Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Schwentine zwischen Raisdorf und Preetz am 21. August

Geschrieben am 22.08.2022 in Kanutagebuch (2022) —   Holsteinische-Seenplatte, Schwentine (Geändert am 25.08.2022)

Start am Rosensee

Start am Rosensee: in Raisdorf beim Kraftwerk

rückwärts ablegen von der Einsetzstelle

rückwärts ablegen von der Einsetzstelle: am Rosensee in Raisdorf

Wir möchten heute gerne die Schwentine aufwärts paddeln und zurück zur Einsetzstelle. Da die B 202 gerade wegen Fahrbahnerneuerung gesperrt ist, starten wir von der Einsetzstelle am Kraftwerk Rosensee aus. Der Stausee ist randvoll, das Kraftwerk muss scheinbar am Sonntag Morgen keine Stromspitze abfangen, wie es ansonsten täglich der Fall ist.

Etwa 9:00 Uhr sitzen wir in unseren Kanus, lauschen den Rufen von Kleibern. Es ist noch windstill. Die Sonne steht niedrig strahlend am ansonsten blauen Himmel. An einigen Stellen stehen Graureiher auf kahlen Bäumen, und an vielen Stellen beleben Stockenten unsere Umgebung. Auch einige Angler sind an Stegen oder in Ruderbooten in aller Stille aktiv.

Wir paddeln durch eine grüne Wasseroberfläche, die hauptsächlich aus Wasserlinsen, aber auch Kanadischer Wasserpest  besteht. Diese bedecken einen großen Teil der Wasseroberfläche. 

 

Auf dem Rosensee bei Raisdorf

Auf dem Rosensee bei Raisdorf

Es geht ganz gut voran, bis wir kurz vor der Straßenbrücke der B 202 ankommen. Dort haben Wind und Strömung einen wahren Krautteppich zusammen gedrückt, der so dicht ist, dass ich unmöglich Schwung erhalten oder verursachen kann. Der ist womöglich bis zu 20 Zentimetern stark.

Wir drücken uns also langsam vorwärts unter der Brücke hindurch. Dahinter ist der Krautteppich noch einmal etwa 20 Meter lang, bis wir uns nur noch durch  Wasserlinsen und bald darauf sogar relativ freies Wasser bewegen.

 

 


 

Extreme Verkrautung staut sich unter der B202 - Brücke

Extreme Verkrautung staut sich unter der B202 - Brücke: Wasserpest und Wasserlinse

Das Stück über den letzten Teil des Rosensees können wir wieder viele Stockenten und Graureiher beobachten. Die sind alle recht entspannt. Viele bleiben einfach, wo sie sind, auch wenn wir relativ nahe vorbei paddeln. Sie haben sich über die gesamte Saison mehr und mehr an Paddler gewöhnt.

Groß ist unsere Freude, als wir am Ende des Rosensees von einem kleinen Zug Kranichen überflogen werden. Katrin zählt 13 Exemplare dieser großen Vögel!

Als wir den Anfang der Schwentine erreichen, entdecken wir am linken Ufer viele reife Brombeeren. Sie sind nicht einfach zu ereichen, aber es gelingt uns trotzdem, einige zu ernten. 

Kurz nach zehn Uhr sind wir an der Halbinsel "Stumpfes Eck" angekommen. Dort wollten wir anfangs eine kleine Pause einlegen, aber dann erschien es uns doch ein wenig zu früh. Als wir dort Paddler mit Zelt und Wäscheleine wahrnehmen, sind wir ganz froh, nicht auf diese Stelle angewiesen zu sein.

Am Anfang der nächsten Wiese haben weitere Paddler übernachtet, wild zu zelten hat in diesem Jahr deutlich zugenommen.

Wir diskutieren schon, wie wir dieses Mal das Baumhindernis überwinden werden, das gleich kommen wird. Der Wasserstand ist möglicherweise etwas niedriger als bei unserer letzten Kanutour auf diesem Abschnitt, wo wir gerade so eben über den Stamm rutschen konnten. Als wir die Stelle aber erreichen, liegen dort nur noch einige größere Äste im Wasser. Die Stämme wurden in Ufernähe abgesägt und geborgen.

 

 

auf der Schwentine bei Rastorf

auf der Schwentine bei Rastorf

Im Auenwald, den wir vor dem Gut Rastorf genießen, klopft es in verschiedenen Intensitäten von verschiedenen Bäumen rechts und links. Da sind wohl Spechte und Kleiber auf Nahrungssuche. Ich sehe einen Eisvogel, einen Moment später wechselt dieser seinen Standort erneut, so dass auch Frank und Katrin ihn gut zu sehen bekommen. In den Baumkronen sind bereits kräftige Windgeräusche zu hören. Für heute ist 3-4 Bft vorhergesagt, mit Böen bis 5.

