Auf der Schwentine am 9. November
Geschrieben am 10.11.2025 in Kanutagebuch (2025) — Schleswig-Holstein-paddeln, Schwentine
Heue ist der zweite November-Sonntag, und die gesamte Woche habe ich geschaut, wie wohl das Wetter an diesem Tag sein wird. Es sind bis zu elf Grad vorher gesagt worden, und es soll nur 1-2 bft Wind auftreten bei 20 % Regenwahrscheinlichkeit. Das sind ja zum Paddeln beinahe Idealbedingungen!
Kurz vor elf Uhr treffen wir uns an der Einsetzstelle. Während wir uns ausrüsten, ziehen zwei jüngere Angler eine Art Zeltboot auf ihren Trailer. Ein kleines Schlauchboot gehört ebenfalls zu ihrer Ausstattung. Die waren wohl die Nacht über auf ihrer Jagd.
Ein Drachenboot erscheint aus Richtung Mündung. Zum Glück wird nicht die Trommel gequält.
Start in Wellingdorf
Bald legen wir erwartungsvoll ab. Einige Stockenten, ein Teichhuhn sowie einige Blässhühner schnäbeln ruhig im Bereich vor dem Ufergehölz im Wasser. Mein Thermometer zeigt etwa 9 Grad, und der Himmel ist verhangen mit einer Art Hochnebel. Wind ist nicht zu spüren, dafür etwas mehr Strömung als gewohnt. Ein Schellentenpärchen schwimmt ruhig nahe der "Weißen Brücke".
die Schwentine in Wellingdorf
Eine größere Gruppe Paddler kommt uns entgegen. Junge Leute sind nicht dabei. Die Schellenten fliegen auf und landen ein Stück weiter. Bald fliegen sie wieder zurück. Wir erreichen die Eisenbahnbrücke, und als wir gerade unterdurch gepaddelt sind, fliegt ein Mäusebussard auf. Der hat wahrscheinlich auf dem Brückengeländer gesessen.
Als wir uns Klausdorf nähern, kreuzt ein Buntspecht unseren Weg und landet an einem abgestorbenen Erlenstamm. Verschiedene Meisenarten suchen im Schilf turnend nach Kleinlebewesen. Ein Vogel der Größe eines Eichelhähers fliegt uber uns hinweg. Etwas Buntes sehe ich nicht. Es ist möglicherweise ein Sperber.
Schwentine bei Oppendorf
Frank hat einige Zwergtaucher entdeckt und beobachtet sie eine Weile. Am Ufer nahe Gut Oppendorf sind an einigen Stellen Wildschweinspuren zu sehen: die Wühlstellen gehen bis ins Schilf hinein und an manchen Positionen sogar bis ans Wasser.
die Eisenbahnbrücke in Oppendorf
Die Schwentine bei Klausdorf
Wir landen kurz am neuen Steg nahe dem Wanderweg an, um das Dringendste erledigen zu können. An der Treppe, die die Benutzung des Abhangs ermöglicht, blüht noch eine Distel.
Distel blüht an der Treppe zum Steg
auf der Schwentine bei Klausdorf
Wildnis an der Schwentine bei Klausdorf
Unser Picknick wollen wir an der Badestelle in Klausdorf genießen. Das Anlanden ist nicht ganz einfach, aber natürlich schaffen wir es mit gegenseitiger Unterstützung.
Wir nutzen eine Bank mit Tisch, und da es etwas windig ist, sorgt einer der Anglerschirme für etwas Schutz. Ein kleiner Gas-Heizstrahler verbreitet etwas Wärme, so dass wir einigermaßen entspannt Heißgetränk bzw. Kaffee, Brötchen und Eier genießen können. Kekse und Weintrauben als Nachtisch und anregende Gespräche lassen uns fast eine ganze Stunde durchhalten.
Picknick in Klausdorf
Pausen-Ende in Klausdorf
elf Grad Lufttemperatur: das Wasser war 8,8 Grad warm
einsteigen nach dem Picknick
Nach unserer Pause paddeln wir noch ein Stück aufwärts. An einer festen Uferstelle leuchten rote Äpfel, und ich lege mein Kanu am Apfelbaum an. Eine ordentliche Menge Äpfel findet seinen Weg in den Klappkorb, den ich zufällig dabei habe wie auch den Teleskop-Apfelpflücker.
Apfelernte am Ufer der Schwentine
einige Kilogramm Äpfel für Apfelmus
Während wir zurück in Richtung Einsetzstelle paddeln, können wir noch einige interessante Tiere beobachten: ein Nutria verspeist lautstark schmatzend eine weiße Pflanzenwurzel. Zwei Nilgänse überfliegen uns in Richtung Oppendorf, laut gnurkelnd. Einige Wacholderdrosseln fliegen ebenfalls über die Schwentine, und ein Buntspecht wechselt seinen Futterbaum. Vor mir fliegt ein Rotkehlchen über den Fluss und rammt mich beinahe.
Katrin ist ein Stück vor mir, und sie fragt danach, welches Tier sich wie ein quietschendes Ferkel anhört. Ich sage "Wasserralle" und dann entdecke ich sie sogar unter einer Weide, deren Zweige weit ausladen und bis dicht über dem Boden hängen. Als Frank und Katrin etwas zurück paddeln, ist die Wasserralle allerdings bereits zu tief im Gebüsch verschwunden. Da es gerade ein wenig nieselt, ist die Sicht auch recht ungünstig.
Beim Kanuverein Gaarden steht ein Graureiher auf dem kleinen Ponton, der extra für Wasservögel und Schildkröten angefertigt und plaziert wurde. Katrin und Frank paddeln relativ nahe an ihm vorbei. Er bleibt wider Erwarten einfach stehen.
Ein Stückchen weiter die Schwentine abwärts schwimmen mehrere Kanadagänse. Die eine hat anscheinend auch Gene einer Nonnengans , denn ihr Kopf hat mehr Weiß als diese Vogelart üblicherweise aufweist. Es ist wieder trocken und sogar etwas heller geworden.
Kanus verladen mit Hebeeinrichtung
Kurz vor vier Uhr landen wir an und rüsten ab. Wir sind uns einig, dass es ein schöner Herbsttag auf dem Wasser war! Wie so oft um diese Jahreszeit hofft jeder von uns, dass in diesem Halbjahr noch weitere Ausflüge mit dem Kanu möglich sind.
Kanu auf VW-Bus
Geschrieben in Kanutagebuch (2025)
