Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Kleiner Plöner See und Schwentine Große Breite am 22. April

Geschrieben am 23.04.2018 in Kanutagebuch (2018) —   Holsteinische-Seenplatte, Schwentine (Geändert am 12.06.2018)

Am heutigen Sonntag sollte laut Wettervorhersage eigentlich Regen und Starkwind sein, aber am Vorabend zeigte sich, dass das Wetter wohl doch noch ganz gut ausfallen würde. Die letzten drei Tage waren wir mit unserem Kanu unterwegs, und es ist noch auf dem Autodach, die Ausrüstung gepackt. So fällt die Entscheidung leicht, auch heute ein paar nette Stunden auf dem Wasser zu verbringen.

Schwentine Große Breite bei Güsdorf

Schwentine Große Breite bei Güsdorf

Wir wählen die Einsetzstelle Appelwarder am Kleinen Plöner See. Von dort aus wollen wir einfach die Schwentine Große Breite bis zum Ende paddeln.

Kurz nach Mittag setzen wir ein, der Wasserstand ist noch recht hoch. Ein Eisvogel flitzt direkt über dem Wasser dahin. Ein paar Schellenten halten sich auf dem See nahe der Straße auf. Vor uns fahren gerade zwei Kajaks auf den Kleinen Plöner See hinaus, die ebenfalls hier eingesetzt haben.

Kleiner Plöner See

Kleiner Plöner See

Der Kleine Plöner See ist fast glatt, und langsam paddeln wir unter der großen Brücke der B 76 hindurch. An den Kleingärten kommt ein Mann mit einer etwa 4 Meter langen Leiter zu seinem Bootssteg, und ich denke noch: als Badeleiter ist sie doch ein wenig lang, oder? Aber er setzt sie langsam ins Wasser, und das erweist sich tatsächlich als über 3 Meter  tief. Wir machen eine entsprechende Bemerkung, grüßen noch freundlich und paddeln weiter.  

Kleiner Plöner See

Kleiner Plöner See

Auf unserem Weg zur Halbinsel, auf der das Klärwerk steht, überfliegt uns ein Wasservogel, der sich bei genauerem Hinschauen als Kolbenenten-Männchen entpuppt. Davon gibt es sogar hier nicht sehr viele. Ansonsten sind sehr viele Graugänse unterwegs: an den Ufern, in der Luft und auch in den kleinen Buchten auf dem Wasser. Auch Kormorane fliegen oft über uns hinweg. Ab und zu taucht ein Haubentaucher auf, und einmal sehen wir sogar zwei im Balztanz. 

Schwentine Große Breite bei Dörnick

Schwentine Große Breite bei Dörnick

Wir haben jetzt leichten Rückenwind, und uns schwant, dass es uns auf unserer Rücktour mit Gegenwind erwischen könnte. Das aber schieben wir beiseite, und wir genießen den schönen Ausblick, den wir vom Kleinen Plöner See auf den Koppelsberg und das Gut Wittmoldt haben. Als wir an Dörnick vorbei paddeln, sehen wir den hohen Wasserstand in Relation zu einigen Grundstücken: die Grundstücke dürften vor einigen Wochen kleiner gewesen sein, als das Wasser noch 20 cm höher stand, was wir an den Mineralablagerungen an den Ästen gut ablesen können. 

Auf der schmalen Landzunge zwischen der Bucht bei Wittmoldt und dem Hauptstrom sitzen Schwäne, Graugänse und Blesshühner, als würden sie dort brüten. Ob sie es machen, können wir dort nicht genau erkennen.

Schwentine Große Breite bei Wittmoldt-Dorf

Schwentine Große Breite bei Wittmoldt-Dorf

Hier, auf dem gerade und breiten Teil der Großen Breite hat der Wind so viel Angriffsfläche, dass wir uns ganz gut treiben lassen können. Dadurch sind wir leise unterwegs und können ganz gut den Vögeln lauschen,  die aus dem Ufergehölz singen oder die Rinde nach Beute abklopfen. Wir hören Buntspechte, Baumläufer, ZilpZalpe, Fitisse, Heckenbraunellen und verschiedene Meisenarten. Auch einige Eichelhäher halten ihrem Plausch im Wald. Buschwindröschen leuchten unter den Licht durchfluteten Baumkronen, und ab und zu dominieren auch gelbe Flächen: das sind sicher Ansammlungen von Scharbockskraut, das man gegenwärtig fast noch überall findet.

ein Veilchen

ein Veilchen

Im Dorf Wittmoldt blühen malerisch die Zierkirschen (oder Mandelbäume...) sowie der Weißdorn. In der Bucht vor dem Dorf sind mehr Haubentaucher als sonst. Wir lassen uns hauptsächlich vom Wind treiben, bewundern die großen, schönen Bäume an den Hängen des östlichen Ufers. Einige große Buchen haben bereits kleine Blätter, während die anderen noch mit ihren rötlichen Knospen in der Sonne leuchten.

