Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Meine halbe Rätzsee-Runde am 18. Mai

Geschrieben am 01.06.2023 in Kanutagebuch (2023) —   Mecklenburg, Mecklenburgische-Seenplatte, Rätzsee-Runde (Geändert am 06.06.2023)

Vor dem Tourenstart am Großen Labussee

Vor dem Tourenstart am Großen Labussee

mit dem Kanu auf dem Großen Labussee

mit dem Kanu auf dem Großen Labussee

Heute ist Himmelfahrt, und normalerweise bin ich an einem solchen Tag nur selten auf dem Wasser anzutreffen. Es ist meistens voll mit lärmenden "Vätern". Aber ich bis bereits vor Sonnenaufgang auf den Beinen, koch mir Kaffee und packe meine Ausrüstung für ein paar Stunden. in der Nähe "parkt" eines der vielen Wohnflöße, die man zur Zeit häufig auf den Gewässern antrifft. Als mein Blick noch auf dem Gerät verweilt, schwimmt in nur wenigen metern Entfernung von mir etwas, das sich wie eine große Schlange bewegt: es muss ein Fischotter sein, dessen Rücken sich für wenige Sekunden aus dem Wasser schlängelt! Ich kann es kaum glauben, aber es ist real. Meine Freude ist natürlich groß, und noch oft richten sich meine Augen auf diese Stelle. Natürlich bleibt es bei diesem einen Mal, der See bietet ja genügend Platz zum Jagen.

Um kurz nach sechs sitze ich bereits im Kanu und bewege mich auf dem Großen Labussee in Richtung Canow. Dort möchte ich in die Dollbek paddeln und dann mal schauen, wie viel Lust ich habe. Einen Plan habe ich nicht, bin mir nur der Möglichkeiten bewusst.

in der Dollbek

in der Dollbek

Für die 3,5 km auf dem Großen Labussee lasse ich mir viel Zeit, und ich bin ganz allein auf dem etwa 4 km langen und durchschnittlich 1 km breiten See. Nach einer knappen Stunde erreiche ich die Einfahrt zur Dollbek. Mir fällt auf, dass das große Schild für die Befahrungsregeln ( Motorbootverbot und Ausnahmeregelungen) derart verdreht ist, dass man es erst beim Einfahren lesen kann. Auf diese Weise wirkt es beinahe, als ob es für den Labussee gelte und nicht für die Dollbek, den Gobenowsee und die Drosedower Bek. 

Ich genieße meine Fahrt auf der Dollbek sehr, und so ruhig ist es hier leider nur selten. Außer einer kleinen Bratze mit Anglern treffe ich hier niemanden. Eine schöne Stelle zum Anlanden nutze ich für eine kleine Pause, aber bald paddle ich weiter zum Gobenowsee.

Pause an der Dollbek

Pause an der Dollbek

auf dem Gobenowsee

auf dem Gobenowsee

Als ich den Gobenowsee erreiche, ist es 7:47 Uhr, und so langsam beleben sich auch diese Gewässer. Es sind einige Angler, die sich mit kleinen Motorbooten zu ihren Angelplätze bewegen. Ich erreiche die Drosedower Bek, und zu meiner großen Freude rufen aus den umliegenden Wald- und Sumpfgebieten Kraniche. Ein Schwarzspecht ist mit sehr lauten Klopflauten zu vernehmen, und einige Male ruft ein Grünspecht mit seinem typischen spöttelnden Lauten. Trotzt der Angler ist es sehr schön hier, und ich denke daran, dass ich schon wieder einige Jahre nicht hier vorbei gepaddelt bin. 

Ziemlich genau auf halber Strecke treffe ich auf das Wahrzeichen der Drosedower Bek: die Wanderwegbrücke spannt sich über die Bek, die hier etwa 30 Meter breit ist. Sie wurde 2008/9 komplett erneuert, aber sie sieht zum Glück schon wieder ebenso schön vergraut aus wie die alte.

Ich lande an, erledige alles Wichtige und gehe ein wenig umher. Erste Fahrradfahrer und Wanderer passieren den Wanderweg von Fleether Mühle nach Drosedow. Alle sind nett und ruhig.  Die Angler ziehen mit ihren kleinen Motorbooten weiter. 

Drosedower Bek

Drosedower Bek: Wanderwegbrücke bei Drosedow

Pause an der Drosedower Bek

Pause an der Drosedower Bek

Nach einer ausgedehnter Pause paddle ich weiter in Richtung Rätzsee. An den Ufern sprießt bereits der Sumpffarn. Auch er ist typisch für die Drosedower Bek, fast wie ein Wahrzeichen. Ein Eichelhäher überfliegt die Bek und turnt in einer der großen Erlen herum.