Unter der Wanderwegbücke ist der niedrigere Wasserstand zwar zu merken, aber wir kommen noch ganz gut aufwärts, ohne mit den Paddeln dauernd den Grund zu berühren.  Allmählich haben wir auch hier unten mit dem Wind zu tun, und wo die Schwentine breiter und gerader wird, haben wir Abschnitte mit kräftigem Gegenwind. 

Ich sehe einen Flussuferläufer auffliegen, der nahe dem Gutshaus auf einer der Schlammbänke nach Futter gesucht hatte. Von hier an aufwärts hat man in der Schwentine erneut Kraut geschnitten. Das wurde wieder so gemacht, dass man keine Sammelstellen benötigt, wie es an anderen Gewässern leider immer noch praktiziert wird. Auch lässt man hier glücklicherweise die Ufer in Ruhe. So erfreuen wir uns immer noch an blühenden Stauden wie Ziest, Blutweiderich, Reste von Weidenröschen, Aufrechten Merck und Bittersüßen Nachtschatten sowie Ackerwinde. 

An Schwimmpflanzen in Ufernähe sehen wir Knöterich-Laichkraut, Sumpfkresse, Froschbiss und Brunnenkresse. Aus dem Schilf hören wir kurz vor unserem Pausenplatz seltsame Töne. Ich kann sie nicht mit Sicherheit bestimmen, denke jedoch, dass wir gerade eine Wasserralle hören. Einige Schilfhalme bewegen sich in Bodennähe, das passt auch ganz gut zu diesen oft unsichtbaren Vögeln.

An den Ufern lässt sich erkennen, dass es wenige Tage zuvor eine Art Wasserwelle gegeben haben muss: Wasserlinse klebt bis etwa 20 cm Höhe über dem aktuellen Wasserstand, noch grün. Wäre es vom Frühjahrshochwasser gewesen, wären sie längst vertrocknet. Es hatte vor vier Tagen Starkregen gegeben, und da man aus den Seen oberhalb von hier immer noch nicht das Wasser bremst, sondern ungenutzt abfließen lässt, ist davon nichts mehr übrig. Ich fände es logischer, die Wasserabgabe aus den Seen besser zu regeln, um Trockenperioden besser überstehen zu können.

 

Pause an der Pferdebadestelle

Pause an der Pferdebadestelle: an der Schwentine

Wir landen an der Pferdebadestelle an und richten uns mit zwei Anglerschirmen als Windschutz, zwei Klapptischchen und Sitzgelegenheiten gemütlich ein. Dann genießen wir unseren Kaffee und zweites Frühstück. Zwei Damen reiten auf ihren Pferden ins Wasser,  lassen ihre Tiere auch ein Stück die Schwentine entlang stapfen. Währenddessen lassen sich mehrere Eichelhäher vernehmen. Es scheinen Jungvögel zu sein. Einer versucht sich sogar an der Imitation eines Bussardrufes. 

Aufgeregt lamentierend versuchen zwei Leute in einem Mitkanu, die Strecke gegen den starken Wind und die Strömung zu schaffen. Mit großem Kraftaufwand gelingt ihnen ein respektabler Zickzack-Kurs. Im Canadier abwechselnd mal beide links und mal beide rechts zu paddeln, das soll man auch erst einmal hinbekommen.

 

Auf der Schwentine bei Preetz

Auf der Schwentine bei Preetz

Während wir uns gegen ordentlichen Wind und mehr oder weniger Strömung Preetz nähern, nimmt die Zahl der Mietkanus zu. Ich denke, die Leute werden sich noch wundern, wenn es auf die Rücktour geht. Abholung ist ja nicht an gewohnter Stelle möglich. Aber es geht uns ja nichts an. Wir denken darüber nach, wo genau wir uns in Preetz für eine schöne Mittagspause niederlassen möchten. Ich schlage die Einmündung der Mühlenau vor, und dann legen wir uns noch rechtzeitig fest, wann wir von dort wieder zur Rücktour starten wollen: Katrin hat noch einen Termin. Sie rechnet uns vor, dass wir spätestens um 14:00 Uhr starten sollten, wenn wir gegen 16:00 Uhr bei den Autos sein wollen.

Kurz bevor wir gegen 13:00 Uhr anlanden, überholen wir die beiden Zickzack-Fahrer, und ich bekomme es noch mit ein paar Fragen zu tun.

