Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Um die Prinzeninsel am 19. August

Geschrieben am 20.08.2025 in Kanutagebuch (2025) —   Großer-Plöner-See, Holsteinische-Seenplatte, Schwentine

Heute ist es sonnig bei mehr als 20 Grad, allerdings mit kräftigem, teils böigem Wind. Ich habe früh Feierabend im Büro und es zieht mich sehr aufs Wasser. 

Mein erster Gedanke ist Plöner Seen, und ich habe dort auch noch eine Aufgabe zu erfüllen: zur Einsetzstelle Ascheberger Parkplatz muss ich aktuelle Fotos eintragen.

 

Umtragestelle Spitzenort

Umtragestelle Spitzenort

Der Parkplatz ist voller Motorräder, und so stelle ich meinen Bus zum Abladen einfach in den Weg. Bei dem Wind möchte ich das Kanu nicht weit tragen müssen. Als ich fertig bin, möchte jemand mit seinem Motorrad weg, und nachdem ich ihn darauf hingewiesen habe, dass er auf einer gesperrten Fläche parkt, fahre ich den Bus in eine richtige Parklücke.

Kurz nach zwei sitze ich bereits im Kanu. An Gepäck ist nur das Allernötigste dabei. Der Wind fegt ziemlich über den Kleinen Plöner See, aber die Wellen sind klein und die Strecke zum Durchstich in den Mühlensee ist kurz. Ein Graureiher fliegt vom gegenüber liegenden Ufer auf und wählt einen niedrigen, aber weit ausladenden Ast einer alten Weide als neuen Ausguck nach Beute.

in der Rohrdommelbucht

in der Rohrdommelbucht

Kaum bis ich in dem recht schmalen Kanal, durch den ein Teil der Schwentine relativ kräftig fließt, kommen mir einige Kanus und SUP entgegen. Beim ersten ist das Steuern Glückssache, aber ich finde eine Lücke zwischen den Weidenästen. Die anderen können geradeaus paddeln und bald ist der Spuk vorbei. 

An der Einfahrt zum anderen Seeteil parkt ein voll besetztes Kanu. Man spricht niederländisch. Ich grüße freundlich "moin moin"  und paddle gegen etwas Strömung unter der Bahnbrücke hindurch. 

Bald erreiche ich die Umtragestelle Spitzenort. Schnell bin ich fertig zum Treideln und habe mein Kanu gerade um die Ecke bugsiert, was immer etwas tricky ist, da sehe ich jemand mit einem Kanu abwärts treideln. Ich denke kurz, wieder zurück zu gleiten, aber dann kann ich erkennen, dass das andere Paddler das Kanu an einem recht langen Seil  hält. Schnell entscheide ich, dass er damit über meinen Kopf hinweg kann, wenn ich mit ein wenig ducke. Diese Taktik funktioniert bestens, und als ich kurz sein langes Seil erwähne, meint er, er hätte es eben bei der Kanuvermietung auf seinen Wunsch hin erhalten. Das passt alles ausgezeichnet zur Situation. 

Außer diesem Mann wandert eine recht alte Dame den Steg hinab. Die ist nicht ganz schlank und sie trägt eine Schwimmweste. Sicher soll sie unten wieder einsteigen.

Ich steige auch bald wieder ein, und mit schönen Gefühlen paddle ich langsam durch das Stück Schwentine am Campingplatz Spitzenort entlang, bevor ich die Rohrdommelbucht erreiche. Dort suche ich mir den besten Weg durch Fadenalgen, Kammlaichkraut (das kleine Blüten trägt), gewöhnliches Durchwachsenes Laichkraut und Wasserpest. Ein Trupp aus Stockenten und Blüßhühnern zieht quer zu mir auch gerade über den kleinen See, und ich zirkle mein Kanu geschickt an ihnen vorbei.

auf dem Großen Plöner See

auf dem Großen Plöner See

Zwischen der Prinzeninsel und dem Campingplatz Spitzenort nehmen die Wellen zu. Ein paar Kinder baden, und in der Ascheberger Bucht erkenne ich bereits viele Segler, die den gutem Wind nutzen. 

Ich muss um eine längere Reusenanlage herum paddeln. Dadurch bin ich dann bereits ein Stück vom Ufer entfernt, als mich der Wind von rechts zu drücken beginnt. Ich halte mit mäßiger Paddelkraft dagegen und steuere etwas weiter in Richtung des offenen Sees. Dadurch kann ich zunächst recht gut meine Richtung halten und später hilft es mir, den Wind eher etwas schrägt von hinten zu haben als direkt von der Seite. 

Für drei Sekunden denke ich, es wäre noch Zeit, umzudrehen und eine andere Strecke zu wählen. aber ich fühle mich gut und mein wenig beladenes Kanu kommt mit den Wellen gut zurecht. Es wird gut angehoben statt von den Wellen überrollt. 

Als ich weit genug draußen bin, wechsle ich meine Richtung und steuere nun auf die größere Insel zu, die nahe am Übergang an der Spitze der Prinzeninsel liegt. Links von mir gleitet langsam die Badestelle der Prinzeninsel vorbei, und wie ich es kalkuliert habe, drückt mich der Wind nicht nur nach links, sondern auch vorwärts auf mein Ziel zu. 

