Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Auf der Warnow am 21. Mai

Geschrieben am 01.06.2023 in Kanutagebuch (2023) —   Mecklenburg, Warnow (Geändert am 02.06.2023)

an der Warnow in Benitz

an der Warnow in Benitz

Am Sonntag Morgen des langen Himmelfahrt-Wochenendes möchte ich auf einem meiner Lieblings-Abschnitte der Warnow paddeln: von Benitz in Richtung Schwaan. Gegen acht Uhr treffe ich am kleinen Hafen ein, der an einem urwüchsigen Altarm der Warnow liegt.

im Warnow-Altarm bei Benitz

im Warnow-Altarm bei Benitz

Ich rüste mich aus und Belade mein Kanu komplett. Dann starte ich, indem ich das Holz des Steges mit Wasser rutschfähig mache und mein Kanu langsam über die Kante des Steges in die Warnow gleiten lasse. 

Es ist sonnig, fast windstill und knapp 17 Grad warm. Ich paddle so langsam wie möglich aus dem Altarm, um die Insel herum und bewege mich dann in Richtung Schwaan.

 

Warnow nahe Reez

Warnow nahe Reez

Die ausdauernden Rufe von Schilfrohrsängern dominieren die Geräuschkulisse, und aus umliegenden Gefilden sind ab und zu Kraniche zu hören. Zweimal sehr ich sogar einige von ihnen über die Erlengehölze in Ufernähe fliegen.

Eisenbahnbrücke nahe Reez

Eisenbahnbrücke nahe Reez: über die Warnow

Ich war noch nie im Altarm bei Zeez, und da ich neugierig bin, wie es dort aussehen mag, paddle ich leise hinein. Am Anfang liegt ein größeres Schlauchboot auf dem Ufer und einige Angler haben ihre Utensilien ausgebreitet. Auch ein großes Zelt steht in der Nähe. 

Mit leichten Paddelschlägen lasse ich mein Kanu vorwärts gleiten. Während am rechten Ufer dieses etwa 50 m breiten Warnow-Altarms pure Wildnis herrscht, erkenne ich links nur gepflegte Privatgrundstücke. Zum Teil gibt es sogar Teehäuschen auf den Bootsstegen. Mich interessiert natürlich, ob irgendwo ein öffentlicher Zugang zur Warnow eingerichtet wurde. Einen derartigen kann ich aber beim besten Willen nicht finden, obwohl ich ganz bis zum Ende dieses schönen Altarms paddle, ganz nahe bis an die Eisenbahnbrücke heran. (auch auf Luftbildern, die ich mir später anschaue, ist dafür keine Möglichkeit zu entdecken). Ich frage mich oft, warum sich die Bürger der Orte am Wasser so etwas gefallen lassen.  Ist es mangelndes Interesse oder eher Duckmäusertum aus alter Gewohnheit?

Pause an der Warnow

Pause an der Warnow: zwischen Benitz und Schwaan

Ich paddle gelassen den halben Kilometer zum Hauptarm der Warnow zurück und genieße die Stille und wilde Natur um mich herum. Die Einsenbahnbrücke kommt wieder in Sicht. Schon von weitem erkenne ich, dass dort ein großer Haufen Sperrmüll abgeladen wurde dass sich dort Leute mit einem Auto aufhalten. Ich frage mich, wie die dorthin gelangen konnten. Als ich näher heran paddle, grüßen wir uns aber freundlich. Es stellt sich heraus, dass das Pärchen mit dem kleinen Auto zum Angeln dorthin gefahren ist. Die Zufahrt sei allerdings nicht offiziell und auch sehr unwegsam gewesen, meint der Mann. Man möchte dort nun einen entspannten Angeltag verbringen. Ich grüße noch freundlich und paddle langsam weiter.

kleine Pause an der Warnow

kleine Pause an der Warnow

Mein Magen mahnt mich, eine Stelle zum Anlanden für eine kleine Pause zu finden. Ich erinnere mich, dass es ein kleines Stückchen weiter eine Wiese gibt, die einigermaßen festen Grund bietet. Dort lande ich bald darauf an und ziehe mein Kanu zwischen den Erlen auf das Ufer. Die Wiese ist recht groß, und in etwa hundert Metern Entfernung entdecke ich einige Rehe. Sie haben mich auch gesehen, aber ich bin ihnen wohl nicht zu nahe. Sie bleiben und gucken ab und zu.

