Auf der Eider bei Achterwehr am 7. April
Geschrieben am 07.04.2019 in Kanutagebuch (2019) — Eider, Westensee (Geändert am 09.04.2019)
auf der Oberen Eider
Da für heute satte 18 Grad am späten Nachtmittag erreicht werden sollen, trauen wir uns ohne Wärmeschutzkleidung aufs Wasser. Als wir unser Holzkanu aus dem Bootshaus holen wollen, fliegt dort in der Halle eine Bachstelze aufgeregt umher. Sie sucht offensichtlich einen Ausgang, fliegt dabei von Lichtplatte zu Lichtplatte (in der Bedachung). Wir schieben das Tor so weit auf, wie es möglich ist, und kurz darauf begreift sie es und fliegt hinaus.
Unser heutiges Ziel ist die Kanueinsetzstelle Achterwehr, und von dort aus wollen wir auf der Oberen Eider in Richtung Westensee paddeln.
Während wir unser Kanu abladen und ausrüsten, wird ein Faltboot neben unseres gelegt. Die Eltern putzen noch den Staub von der blauen Haut, und ein kleiner Junge im Alter von 4-5 Jahren kommentiert alles, was gerade abläuft. Als ein Pärchen in einem weiteren Holzkanu am Steg anlegt, übernimmt er die Organisation, wer wem nun Platz zu machen hätte usw.
Obere Eider bei Gut Nordsee
Die ersten Mietkanus der benachbarten Kanuvermietung sind bereits unterwegs. Bald fahre ich unser Auto von der Einsetzstelle weiter auf den Parkplatz. Wir steigen ins Kanu und machen es uns so bequem wie es geht. Mein linkes Knie schmerzt, ist nicht so gut über den Winter gekommen. Aber es muss ja gehen und wird sicher bald besser.
Als wir ablegen, hören wir die lauten spöttelnden Rufe eines Grünspechts, und einige Male wechselt er seinen Standort in den hohen Eschen am Parkplatz.
Während wir uns langsam gegen deutliche Strömung in Richtung Westensee bewegen, bewundern wir blühendes Scharbockskraut und das erste Grün, das aus Schleh- und Weißorn, Birke, Erle und Ahorn sprießt. Die Weiden blühen noch, während sie grün werden, und einige von ihnen haben regen Besuch von intensiv summenden Bienen.
Schon von weitem leuchtet uns das helle, satte Frühlingsgrün einiger Trauerweiden entgegen. Sie sind charakteristisch für diesen Abschnitt der Eider!
Obere Eider bei Felde
Aus den hohen Erlen schallen die lauten Rufe der kleinen Zilpzalps, die sich bereits aus ihrem Winterquartier in ihre angestammten Brutgebietete zurück bewegt haben. Auch Blau- und Kohlmeisen rufen und singen von vielen Ästen. Ich sehe einem Rotkehlchen zu, wie es in etwa 10 Metern Höhe zum Kronengehölz einer Erle fliegt, sich dort von der Sonne anstrahlen lässt und sein Liedchen trällert, so laut es kann.
Von einer Wiese neben dem Bahndamm fliegen drei Wildgänse auf. Sie rufen sehr aufgeregt und dramatisch, und zwei von ihnen sind Graugänse. Die dritte aber ruft in helleren Tönen und ungewohnter Weise. Wir können die Art nicht bestimmen, aber eine Graugans ist sie sicher nicht. Sie sieht auch heller aus als eine Graugans.
Sehr erfreut stelle ich fest, dass beim Gut Nordsee bereits die Buschwindröschen blühen! Gößere Flächen am Boden zwischen Erlen und Buchen sind dort bereits von ihren weißen Blüten bedeckt.
Gundula im Holzkanu
Auf der folgenden Wiese am rechten Ufer scheinen einige Grauganspärchen zu brüten: eine streckt ihren Hals jeweils steil und fest heraus, und die anders sitzt dicht über den Boden gedrückt. Auf einer anderen Wiese sind es die Kanadagänse.
In Felde passieren etliche Fahrradfahrer die kleine Brücke, und einige Kanufahrer kommen uns entgegen. Wir paddeln langsam und voller Genuss weiter, beobachten alles, was kreucht und fleucht. Ein kleiner Vogel erregt unsere Aufmerksamkeit, als er sich dicht über dem Wasser der Eider am linken Ufer von Zweig zu Zweig fort bewegt, zwischendurch auch immer wieder kleinere Piruetten drehend nach Insekten jagend. Es ist entweder ein Zilpzalp oder sein Artgeschwister Fitis. Sie sind nur durch ihre Rufe zu unterscheiden.
Wo das NSG beginnt, hat es das rechte der beiden "Eule" - Schilder erwischt: es liegt waagerecht über dem Ufer und wird bald eingewachsen sein.
Gundula öffnet eine Clickbox und es kommen leckerste Birnen-Muffins zum Vorschein! Wir lassen sie uns gut schmecken, während wir langsam paddeln.
Obere Eider vor dem Westensee
Kurz vor dem Westensee halten wir kurz für eine kleine Pause an, da ich mal dringend aus dem Kanu muss. Ein Reh schaut nach uns aus der nahen Wiese.
Danach lockt uns tatsächlich noch der Westensee: seine Oberfläche ist nur leicht gekräuselt, der Wind weht sehr schwach. Ein paar hundert Meter paddeln wir umher und genießen die Freiheit. Einige Blässhühner und Haubentaucher sind aktiv und lassen ihre Rufe weit über den Westensee schallen. Kurz bevor wir den See wieder verlassen, paddelt die Familie mit dem kleinen Jungen im Faltboot vorbei, und weithin lässt das kleine Organisationsgenie seine Bemerkungen hören.
Auf der Rücktour nutzen wir die Strömung und ich paddle meist allein. So langsam es möglich ist, bewege ich unser Holzkanu in Richtung Achterwehr.
Eider-Altarm bei Achterwehr
Es ist immer noch sonnig und warm. An der Brücke in Felde-Brandsbek badet ein etwa 10 jähriger Junge und kommt nackt aus dem Wasser, während seine Mutter ihn von der nahem Bank aus in Kleidungsfragen berät. Da war wohl schon eine nasse Unterhose im Spiel gewesen.
Beim Gut Nordsee landet nahe bei uns ein Buntspecht auf dem Ast einer schlanken Esche, und ganz erstaunt entdecke ich auf angeschwemmtem Treibgut einen kleinen braunen Vogel, der dort hin und her wandert: es ist wahrscheinlich eine Heckenbraunelle, und mich erstaunt, dass diese Art sich auch in Gewässernähe herum treibt.
Auf dem Westensee
Allmählich erreichen wir Achterwehr, und während wir unsere Ausrüstung einpacken und unser Kanu aufs Autodach verfrachten, messen wir noch die Wassertemperatur mit unserem Pool-Thermometer. Wir sind ganz erstaunt über die gemessenen 11 Grad! Ich hatte mit höchstens 8 Grad gerechnet.
Auch jetzt hören wir noch einmal den Grünspecht rufen, bevor wir uns ins Auto begeben und nach Kiel zurück fahren.
der Westensee
Geschrieben in Kanutagebuch (2019)