Am Ende dieses außergewöhnlichen Abschnitts der Schwentine, der eigentlich ein langgestreckter See ist, finden wir einen schönen Pausenplatz unter großen Buchen und Eichen. Das Violett der Veilchen und das Gelb desScharbockskrauts leuchten uns bereits entgegen. Auch hier blühen viele Buschwindröschen. 

 

Hohler Lerchensporn

Hohler Lerchensporn

Wir lassen uns häuslich nieder, während Fitisse und Meisen uns mit ihrem Gesang beglücken. Nachdem wir unser Couscous verspiesen haben, wandern wir ein wenig umher. Dabei entdecken wir noch einige Exemplare des Hohlen Lerchensporns in Lila sowie die gelbe Variante des Buschwindröschens. Es wächst und blüht zwischen den ja ebenfalls gelb blühenden Scharbockskrautpflanzen und fällt daher kaum auf.

Bevor wir wieder in unser Kanu steigen und ablegen, können wir noch einem Fitis eine Weile zuschauen, wie er in den niedrigen Ästen einer großen Erle umher klettert und fliegt, auf der Jagd nach Insekten und Kerbtieren.

Mittlerweile ist es 15:30 Uhr geworden, und wir haben noch knapp 6 Kilometer Rückweg vor uns. Da der Wind von vorn weht, rechnen wir mit einer Fahrzeit von nicht viel weniger als zwei Stunden. 

Schwentine Große Breite bei Brache

Schwentine Große Breite bei Brache

Anfangs weht es noch recht verhalten, und ab und zu nutzen wir zu unserer Entspannung noch eine kleine Einbuchtung aus, wo es fast glatt ist. Dabei entdecken wir mehrere Schlüsselblumen-Kolonien, und an einer Stelle blühen richtige Teppiche des Hohlen Lerchensporns. Wir sind sehr erfreut, den dafür richtigen Zeitpunkt getroffen zu haben! 

Allmählich verstärkt sich der Wind, und eine schützende Bucht gibt es nicht wieder. Andere Paddler sind kaum auf dem Wasser. Am Beginn des Kleinen Plöner Sees fliegen drei Kraniche über uns hinweg und halten auf den Koppelsberg zu. Kurze Zeit danach entdeckt Gundula einen Seeadler, der nahe dem Klärwerk angeflogen kommt und sich auf einen Baum setzt. Es dauert gar nicht lange, bis eine Krähe angeflogen kommt und versucht, das stattliche Tier zu verscheuchen. Der Seeadler lässt sich aber auf kein Spielchen mit der Krähe ein. Danach versucht eine Möwe noch das gleiche, aber ebenfalls ohne Erfolg. 

Schon lange, bevor wir die Halbinsel passieren, leuchten uns der weiße Stoß und Kopf in der Abendsonne entgegen. Wir haben es hier wohl mit einem älteren Weibchen zu tun. Uns erstaunt, dass sie sich einen recht dünnen Ast auf einer Birke als Ansitz ausgesucht hat.

Kleiner Plöner See

Kleiner Plöner See

Seit wir auf dem Kleinen Plöner See sind, können wir keine Fotos mehr machen, da es recht wellig und windig ist. Gegen 17:10 Uhr kommen wir beim Appelwarder am Steg an. Während wir alles verstauen und unser Kanu verladen, bekommen wir noch Besuch eines Bekannten, der von seinen letzten Unternehmungen erzählt und nebenbei ewähnt, bereits gebadet zu haben.

Bald reihen wir uns in den Abendverkehr ein und sind gut 20 Minuten später wieder zuhause. Wir freuen uns sehr über diesen schönen Tag und daran, dass wir in einer so schönen Gegend wohnen.

zurück am Appelwarder

zurück am Appelwarder

Alle Kanueinsetzstellen an der Schwentine / Holsteinischen Seenplatte und viele weitere Informationen findet Ihr bei FlussInfo, dem Informationsportal für Wasserwanderer.

Die besten Gewässerkarten gibt es hier: https://www.flussinfo.net/schwentine/wasserwanderkarten/

Gelbes Buschwindröschen

Gelbes Buschwindröschen

Geschrieben in Kanutagebuch (2018)