Pause in Preetz

Pause in Preetz: an der Einmündung der Mühlenau

Im Halbschatten unter einer großen Eiche, die direkt naben dem Wanderweg steht, lassen wir uns häuslich nieder und genießen unsere Leckereien. Dabei haben wir einen schönen Blick auf die Schwentine. Ab und zu passieren dort Mietboote und SUP. Kurz vor zwei müssen wir dann aufbrechen.

Mit der Strömung geht es nun natürlich bedeutend leichter, und an manchen Abschnitten   unterstützt uns der Wind. Nur selten kurvt die Schwentine derart ungünstig, dass uns der Wind stört. Aber es kommt durchaus vor.

Pause in Preetz

Pause in Preetz

Unterhalb der Bundesstraßenbrücke sehen wir schon von weitem etwas auf einem kahlen Baum sitzen. Ein Greifvogel hockt dort auf dem höchsten Teil der abgestorbenen Krone, und ich vermute anhand seiner Körperhaltung, dass wir es mit einem Rotmilan zu tun haben. Leider fliegt er dann doch auf, obwohl wir leise und dezent vorbei zu paddeln versuchten. Es ist tatsächlich ein Rotmilan, und er fliegt noch eine halbe Runde extra für Katrin (die Rotmilane so gerne mag), Bevor er sich  einen anderen Baum sucht. 

 

Rücktour auf der Schwentine

Rücktour auf der Schwentine

Katrin paddelt voran und hat das Glück, dass eine  Ringelnatter ihren Kurs kreuzt und dabei elegant unter der Bugspitze ihres Kajaks hindurch taucht. Danach ist sie bald in den Ufergewächsen verschwunden. Wir sehen einen weiteren Eisvogel, und allmählich erreichen wir die Wanderwegbrücke beim Gut Rastorf. Jetzt erst fällt mir auf, dass man auch die Baumleiche entfernt hat, die den Zugang zum zweiten Schwentinearm beim Gut lange Zeit verhindert hat. Nun ist alles offen. Jemand benötigt scheinbar Brennholz, meint Frank.

Wir paddeln genussvoll durch den schönen Auenwald. Die ersten Mietkanus kommen aufwärts gefahren, stören uns aber nicht lange. 

Eine große Überraschung erleben wir, als wir fast den Rosensee erreicht haben: links in einer kleinen Schilfbucht, die komplett verkrautet ist, liegt im Kraut eifrig knabbernd eine Familie Nutria! wir zählen zuert sechs, dann kommen noch mindestens zwei hinzu! Bald sehe ich auf der rechten Seite einen weiteren, und der ist von mir keine 5 Meter entfernt. Ich sehe seine Pfötchen das Kraut haltend, das er pausenlos knabbert und dabei seine Augen fast geschlossen hält. Wie kann ein Tier in der Natur nur derart entspannt sein?

 

an der Wanderwegbrücke

an der Wanderwegbrücke: beim Gut Rastorf

Durch den Auenwald der Schwentine

Durch den Auenwald der Schwentine: beim Gut Rastorf

Nutria in der Schwentine

Nutria in der Schwentine

Wir paddeln bald weiter auf dem flachen Rosensee, wobei Frank sogar das Glück hat, einen recht großen Fisch zu beobachten. Unter der Brücke ist natürlich noch immer der schwere Krautstau, durch den wir uns hindurch quälen. Als wir eben wieder einigermaßen frei sind, schwimmen uns zwei Kanadagänse direkt vor unsere Kanus und paddeln ein Stück vor uns her, bevor sie nach Westen zu einer Bucht hin abbiegen.

Gegen 16:00 Uhr erreichen wir unseren Steg und rüsten ab. Währenddessen erscheint ein Pärchen an der Einsetzstelle und baut zwei Boote auf: eines ist ein kleines Falt-Schlauch-Kajak, sogenanntes Hybrid-Kajak, und das andere ein 3-teiliges Hartkajak. Es kommt ebenfalls in einer Rücken-Tragetasche daher.

Wir waren 7 Stunden auf dem Wasser, und diese vergingen im Fluge. Alles war interessant, das Wetter schön. Den Wind hätte ich nicht benötigt, aber naja. Warm genug war es trotzdem, ich denke so um die 25 Grad. Es war ein schöner Tag auf einem heimischen Gewässer - mit einer Anfahrt um die 15 Minuten. 

 

 

 

auf dem Rosensee

auf dem Rosensee: bei Rosenfeld

Zurück an der Einsetzstelle

Zurück an der Einsetzstelle: am Rosensee in Raisdorf vor dem Kraftwerk

zurück in Raisdorf

zurück in Raisdorf: am Rosensee an der Einsetzstelle beim Kraftwerk

Geschrieben in Kanutagebuch (2022)