Ich genieße mein Frühstück fast eine halbe Stunde, bevor ich meine Ausrüstung wieder verstaue, mein Kanu in die Warnow bugsiere und selbst einsteige. Es ist nun kurz vor zehn Uhr, und ich möchte mir auch für meine Rücktour so viel Zeit nehmen, dass es einfach schön ist und ich möglichst viel von dem in mir aufnehme, was die Natur zu bieten hat. Im dichten Schilf rufen die Rohrsänger, in den Gehölzen höre ich hauptsächlich Singdrosseln. 

endlich Frühstückspause

endlich Frühstückspause

Warnow nahe Schwaan

Warnow nahe Schwaan

Während ich aufmerksam weiter paddle, ertönen aus einem der hohen Bäume die Rufe eines Pirols. Das erfreut mich sehr, zumal ich ihn bei uns in der Holsteinischen Seenplatte nur selten zu hören und kaum zu sehen bekomme.

Obwohl ich mich bewusst sehr langsam vorwärts bewege, taucht in meinem Blickfeld doch irgendwann die kleine Insel auf, die mir den Weg zu meiner Einsetzstelle zeigt. Als ich dann den Steg im kleinen Hafen Benitz ereiche, ist es elf Uhr. Ein junger Mann nutzt die Tisch-Bank Kombi zum Lesen, und es ist hier auch immer noch still. Das Dorf liegt ja auch mehr als einen Kilometer abseits und die Bahnlinie liegt auch noch dazwischen.  

uriges Ufer der Warnow

uriges Ufer der Warnow

Rücktour auf der Warnow

Rücktour auf der Warnow: nach Benitz

Zurück in Benitz

Zurück in Benitz: an der Einsetzstelle zur Warnow

Ich bleibe im Kanu, während ich den größten Teil meiner Ausrüstung auf den Steg lege, der doch recht hoch ist. Das nun fast leere Kanu kann ich dann gut aus dem Wasser ziehen, nachdem ich ausgestiegen bin. 

Ganz entspannt verstaue ich alles im Auto und lade mein Kanu auf. Ich habe ja Zeit genug und für heute nichts weiter geplant.

Fertig für die Rückreise

Fertig für die Rückreise

Um halb zwölf trete ich meine Heimreise an. Bald erreiche ich die Autobahn und komme auch bei meiner verhaltenen Fahrweise recht gut voran. In der linken Spur ist allerdings ein Höllenverkehr, und manche fahren ohne gnötigen Abstand.

Nahe Schönberg steht dann plötzlich der Verkehr, und als nacheinander einige große Feuerwehrfahrzeuge auftauchen, sieht alles nach einem kapitalen Unfall aus. 

Es kommen Rettungswagen und Polizei, und der Stau hält etwa eine halbe Stunde an. Als er sich dann auflöst und die Unfallstelle sichtbar wird, stehen auf dem Standstreifen fünf oder sechs stark verbeulte PKW. Größere Personenschäden scheint es nicht gegeben zu haben, und die Feuerwehrleute haben scheinbar lediglich die havarierten Fahrzeuge von der Autobahn bewegt. 

Ich bin sehr froh, dass ich ruhig weiter fahren kann. Gut zwei Stunden später bin ich zuhause. 

Ich war nur von Mittwoch bis Sonntag unterwegs, aber es kommt mir vor, als wären es Wochen gewesen. Das liegt natürlich auch daran, dass ich viele verschiedene Orte besucht habe und einige Male auf verschiedenen, immer sehr schönen Gewässern gepaddelt bin.

Stau wegen Unfall auf der A 20

Stau wegen Unfall auf der A 20

Geschrieben in Kanutagebuch (2023)