Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Auf der Schwentine von Preetz bis Raisdorf am 21. April

Geschrieben am 21.04.2018 in Kanutagebuch (2018) —   Schwentine (Geändert am 12.06.2018)

Schon lange warten wir auf den Frühling, um endlich wieder diese schöne Strecke genießen zu dürfen, die wir zu den schönsten Flussabschnitten in Schleswig-Holstein zählen. Für den heutigen Samstag sind mehr als 20 Grad vorher gesagt worden, mit mäßigem Wind. Besser geht es kaum. 

Wir lassen unser Fahrrad in Raisdorf vor der Umtragestelle am Kraftwerk stehen und treffen gegen Mittag an der Einsetzstelle in Preetz am Brunnenweg ein. Ein Mann rüstet gerade sein Luftkajak aus, auch er möchte diese Strecke paddeln und wieder zurück. Wir tauschen uns noch eine Weile aus, bevor er seine Kanutour auf der Schwentine antritt.

Bald sitzen auch wir im Kanu, und als wir gerade auf dem Kirchsee sind, entdecken wir vor unserem Kanu eine mittelgroße Ringelnatter, die sich aufgerollt auf dem Wasser liegend sonnt. Leider kommen wir ihr unbeabsichtigt zu nahe, da wir sie zu spät sahen, und das veranlasst sie zur Flucht. 

Auf dem Kirchsee

Auf dem Kirchsee

Der Kirchsee hat etwa 10 cm höheres Wasser als normal, und als wir an seinem Ausfluss zur Schwentine ankommen, nimmt uns kräftige Strömung mit. Mit viel Schwung gleiten wir unter den Brücken hindurch, und erst danach werden wir etwas langsamer. Links von uns sitzt eine recht dunkel gefärbte Schildkröte auf einem Stück Totholz. Wir sind so schnell vorbei, dass ich kein Foto machen kann. 

Auf unserer Durchfahrt durch Preetz treffen wir noch einige Male Flussuferläufer, die mit relativ leisen Rufen an uns vorbei zischen. Darüber freuen wir uns ganz besonders! Auf den Wiesen vor dem Klärwerk halten sich etliche Kanadagänse und Graugänse auf. Ihre Rufe schallen bis zum nahen Wald und zurück. 

Nur wenige Paddler kommen uns entgegen, und sie kommen nur langsam voran. Als wir Preetz verlassen, hören wir einen Greifvogel rufen. Es könnte ein Habicht sein. Dann sehen wir ihn auch, und da er lange Schwanzfedern trägt, denken wir tatsächlich, dass es ein Habicht war.  

am Stadtrand von Preetz

am Stadtrand von Preetz

Die Sonne lacht vom fast komplett blauen Himmel, und Wind bekommen wir kaum zu spüren. Nur in einigen Kurven bläst er uns mal ein wenig vom Kurs, aber das nehmen wir sportlich. Viele Singvögel unterhalten uns vom nahen Wald her, und einige Stockenten halten sich an vielen Stellen unter dem bereits dichter werdenden Laub der Weiden auf, deren Zweige weit über das Wasser ragen. Sie sind nicht scheu, ganz im Gegensatz zu den meisten Schellenten, die meist mit ihren typischen "Knärr Knärr" - Tönen auffliegen. Die Weibchen sind recht unscheinbar, während das Federkleid der Männchen hell in der Sonne strahlt. 

An den ersten beliebten Pausenplätzen steht das Wasser so hoch, dass man dort kaum trockenen Fußes anlanden könnte. Wir haben vor, an der Pferdebadestelle bei Bredeneeck zu pausieren. Dort ist es zwar auch hoch, aber die Wiese liegt hoch genug, um trocken sitzen oder sogar liegen zu können. Kurz nachdem wir angelegt haben, kommt auch noch ein junges Pärchen hinzu. Die jungen Leute lassen sich am Waldrand nieder. Jeder hat viel Platz.

