Kanu & Natur

An diesem Freitag, der Teil des langen Himmelfahrts-Wochenende ist, erkunde ich etliche meiner FlussInfo-Einsetzstellen an Rhin und Havel. Auf meiner Fahrt nach Havelberg komme ich auch an Jederitz vorbei. Ich bekomme Lust, hier in das Flüsschen Trübengraben einzusetzen und zur Unteren Havel hinunter zu paddeln.

Gleich am Ortseingang gibt es eine Einsetzmöglichkeit. Ich rüste mich aus, das Auto parkt dann eine Weile unter einer großen Esche im Halbschatten. Um kurz vor elf Uhr kann ich mein Kanu ins Wasser gleiten lassen und einsteigen.

Der Wasserstand ist mächtig hoch, der Graben beinahe randvoll. Es ist sonnig und warm, und was der Wind gleich bingt, warte ich ab. Wenn es zu schlimm wird, kann ich immer noch abbrechen und zurückpaddeln. 

Bald löst sich der Graben auf und geht in eine Art "See" über. Hier ist die große Wiesenlandschaft komplett überflutet! Über mir kreist ein Rotmilan, und sehr groß ist meine Freude, als ich einen Biber entdecke, der auf mich zu schwimmt! 

Graugänse und Höckerschwäne halten sich hier in größerer Zahl auf. Etwas entfernt sitzt auf einem toten Baum ein großer Vogel. Mein Blick durchs Fernglas zeigt mir, dass ich mit meiner anfänglichen Vermutung richtig lag: es ist ein Seeadler! Sein weißer Kopf weist ihn als Altvogel aus. Er blickt in meine Richtung, und ich denke, er nahm mich schon lange wahr, bevor ich ihn erblicken konnte.

Auf meinem weiteren Weg zur Havel kommen mir noch weitere Biber entgegen, insgesamt noch drei. Wie der erste sind auch sie halbwüchsig, also wohl vom letzten Jahr. 

Ich nähere mich der renaturierten Flussschleife der Unteren Havel. Jemand angelt vom kleinen Motorboot aus und fährt davon, als ich mich nähere. Der hält mich womöglich für einen Kontrolleur! Ich bin ja auch ganz oliv gekleidet, das Kanu dunkelgrün.

Während ich an einem toten Baum anlande, weil ich mal muss, werden die Rufe der Rotmilane immer intensiver. Ich sehe den Altvogel kreisen. Ab und zu versucht er, im Wasser etwas zu erwischen. Einen Horst entdecke ich nicht. Der wird sich wohl etwas vom Ufer entfernt in einer der hohen Pappeln befinden, denke ich. Möglicherweise sitzen die bettelnden Jungvögel auch bereits auf Ästen in Horstnähe.

Ich bewege mich noch eine Weile auf der Unteren Havel hin und her, bis mich der starke Wind und ein paar Raser mit zu schnellen Motorbooten dazu bringen, mich wieder in die ruhigeren Gewässer zurück zu begeben. Ich finde in dieser großen überschwemmten Wiesenlandschaft mit nur einem Fehlversuch das Flüsschen wieder, das mich nach Jederitz zurück bringt. Auf halber Strecke gibt es das erste Stück trockenes Ufer. Bereits von weitem erregt etwas meine Aufmerksamkeit, das sich dort aufhält. Ist es ein Lebewesen - oder totes Holz? 

Schnell stellt sich heraus, dass ich es hier mit einen Biber zu tun habe! Er ist komplett trocken, und es ist ein erwachsenes Tier. Leider findet der es nicht richtig, dass ich ein Foto machen möchte. Langsam gleitet er ins Wasser. Schade. Er war nicht allzu weit entfernt.

Ich habe noch gut 700 Meter bis zur Einsetzstelle, und der Wind nimmt noch einmal zu. Ich komme dort kurz vor halb zwei an, ziehe mein Kanu aus dem Wasser und dann koche ich mir erst einmal Kaffee. Bis der fertig ist, packe ich schon mal das Kanu auf das Autodach. Hier ist es wieder fast windstill, so dass ich meine Pause noch eine Weile genießen kann. 

Auf meiner Weiterfahrt steige ich noch auf eine Beobachtungsplattform, von der aus ich einen guten Blick auf die riesige überschwemmte Wasserlandschaft werfen kann. In der Ferne fahren einige Motorboote auf der Unteren Havel.