Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Schwentine bei Klausdorf

Geschrieben am 13.10.2022 in Kanutagebuch (2022) —   Holsteinische-Seenplatte, Schwentine (Geändert am 14.10.2022)

Vor dem Start an der Einsetzstelle Klausdorf

Vor dem Start an der Einsetzstelle Klausdorf

Heute soll es schönes Herbstwetter geben mit wenig Wind und etwa 14 Grad. Nachmittags hätte ich nach meinen Pflichten etwas Zeit und mir steht der Sinn nach paddeln. Viel fahren mit dem Auto möchte ich nicht, und so wähle ich die allernächste Möglichkeit für mein Vorhaben aus: die Schwentine bei Klausdorf.

Ich setze an der Liegewiese neben dem Kanuverein ein. Vier anwesende Kanadagänse fressen genau dort vom kurzen Rasen. Aber sie erkennen die Situation und verlassen ruhigen Schrittes  die Stelle und schwimmen sehr langsam davon. Ich paddle auch sehr langsam, überhole die vier aber trotzdem, und dabei erzähle ich ihnen mit ruhiger Stimme, dass ich genau dort viele Jahre als junger Mann wohnte.

Sie lassen mich vorbei, und ich gleite am ehemaligen Bauernhof Dorfplatz 2 vorbei. Am Wanderweg halte ich kurz an, um mich etwas umzuschauen, und da überholen sie mich wieder. 

Ich genieße die schöne Stimmung, die das allmählich bunt werdende Laub zusammen mit dem schönen Sonnenwetter verbreitet. Zwei Kajakfahrer kommen mir entgegen, und aus den hohen Erlen, die auf der Insel wachsen, höre ich Klopfgeräusche von einem Specht. Wo die Sonne hinscheint, ist es richtig warm!

kleine Pause am Wanderweg in Klausdorf

kleine Pause am Wanderweg in Klausdorf

Die Schwentine westlich der Insel in Klausdorf

Die Schwentine westlich der Insel in Klausdorf

Mit ruhigen Schlägen ziehe ich mein Kanu durch das Wasser. Es strömt kaum, und ich erkenne an Ablagerungen von frischer Entengrütze an den Ufern, dass dies vor kurzem anders gewesen sein muss: es sieht so aus, als ob der Wasserstand etwa 20 - 30 cm höher gewesen wäre! Die Ursache liegt wahrscheinlich im unterschiedlichen Wasseranfall durch die Nutzung der beiden Wasserkraftwerke als Spitzenlastversorger am Morgen. Das Gleiche habe ich bereits an den Ufern weiter aufwärts in Richtung Preetz beobachtet.

Hinter der Insel liegt am Ufer eine umgestürzte Esche. Als ich dort vorbei gleite, fliegt ein Eisvogel nur wenige Meter neben mir auf. Er fliegt aber nur eine ganz kleine Runde und setzt sich dann wieder auf seinen Ansitz. Ich freue mich sehr!

Ein Luftkajak mit einem jungen Pärchen kommt mir entgegen. Man grüßt sich freundlich. Das Kajak hängt etwas schlaff im Wasser. Es hat anscheinend zu wenig Luftdruck. Ich verkneife mir eine Bemerkung, da ich denke, die beiden werden es sicher auch wissen, aber gerade nichts tun können.

Schwentine bei Klausdorf

Schwentine bei Klausdorf

Ab jetzt stehen am linken Ufer viele hohe Buchen. Ihr Laub ist bereits sehr bunt, und die Sonne bringt es richtig zum Leuchten. Als ich um die nächste Kurve paddle, höre ich eine Eule rufen: dreimal mit kurzem Abstand ruft sie in relativ hellem Ton, wie ich es von jungen Waldohreulen kenne. Es käme auch das Weibchen des Waldkauzes in Frage, das als Antwort auf das Rufen eines Männchens ähnlich ruft. Es ist ja auch wieder Balzzeit. Das beglückt mich sehr!

Nachdem ich am Anleger des Ausflugsschiffes vorbei bin, nimmt die Strömung zu und der Wasserstand drastisch ab. Es gibt auch einige Bäume quer in der Schwentine, aber es gibt kleine Lücken, wenn auch mit Buschwerk. Etliche Steine schauen aus dem Wasser oder sind kurz unter der Oberfläche. 

Ich erfreue mich auch sehr an den Rufen der Rotkehlchen, die jetzt von einigen höheren Baumkronen erschallen. Einige Zaunkönige rufen aufgeregt und schwirren auch von einem Gehölz zum nächsten.

 

Die Schwentine beim Anleger der Schwentinetalfahrt

Die Schwentine beim Anleger der Schwentinetalfahrt

Ich erreiche die Flussbiegung kurz vor der Oppendorfer Mühle, in der sehr große Granitfindlinge liegen. Sie schauen weit aus dem flachen Wasser. Die Strömung ist hier derart schwach, dass ich fast ohne Mühe weiter aufwärts paddeln kann. 