Paddel-Pause an der Pferde-Badestelle

Paddel-Pause an der Pferde-Badestelle

Während wir es uns gut gehen lassen und Tee und Nudelsalat genießen, lauschen wir den Klopftönen eines Buntspechts und sind ganz überrascht, auch hier einen Seeadler rufen zu hören. Bald darauf hören wir sogar Kraniche, und einige Minuten später erscheinen sie über dem Bruchwald. Die drei fliegen dann von uns weg, rufen dabei laut, und dann hören wir auch Antworten von anderen Kranichen aus zwei verschiedenen Richtungen: einmal aus Richtung Preetz und daneben auch aus Richtung Totenredder, wo wir sie schon mehrfach vernommen haben.  

Einige Leute in Mietkanus paddeln vorbei. Zum Glück sind sie recht leise.

gute Strömung beim Gut Rastorf

gute Strömung beim Gut Rastorf

Wir freuen uns sehr über die schöne Natur um uns herum, die immer wieder kleinere und gößere Überraschungen bereit hält. Als wir weiter paddeln, hören wir ab und zu einen Frosch quaken, und an einer Stelle ist es sogar ein Laubfrosch! Sie tönen heller als die Wasserfrösche mit ihrem tiefen, langsamen kehligen Tönen.

Als wir die Brücke beim Gut Rastorf passieren, müssen wir uns von den Sitzen tiefer ins Kanu ducken. Der Wasserstand ist hier glatt 20 cm höher als normalerweise. 

An der Gefällestrecke beim Bruchwald mit den Altarmen paddeln wir um neue Baumhindernisse herum, und ein Baum liegt so hoch, dass er in nächster Zeit wohl umtragen werden muss, sobald das Wasser gefallen ist. 

Eine Kanadagans brütet auf dem Geäst einer umgefallenen dicken Erle, in dem sich viel Treibgut verfangen hat. Wir paddeln nur etwa 5 Meter von ihr entfernt vorbei. Sie dreht nur ein wenig ihren Hals, bleibt ansonsten aber ganz ruhig. 

 

Gefällestrecke auf der Schwentine

Gefällestrecke auf der Schwentine

Auch diesen Abschnitt mit sehr flotter Strömung genießen wir sehr, nur zum Fotografieren kommen wir nicht, da wir beide Hände zum engagierten Steuern benötigen. 

Wo der letzte Altarm wieder in den Hauptarm mündet, sitzt auch eine Kanadagans auf ihrem Nest. Auch sie ist sehr entspannt, und der Ganter patroulliert vor ihrem Nest. 

Ab jetzt haben wir stärkeren Wind. Zuerst kommt er von der Seite, aber bald müssen wir gegenan paddeln. Die letzten 2,5 km haben wir ganz gut zu tun. Als wir unser Ziel an der Umtragestelle vor dem Wasserkraftwerk erreichen, sind wir doch hinreichend ausgearbeitet. 

Langsam rüsten wir ab und tragen unsere Ausrüstung und das Kanu nach oben zum Weg, wo mein Fahrrad auf mich wartet. Gundula kann sich für eine Stunde in die Sonne setzen und hat dabei guten Windschutz. 

Meine Tour mit dem Fahrrad geht dann doch flotter als gedacht und lockert meine Gelenke. Ich bin sogar nach gut 45 Minuten wieder bei Gundula. 

Wir freuen uns über den schönen Tag, haben unsere Naturerlebnisse gehabt und unseren Sport. So kann die Kanu-Saison weiter gehen!

lichter Buchenwald beim Gut Rastorf

lichter Buchenwald beim Gut Rastorf

Alle Einsetzstellen und sonstigen Informationen zur Schwentine u.d. Holsteinischen Seenplatte findet Ihr bei FlussInfo, dem Informationsportal für Wasserwanderer.

Die beste Gewässerkarte: https://www.flussinfo.net/schwentine/wasserwanderkarten/

Die Schwentine bei Gut Rastorf

Die Schwentine bei Gut Rastorf

Geschrieben in Kanutagebuch (2018)