Mein Paddel muss hauptsächlich zur Stabilisierung der Richtung herhalten. Zu versuchen, mein Kanu senkrecht zu halten, ist sinnlos. Ich lasse es einfach auf den Wellen tanzen und sorge durch knien für einen niedrigen Schwerpunkt. Viel zum Vorankommen muss ich nicht tun. Auf meinen Fotos kann ich später sehen, dass ich für die Strecke vom Campingplatz bis zur Spitze der Prinzeninsel ( etwa 1300 Meter) etwas über eine halbe Stunde gebraucht habe. 

Für Fotos ist es fast immer zu windig. Nur sehr kurz kann ich mein Iphone zur Hand nehmen und ein sehr kurzes Video vom Wellengang aufnehmen. Da ist es natürlich etwas ruhiger als die übrige Zeit, wo es auch häufig ohne Ankündigung recht kräftige Böen gibt.  

Ein Ruderboot mit fünf jungen Männer möchte auch dahin, wo ich gerade bin, aber man dreht vorher ab.  

bewegtes Wasser auf dem Großen Plöner See

bewegtes Wasser auf dem Großen Plöner See

Am Durchgang selbst gibt es noch einmal sehr kräftigen Rückenwind und entsprechenden Wellengang. Anlanden an der Spitze ist mir daher nicht möglich bzw es wäre recht ungemütlich und schwer zu kontrollieren. Also lasse ich mich vom Wind selbst sozusagen aus dem Wind treiben, womit ich dann urplötzlich im glatten, Wind geschützten Teil des Großen Plöner Sees bin. Kurz davor kommt mir ein recht junges Paar in einem Schlauchkajak entgegen. Ich frage, ob sie die Runde paddeln wollen und erhalte ein Ja. Ich sage noch, dass ich das an ihrer Stelle nicht tun würde, aber meine Aussage lockte nur Verständnislosigkeit auf ihre Gesichter. Naja, sie werden es sicher bald selbst erfahren haben. Gemütlich war das sicher nicht in ihrem schmalen Boot. Möglich ist vieles. 

Der vollkommen glatte See auf der Ostseite der Prinzeninsel vermittelt mir komplett andere Eindrücke und Gefühle. Zu meiner Freude entdeckt ich einige junge Bachstelzen auf kahlen Baumteilen, die recht niedrig über dem flachen Wasser von einer kleinen Halbinsel herüber ragen. Sie betteln immer noch nach Futter, obwohl sie recht erwachsen aussehen. Dann passiert etwas Unerwartetes: ein Vogel fliegt sehr niedrig über das Wasser und lässt sich auf einem dicken Stück Totholz über dem Wasser nieder.  Mit dem bloßen Auge kann ich nichts Blaues erkennen, aber als ich mein Fernglas zur Hand nehme, dreht er sich ein wenig und lässt Sonne auf sein Gefieder scheinen. Es ist also tatsächlich ein Eisvogel, wie ich es anhand seines Verhaltens bereits vermutete.

Während ich an der Halbinsel vorbei paddle, fleigt er immer wieder kurz auf, bleibt auf seinen neuen Standorten aber noch für einige Minuten in Sichtweite.

Es ist immer wieder sehr herzerfreuend für mich, diesem hübschen und eigenwilligen, aber scheuen  Vogel zu begegnen. 

auf dem Großen Plöner See

auf dem Großen Plöner See

Bucht im Großen Plöner See

Bucht im Großen Plöner See

Durchstich Prinzeninsel

Durchstich Prinzeninsel

Ich paddle noch ein paar hundert Meter über die nächste kleine Bucht. Dort erwischt mich sogar ein wenig Wind, der gut hörbar über die hohen Buchen hinweg fegt. Dann bin ich im Durchstich, der aus der einstigen Halbinsel der Prinzeninsel eine Insel macht. Es ist sehr ruhig. 

Leider ist dieser schöne kleine Stichkanal sehr kurz, und ich gelange wieder in den Wind, als ich in die Rohrdommelbucht einfahre. Gegen den Wind paddle ich kraftvoll der Umtragestelle entgegen. Kurz vorher angelt ein Junge von seinem SUP aus. Wir grüßen uns nett. Er will dann auch umtragen, ist vor mir, nimmt einfach sein Luft-SUP und wandert den Steg unter der Straße hindurch. Ich rutsche über die Borsten, und die meisten sind genügend von Wasser überspült, so dass ich es gut drüber schaffe. Bei einem helfe ich nach, mit dem Paddel stakend. Dann bin ich im schnellen Wasser und habe ruckzuck den Mühlensee erreicht.

Ich winke noch mal dem Jungen zu und paddle dann zurück in Richtung Einsetzstelle. Auf dem Kleinen Plöner See ist es dann zwar recht windig von der linken Seite, aber bald muss ich ohnehin zur Einsetzstelle abbiegen und habe den Wind somit von hinten.

Gegen 16:40 erreiche ich den Ascheberger Parkplatz und verlade Kanu und Ausrüstung. Da es oben recht windig ist, klemme ich an jeden Holm des Dachträgers eine Schraubzwinge, damit ich mehr Sicherheit gegen seitliches Abrutschen bei den kräftigen Windböen habe, während ich mein Kanu aufs Autodach hebe und schiebe.

Als ich wieder zu Hause bin, ist es ungefähr halb sechs Uhr. Ich fühle mich sehr gut und voller Freude über meine schöne kleine Kanutour.

 

Anlanden an der Einsetzstelle

Anlanden an der Einsetzstelle

Geschrieben in Kanutagebuch (2025)