Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Auf der Eider bei Flintbek am 12. Oktober

Geschrieben am 12.10.2018 in Kanutagebuch (2018) —   Obere-Eider (Geändert am 19.10.2018)

Am heutigen Freitag paddeln wir auf der Oberen Eider. Wir setzen in Flintbek ein und paddeln bei gutem Wasserstand, mehr als 20 Grad und schwachem Gegenwind die Eider aufwärts. Betti, die kleine Pudelhündin, sitzt ganz still neben ihrer Besitzerin.

Als wir vor etwa 2 Monaten bereits einmal hier waren, gab es sehr viel Kraut auf der Eider. Heute ist es frei. Wir paddeln zunächst flott voran, obwohl wir ein wenig Gegenwind haben und etwas Strömung.

Nach etwa 1000 Metern ist plötzlich wieder Kraut vorhanden. Zunächst glaube ich noch an "schonendes Krauten", aber dann wird schnell  klar, dass man hier einfach zu räumen aufgehört hat.

Obere Eider bei Flintbek

Obere Eider bei Flintbek

Es macht aber trotzdem Spaß, das Kanu um die dicken Bänke aus Brunnenkresse herum zu lavieren. Das Kraut wird immer dichter, aber man kommt durch. Ich erfreue mich an der schönen Färbung des Herbstlaubs und darüber, dass das Sumpfvergissmeinnicht noch in voller Blüte steht. 

Bevor wir an der riesigen Halle des Eiderheims vorbei paddeln, fliegen links vom seichten Ufer zwei Flussuferläufer auf.

An einem Waldrand erkenne ich plötzlich eine Bewegung. Bei genauerem Hinsehen erkenne ich ein Rudel Damhirsche! Es mögen 7-8 Stück sein. Ich mache meine Mitpaddlerin darauf aufmerksam und wir paddeln zunächst nur langsam weiter. 

Ein Schwarzspecht lässt in der Ferne ganz kurz seine Rufe hören, dann ist es wieder still, abgesehen vom entfernten, aber permanenten Straßengeräusch. Ergriffen von soviel Natur um uns herum paddeln wir beherzt weiter durch das viele Kraut. Es gibt auch eine Kombination mit einem Baumhindernis, und dort müssen wir gleichzeitig Schwung holen, durchbrechen und Kopf einziehen.  Kurz dahinter können wir einen Greifvogel aus einiger Entfernung beobachten, der recht hell wirkt und einen langen Schwanz hat. Es könnte sich um eine Weihe handeln.

Nicht lange danach beobachte ich ein Tier in braunem Fell, das sich in der Nähe einer Stockente am linken Ufer aufhält. Obwohl wir noch weit entfernt sind, bewegt es sich in eine Nische zwischen hohen Gräsern am Ufer und ward nicht mehr gesehen. Ich denke, es war ein Bisam, wohl ein recht großer. Als wir an der Stelle vorbei paddeln, wo er verschwand, finden wir dort einen Graben vor. 

Baum- und Krauthindernis

Baum- und Krauthindernis

Als wir an einer Stelle vorbei kommen, wo alles mit Laichkraut zugewuchert ist, schaut zu unserer großen Überraschung ein Köpfchen aus dem dichten Pflanzenteppich. Das passiert noch ein weiteres Mal, und dann zeigt sich der Zwergtaucher für ganz kurze Zeit auch über Wasser. Auf unserer gesamten Tour erleben wir es noch einige Male.

An einer schönen Stelle, wo die Eider eine große Kurve beschreibt, landen wir an und legen eine Pause ein. Während wir uns stärken, genießen wir das schöne Eidertal um uns herum. Hinter uns ist der Rand eines großen Waldes, davor liegen einige Teiche. Vor uns haben wir, da wir auf erhöhtem Ufer sitzen, einen guten Blick auf die Sümpfe des Eidertals, die gerade hier besonders ausgeprägt sind. Einige tote Birken und Erlen bieten Greifvögeln gute Ansitzmöglichkeiten, und für Spechte gibt es dort sicher auch immer etwas zu holen. Ein Graureiher fliegt am gegenüber liegenden Talrand vorbei.

An verschieden Stellen hören wir Eichelhäher durch das Eidertal schallen. Einmal bekommen wir auch einen zu sehen.

Obere Eider bei Böhnhusen

Obere Eider bei Böhnhusen

Plötzlich lässt uns der Ruf eines Eisvogels aufblicken: dreimal kurz lässt er seinen metallischen Ruf erklingen, bevor er sich auf die Spitze des Decks unseres Kanus setzt, das ich in etwa 8 Metern Entfernung von mir an einer toten Birke festgemacht habe. Da das Deck allerdings zu glatt lackiert ist, kann der Eisvogel sich nicht halten und rutscht langsam das schräge Deck hinunter. Zweimal versucht er, durch rückwärts flattern wieder an die Deckspitze zu kommen und sich dort zu halten. Als das nicht gelingt, fliegt er langsam zum nächsten Ansitz, wo wir ihn eine Weile beobachten können. Während wir uns noch hier aufhalten, fliegt er noch einige Male zwischen seinen Ansitzen hin und her.