Leider wird es aber immer flacher und damit steiniger, so dass ich mehrmals aufliege, obwohl ich mittig im Kanu hocke, damit es gleichmäßig im Wasser liegt. Ich beschließe umzudrehen, und so lasse ich mein Kanu so langsam wie möglich abwärts treiben. Die Eichen am rechten Ufer lassen von Zeit zu Zeit kleine Serien von Eicheln ins Wasser plumpsen. Es fallen immer etwa vier bis fünf Eicheln mit lautem "platsch" herab, dann ist erstmal Pause. Danach fallen die nächsten. Ich frage mich, wie die Eiche das entscheidet.

Am linken Ufer bewegen sich irgendwelche größeren Vögel in den Kronen der Weiden. Als sie die Schwentine überqueren, sehe ich, dass es sich um Wacholderdrosseln handelt! 

wenig Wasser in der Schwentine bei Flüggendorf

wenig Wasser in der Schwentine bei Flüggendorf

Vom nahen Wanderweg höre ich einige Leute mit Hund. Ich paddle etwas, um möglichst schnell an denen vorbei zu sein. An vielen Uferstellen wächst noch frische Sumpfkresse und im Wasser auch Brunnenkresse. Wasserdost lässt fast überall seine trockenen Blütenstände sehen, deren Fasern so fein sind,  dass sie fast wie ein Fell wirken. 

Ein Boot voller Ruderer mit Steuermann kommt mir entgegen, und die vier Kanadagänse sind auch nahe. Sie sind sehr unentschlossen, wohin sie nun ausweichen sollen und probieren es mal mit rechts, mal mit links. Ich halte mich ganz rechts, und das bringt die Gänse scheinbar dazu, sich konsequent nach links zu wenden. Sie bleiben sogar an einer Stelle, bis das große blaue Ding vorbei ist. Zum Glück wird da nicht laut gerufen, von einigen kurzen Steuerhinweisen abgesehen.

Kleine Pause auf der Südspitze der Insel

Kleine Pause auf der Südspitze der Insel

Dann ist wieder Ruhe, und auch die vier Kanadagänse setzen sich wieder in Bewegung. In der Nähe der Starkstromleitung kreist ein Bussard, und als ich ihn genauer beobachten will, entdecke ich auch noch einen zweiten. Sie kreisen langsam in den Aufwinden über der Schwentine. Rechts von mir bemerke ich eine Bewegung. Dort verschwindet gerade etwas dunkelbraunes, das ein Teichhuhn sein könnte. Es könnte allerdings auch eine Wasserralle gewesen sein, da der Vogel so scheu war und sich in den hinteren Bereichen des Schilfs versteckte. Ein Teichhuhn würde sich eher vorne ein wenig ins Schilf drücken. Aber da ich den Schnabel und die Beine nicht sah, kann ich es nicht genau sagen. 

An der Spitze der Insel lege ich an und erledige das wichtigste. Einige Stockenten halten am Schilfufer gegenüber auf, aber sie flüchten. Hier singen auch wieder Rotkehlchen, und auch ein Specht hämmert sehr einsatzfreudig in größerer Höhe. Einige morsche Erlenstämme liegen auf der Insel herum und weisen deutliche Spuren wiederholter fleißiger Einsätze von Spechtschnäbeln auf. 

Die Ruderer kommen zurück und verschwinden schnell aus meinem Blickfeld.

Zurück an der Einsetzstelle in Klausdorf

Zurück an der Einsetzstelle in Klausdorf

Für den Rest meiner Rücktour wähle ich den Durchstich. Dieser war vor etwa zehn Jahren radikal von den Ufergehölzen befreit worden. Davon ist nun zum Glück nichts mehr zu sehen, da man gegenwärtig alles wachsen lässt an den Ufern, soweit es nicht den Verkehr zu stark behindert. 

Es gibt hier auffallend viele Stellen, an denen Wildschweine vom Acker auf die Insel wechseln. Dort ist das Gelände ja fast komplett unbetretbar für Menschen und damit sicher genug für Wildschweine zum Schlafen.

Als ich wieder an meiner Einsetztelle ankomme, fallen mir sofort Bewegungen in der Baumkrone einer hohen Eberesche am Ufer auf: hier sind wieder Wacholderdrosseln aktiv. Es scheint so, als fressen sie die reifen roten Beeren, die in der niedrig stehenden Sonne leuchten. 

Auf der Schwentine wird es nun belebter: es ist kurz nach 16:00 Uhr und damit beginnen die ersten Feierabendtouren. Somit ist es mit der Stille auf dem Wasser erst einmal vorbei. Ich lande in Ruhe an, packe alles ein und mein Kanu auf das Autodach. 

Ich freue mich sehr, diesen schönen Nachmittag für die kleine, aber sehr stille Kanutour genutzt zu haben.

Geschrieben in Kanutagebuch (2022)