehr zu sehen, aber ein Höckerschwan gleitet langsam durch den leichten Nebel über die Wasseroberfläche des Torfstichs. Große Binsen-Bulte sowie einige Schwertlilienkolonien bewachsen dieses eindrucksvolle Nebengewässer. Kein Windhauch stört die Idylle. Durch die Erlengehölze des nördlichen Ufers scheinen die ersten richtigen Sonnenstrahlen. Der Nebel dahinter lässt einen traumhaften Eindruck entstehen.

Ich lasse mein Kanu langsam weiter durch den Nebel gleiten. Dabei lausche ich einem Schwarzspecht und freue mich, dass etliche Fische immer wieder durch die Wasseroberfläche stoßen. 

 

 

Peene nahe Priemen

Peene nahe Priemen

Ich erreiche den Kanurastplatz Priemen, paddle aber daran vorbei. Zum Essen habe ich ohnehin nur ein wenig Schokolade dabei, nicht einmal Kekse. 

Gegen 6:00 Uhr drehe ich um. Die neue Blickrichtung lässt mich statt in die Sonne in immer noch dominierenden Nebel schauen. In der nächsten Kurve steht jemand in einem Schlauchboot und angelt. Den habe ich nicht kommen hören. Wir grüßen einander knapp und freundlich, und ich paddle weiter. 

Unter einer höheren Uferkante sehe ich etwas Dunkelbraunes sich langsam bewegen. Im Fernglas sehe ich, dass es tatsächlich ein Biber ist, der sich an einem Pflanzenstengel labt. Ich versuche mich an einem Foto, bevor ich ihm wieder seine Ruhe lasse. Später sehe ich noch einen Biber quer über die Peene ziehen. 

morgens an der Peene bei Priemen

morgens an der Peene bei Priemen

Während der nächsten Kilometer steigt die Sonne schnell höher, so dass ich mir meine warme Weste ausziehen muss. Ich bin froh, dass ich jetzt nicht gegen die Sonne gucken muss, denn das wäre fast unerträglich ohne starke Sonnenbrille. 

Allmählich singen immer mehr Vögel, unter ihnen auch einige Mönchsgrasmücken.

Als ich bis auf etwa 300 Meter an "unser" Floß heran gepaddelt bin, sehe ich Gundula in der Morgensonne sitzen. Bald habe ich sie erreicht, und wir tauschen uns über die schönen Erlebnisse an diesem sonnig-nebligen Morgen aus. Ich bleibe noch im Kanu, will noch kurz in den Baggersee bei Kagenow hinein paddeln.

Baggersee bei Kagenow

Baggersee bei Kagenow

Im Baggersee ist das Wasser bereits nebelfrei, was darauf hin deutet, dass das Wasser hier wärmer zu sein scheint als in der Peene. Ich steuere einen stillen Platz an, wo ich anzulanden gedenke. Leider störe ich dabei einen Flussuferläufer, der schnell auffliegt und sich einen anderen Platz am Ufer sucht.

Ich gehe ein wenig umher und genieße dabei den Gesang einiger Pirole, die in den Ufergehölzen um mich herum sitzen. Von einem Mirabellenbusch pflücke ich einige rote Früchte für unser Frühstück. 

Bald paddle ich zu Gundula zurück und lande an. Während wir noch auf dem Floß frühstücken, können wir einige Bachstelzen dabei beobachten, wie sie von einem Elternteil gefüttert werden. Etliche Rohrsänger sitzen im Schilf um uns herum und trällern. Auch eine Singdrossel ist zu hören.

Heute ist unser letzter Tag an der Peene. Wir fahren am späten Vormittag nach Kiel zurück, wo wir nach etwa 4 Stunden ankommen. 

Sonnenaufgang an der Peene

Sonnenaufgang an der Peene

Geschrieben in Kanutagebuch (2018)