Wildnis an der Oberen Eider bei Grevenkrug

Wildnis an der Oberen Eider bei Grevenkrug

Zu unserer großen Überraschung taucht plötzlich ganz in unserer Nähe ein Kopf auf einem schwarzen Hals auf. Ein riesiger nasser  Schnabel glänzt in der Sonne, es ist ein Kormoran, und der schaut sich natürlich um. Als er uns wahrnimmt, ergreift er die Flucht und startet seinen Flug direkt aus dem tiefen Wasser. 

Meine Mitpaddlerin hat am Rand der nahen Wiese ein kleines Säugetier gesehen, das hellbraun ist und eine weiße Brust hat. Sie ruft leise zu mir, aber als ich endlich hinschaue, ist es bereits im dichten hohen Gras verschwunden. Ihrer Beschreibung nach war es wohl ein Wiesel! Es ist wirklich erstaunlich, was man an einem Tag in der Natur alles so erleben kann.

Obere Eider nahe Böhnhusen

Obere Eider nahe Böhnhusen

Wir beenden unsere Pause und paddeln noch eine Weile aufwärts. Im hier recht breiten und gut einsehbaren Eidertal fliegen einige Greifvögel umher oder kreisen. Gegen die Sonne lässt sich nicht genau sagen, um welche Arten es sich handelt. Der eine könnte von der Kontur und vom Verhalten her ein Fischadler sein. Es ist ja nicht ungewöhnlich zur Zeit, da diese kleinen Adler auf der Durchreise von Skandinavien sind. Die anderen könnten Mäusebussarde sein. Insgesamt kreisen hier 4 Greifvögel.

Eidertal-Wildnis bei Grevenkrug

Eidertal-Wildnis bei Grevenkrug

es grünt so grün in der Eider

es grünt so grün in der Eider

Wir nähern uns der "Blauen Brücke", also der Wanderwegbrücke zwischen Techelsdorf und Blumental. Auf der Wiese rechts neben uns weiden Robustrinder, und auf dem Wanderweg sind einige Fußgänger und ein Fahrradfahrer unterwegs. Zum Teil ist die Ufer-Wiese überschwemmt, da der Wasserstand hier recht hoch ist. Um unter der Brücke hindurch kommen zu können, müssen wir uns tief über das Kanu ducken, während Wanderer direkt über uns diese alte, filigrane Fachwerkbrücke passieren. Diese Brücke steht unter Denkmalschutz und gehört zu den ältesten Stahlkonstruktionen in Schleswig-Holstein. 

Pause bei Grevenkrug

Pause bei Grevenkrug

Paddelpause an der Eider

Paddelpause an der Eider

Wir paddeln noch eine Weile bei zunehmender Wärme gegen die Strömung in Richtung Schmalstede, bis wir mit Blick auf ein langes gerades Stück keine Lust mehr haben. Langsam lassen wir das Kanu drehen und gleiten mit der Strömung und gelegentlichen Paddelschlägen abwärts.

An der Brücke werden wir von netten Leuten auf Fahrrädern angesprochen und es gibt ein kleines Gespräch über paddeln und Natur. Wir paddeln noch langsam die nächsten 500 Meter bis zu der Stelle, wo wir auf unserer Hintour pausiert haben. Dort essen und trinken wir ausgiebig und lassen es uns gut gehen. Während dessen fliegt ab und zu wieder ein Eisvogel vorbei, und einmal sind es sogar zwei. 

Gehölz an der Eider

Gehölz an der Eider

Eine Dame und ein junger Mann paddeln sehr langsam die Eider aufwärts und passieren unsere Pausenstelle. Nach einer Weile kommen sie zurück, während wir immer noch in der Sonne sitzen. Irgendwann wollen wir aber auch unsere Rücktour zur Einsetzstelle antreten, und bei mehr als 20 Grad paddeln wir dann die Eider abwärts in Richtung Flintbek. An einer Stelle steht links sehr hohes Reet, und aus diesem Reet hören wir lautes Rascheln, als ob sich dort ein Reh oder Wildschwein unruhig hin und her bewegt. Wir können nicht ergründen, was es wirklich ist, und wir sind ja auch schnell weg mit der Strömung. 

Zwergtaucher treffen wir auch noch einmal. Bald sind wir auf der bereits gekrauteten Strecke kurz vor der Straßenbrücke. Das Buchenlaub des nahen Waldes auf dem großen Hügel leuchtet in der Nachmittagssonne, und im hell angestrahlten Wasser unter der Brücke können wir verschiedene Fische beobachten. 

Wir landen am Steg an, und während wir entladen und das Kanu aufs Autodach bringen, bauen zwei junge Leute ihre SUP auf der nahen Wiese auf. 

Auf einer Bank in der Nähe sitzt eine Frau mittleren Alters. Sie telefoniert aufgeregt, scheint etwas Wichtiges zu organisieren und raucht. Noch auf 20 Metern Entfernung stört mich der intensive Rauchgeruch in der Nase.

Ich fahre meinen Paddelgast nach Hause und wir freuen uns beide über diesen schönen Ausflug in die Natur.

Einsetzstelle beim Freibad Flintbek

Einsetzstelle beim Freibad Flintbek

Kanu verladen

Kanu verladen

Geschrieben in Kanutagebuch (2018)