Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Auf der Schwentine in Wellingdorf am 20. April

Geschrieben am 20.04.2018 in Kanutagebuch (2018) —   Kiel, Schwentine, Schwentinental (Geändert am 12.06.2018)

eine Schildkröte an der Schwentine

eine Schildkröte an der Schwentine

Heute soll es recht windig werden, dabei aber mehr als 20 Grad warm und sonnig. Ich möchte in Klausdorf neben dem Kanuverein einsetzen und die Schwentine aufwärts paddeln. Als ich dort ankomme, bin ich von meiner ursprünglichen Idee nicht mehr begeistert, da man inzwischen große Schottersteine als Uferschutz eingebaut hat. Das war bei den winterlichen Wasserständen kein Problem, aber jetzt erscheint mir das Einsetzen nicht mehr praktikabel.

Bald entschließe ich mich, nach Wellingdorf zu fahren und dort unter der B 502-Brücke einzusetzen. Dort bin ich wenige Minuten später, und bald paddle ich frohen Mutes die Schwentine aufwärts. 

Die Strömung ist sogar hier spürbar, der Wasserstand recht hoch. Das Vogelkonzert ist von großer Intensitität: ich höre Mönchsgrasmücken, Fitisse, alle Meisenarten, Amseln, Singdrosseln, Zilpzalps, Buchfinken und Stare. 

Kanadagans auf ihrem Nest

Kanadagans auf ihrem Nest

Ferner ruft ein Grünspecht, und Wasservögel wie Blesshühner, Stockenten, Grau- und Kanadagänse lassen ebenfalls ihre Rufe ertönen. Auf einem Stück Holz, das in der kleinen Bucht beim Angelverein schwimmt, steht eine Weißwangengans. Die hat wohl den Anschluss an ihren Zug nach Skandinavien verloren und wird sich zu den anderen Wildgänsen gesellen. 

Je weiter ich aufwärts paddle, umso weniger höre ich vom Straßenlärm. Ich paddle sehr langsam in den Nebenarm hinein, der früher das Freibad bildete. Dort sitzt eine Kanadagans und brütet, während am Wanderweg Leute ihre Hunden ausführen. Am gegenüber liegenden Ufer steht ein Graureiher. 

Als ich wieder den Hauptarm der Schwentine aufwärts paddle, kommen mir einige Kajakfahrer entgegen. An einem kahlen, dünnen Geäst, das weit über dem Wasser hängt, klettert mit ungeheurer Geschwindigkeit ein kleiner Vogel umher. Gleichzeitig höre ich den Gesang eines Fitis. Der Kleine ist auch ein Fitis, und als sich eine Blaumeise in seine Nähe begibt, wird mir erst klar, wie klein der Fitis wirklich ist. 

Sogar direkt über der Wasseroberfläche jagt der kleine Vogel, wobei er fast Loopings schlägt wie eine Dorngrasmücke. Ich freue mich sehr über dieses schöne Erlebniss, ganz nahe an meinem Kanu. Da ich bereits 1,5 Stunden unterwegs bin, lege ich eine Pause ein. Ich bin in Klausdorf in der Nähe der Bachstraße angelangt.

Die Schwentine bei Klausdorf

Die Schwentine bei Klausdorf

Während meiner Pause fliegt ein Mäusebussard vom Dorf zum Erlenbruch hinüber und lässt seine typischen Rufe hören. Ich starre gedankenverloren ins Wasser, als ich wieder einen Ruf höre, der mir bekannt workommt: es ist wieder ein Fitis, und er jagt im Geäst der Erlen über mir. 

Voller Freude steige ich nach meiner Pause wieder in mein Kanu und lasse mich langsam die Schwentine hinunter treiben. Ein Kajakfahrer überholt mich. Wir kennen uns bereits und halten ein Pläuschchen.  

An der Ortsgrenze zu Klausdorf entdecke ich unter einer Weide etwas, das wie helles Fell aussieht. Als ich näher komme, sitzt dort auf dem Geäst ein Bisam. Er ist trocken, und wahrscheinlich genießt er gerade die Sonne, die noch zwischen den halbgrünen Weidenzweigen hindurch scheint. Meine Bobachtung bringt mich innerlich zum Jubeln!

Am Schilfrand nahe der Hundebadestelle bei Oppendorf höre ich ein Teichhuhn, bekomme es aber nicht zu sehen. Ein Blesshuhn schwimmt mehrere hundert Meter neben mir her, immer am Ufer entlang. Vor der Weißen Brücke nistet ein Höckerschwan, und als ich schon hinter der Brücke bin, kommt ein Schwan angeflogen, ganz nah an mir vorbei, und klatscht dann regelrecht aufs Wasser, noch einmal kräftig mit seinen Flügeln schlagend.

Die Eisenbahnbrücke bei Oppendorf Hein Schönberg

Die Eisenbahnbrücke bei Oppendorf Hein Schönberg

An verschiedenen Stellen entdecke ich brütende Graugänse, Kanadagänse und Blesshühner. Kurz bevor ich die Brücke der B 502 und damit mein Ziel erreiche, sehe ich noch einen Zaunkönig durch ein niedriges Gebüsch am Ufer huschen. Ich freue mich auch darüber sehr!

Mein kurzer Ausflug heute war richtig schön, der Wind erträglich durch die weitgehend geschützte Lage der unteren Schwentine. Bald habe ich meine Sachen verstaut und das Kanu aufgeladen. Meine Heimfahrt dauert nur etwa 10 Minuten.

Alle Einsetzstellen und sonstigen Informationen zur Schwentine u.d. Holsteinischen Seenplatte findet Ihr bei FlussInfo, dem Informationsportal für Wasserwanderer.

Die beste Gewässerkarte: https://www.flussinfo.net/schwentine/wasserwanderkarten/

Geschrieben in Kanutagebuch (2018)