Zwei Motorboote kommen mit etwa zuviel Geschwindigkeit und Lärm angerauscht, es sind Angler. Mir ist nicht klar, wie man bei einem derartigen Krach die Natur genießen kann. Naja, zum Glück sind sie bald verschwunden.

in der Drosedower Bek

in der Drosedower Bek

auf dem Rätzsee

auf dem Rätzsee

Gegen halb zehn erreiche ich den Rätzsee, und ich beschließe, die bekannte Pausenstelle am linken Ufer zu inspizieren. Trotz eines umgefallenen Baumes kann ich dort recht gut anlanden und es mir gemütlich machen. Ich esse mein Frühstück und trinke etwas von dem Kaffee aus meiner kleinen Thermosflasche. Über mir in den Erlen singen Fitis Laubsänger, und ich höre einige Buntspechte in meiner Umgebung klopfen. Die Sonne wärmt mich ordentlich durch, und ich genieße hier ganz entspannt eine längere Pause.

Biberfraß am Ufer der Drosedower Bek

Biberfraß am Ufer der Drosedower Bek

Nach ungefähr 45 Minuten entschließe ich mich aber doch, zurück zu meiner Einsetzstelle paddeln. So erreiche ich bald die Drosedower Bek und lausche aufmerksam auf jedes Geräusch, jede Bewegung und alles, was mir am Ufer auf der Hinfahrt entgangen sein könnte. 

Ich höre einen Schwarzspecht rufen, und dann überfliegt er tatsächlich zu meiner Freude die Drosedower Bek, um im nahen Erlensumpf aus meinem Blickfeld zu entschwinden. Für mich ist es immer wieder schön, von diesem relativ selten zu beobachtenden großen Vogel überrascht zu werden!

Ein Eichelhäher bewegt sich ebenfalls in den Ufergehölzen. Er hüpft mal hier auf einer Erle, fliegt ein kurzes Stück und hüpft dann auf einer anderen Erle am Ufer. Es kommt mir so vor, als würde er mich begleiten.

 Einige Male besucht mich auch ein Grünspecht, bleibt auch für gewisse Zeit in meiner Nähe, aber nicht sehr lange, bis er wieder im Wald verschwindet. Zeitweilig war er mit dem Eichelhäher im selben Baum!

Am linken Ufer fallen mir einige Male Fraßspuren auf, die von Bibern stammen könnten. Ich finde auch eine Biberburg am Ufer, aber die sieht nicht sehr frisch aus. Bestätigt wird mir die tatsächliche Anwesenheit von Bibern jedoch durch eindeutige frische Fraßspuren an kleinen Ästen - und dann sogar ein gefälltes Bäumchen! 

Die Zahl der Biber ist hier nicht sehr hoch, aber es gibt sie hier. Das war vor zwanzig Jahren noch nicht der Fall, was mich damals sehr verwundert hat. Später traf ich sie ab und zu in der Schwaanhavel an.

 

Drosedower Bek zurück vor dem Gobenowsee

Drosedower Bek zurück vor dem Gobenowsee

Ich paddle fröhlich und ab jetzt ohne Pause die folgenden sechs Kilometer zur Einsetzstelle am Großen Labussee zurück. Auf dem See herrscht erwartungsgemäß bereits Betrieb. Es sind etliche Motorboote und Flöße unterwegs, aber natürlich auch Kanus. Die Wasserschutzpolizei ist ebenfalls unterwegs, kommt aus Canow und fährt in Richtung Diemitz. 

Zurück an der Einsetzstelle

Zurück an der Einsetzstelle: am Großen Labussee

Als ich meine Einsetzstelle fast erreicht habe, zielt eine kleine Gruppe in Kanus ebenfalls auf diese Stelle zum Anlanden. Die ist recht klein, und ich möchte wenigstens zuerst dort anlegen, um genug Platz zum Kochen zu haben.

Ich bin erster, und als die Gruppe eintrifft, ziehe ich mein Kanu gerade die Böschung hinauf. Es ist bereits 13:15 Uhr, und allmählich plagt mich etwas der Hunger. 

Sobald mein Kanu wieder auf dem Autodach und meine Ausrüstung verstaut ist, mache ich mir den Rest meines Eintopfs warm, den ich noch in meiner Kühlkiste habe. Gemütlich verpeise ich ihn, während die Gruppe weiter paddelt. Man hat hier den Platz nur genutzt, um  etwas umzupacken. Frischen Kaffee gibt es dann auch noch.

Ich freue mich sehr über diese schöne Himmelfahrtstour, die ich inklusive Pausen immerhin gut sieben Stunden genießen durfte.

 

Kochen an der Einsetzstelle

Kochen an der Einsetzstelle: am Großen Labussee

Geschrieben in Kanutagebuch (2023)