Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Eider von Lexfähre bis Pahlen August 2011

Geschrieben am 08.08.2011 in Kanutagebuch (2011) —   Eider (Geändert am 05.07.2017)

Für Samstag, den 6. August ist gutes Wetter angesagt, nur wenig Regen und Temperaturen bis 23°C. Der Wind soll Ost 2-3 betragen. Das sind sehr gute Voraussetzungen, etwas auf der Eider herum zu paddeln.

Schon am Abend vorher machen wir uns Nudelsalat mit gebratenem Hühnchenfleisch, morgens packen wir noch Apfelschorle und Nüsse etc. ein, um den Tag über versorgt zu sein. Samstag morgen kaufen wir so früh wie möglich auf dem Markt ein und machen uns dann mit Holzkanu und Ausrüstung auf den Weg nach Lexfähre.

Dort angekommen, ergründe ich, ob man nicht doch im Altarm einsetzen kann, aber die einzige seichte Stelle ist von der Straße her nicht zu erreichen. Wir beschließen, da wir nicht schleusen wollen, beim kleinen Wassersportvereinshafen von Wrohm einzusetzen, der wenige hundert Meter abwärts liegt. Nach kurzem Suchen finden wir ihn, indem wir in Wrohm der Straße "Neuenfähre" folgen.

In diesem kleinen Hafen setzen wir ganz hinten an seichtem Ufer an einer Pfahlreihe ein. Unser Fahrzeug können wir auf dem Gelände stehen lassen, außerhalb wäre auch kein Platz gewesen. Als Alexander, Gundula und ich in unserem Holzkanu sitzen, ist es etwa 10:45 Uhr, und der Himmel schickt sich an, etwas aufzuklaren. Warm genug ist es allemal.

Es herrscht nur wenig Wind, und wir erfreuen uns an der Ufervegetation und der Tierwelt: beides hat in den letzten Jahren hier erheblich zugenommen. Man schneidet nicht mehr alles ab, was länger als 10 cm wird so wie früher. Das hat Lebensraum für Tiere geschaffen: wir beobachten Graureiher, Weißstörche, Blässhühner, Teichhühner, Stockenten, Graugänse, Nilgänse (noch mit fast erwachsenen Jungen) und Flussuferläufer. Es gibt Turmfalken zu sehen, und des öfteren hören wir das herzerweichende helltönige Rufen der Bussardjungvögel, die anscheinend riesigen Hunger haben. Einen Bussard sehen wir auf einem Pfahl in der Nähe sitzen, da sind wir gerade auf der Höhe vom Dellstedter Moor angekommen. Er sieht auch wie ein Jungvogel aus, ist aber schon in der Lage, selbst zu jagen: kurz vom Pfahl gehüpft hat er schon eine Maus gefangen und verspeist sie. Kurze Zeit später sehen wir links ebenfalls auf einem Pfahl etwas sitzen, das sich beim Näherkommen als Nilgans entpuppt. Es ist wohl ein Ganther (Gänserich), er schaut aufgeregt zu uns herüber, und dann sehen wir, dass wir es hier mit einer ganzen Familie zu tun haben.

Nilgans-Familie an der Eider

Nilgans-Familie an der Eider

Bald gehen die Gänse ins Wasser, der Gänserich laut heiser rufend hinterher. Wären alle an Land geblieben, hätten wir sie hinter den hohen Brennnesseln nicht ausmachen können. Nilgänse sind sehr schöne, ziemlich bunt gefärbte Gänse, die erheblich kleiner sind als Graugänse, aber sehr lange Beine haben. Sie scheinen sich in der Eider-Gegend auszubreiten.

Wir paddeln bis Tileburg. Alex benötigt mal etwas Schlaf, da er schon seit fast 14 Stunden auf den Beinen ist. In Tileburg breiten wir eine Plane aus, Gundula und ich speisen und laufen dabei etwas umher, Alex macht ein Nickerchen. Es fängt etwas zu regnen an. Ich beschließe, schon mal das Auto ein Stückchen näher heran zu holen und fahre mit dem Klappfahrrad nach Lexfähre/Neuenfähre. Der Regen hört bald wieder auf, mit dem Wind und der Sonne bin ich bald wieder trocken.  Dabei durchquere ich das schöne Dellstedter Moor, ich erlebe eine Bussard-Beute-Fangschule. Beide Altvögel zeigen ihren beiden Jungen, wie man jagt!  Es gibt auch hier einige Turmfalken zu sehen. Teils sitzen sie gut getarnt auf Pfählen, teils rütteln sie auf Beutesuche. Einige Hasen hocken regungslos im Gras, es gibt auch viele Kiebitze. Mir gelingt es, ohne Karte den Hafen Wrohm wieder zu finden und bin gegen 14: 45 Uhr wieder in Tileburg, wo ich Gundula und Alex schlafend vorfinde.

Der Wasserstand der Eider ist in dieser Zeit etwa 20 cm gesunken, was wohl der eifrigen Schleusentätigkeit geschuldet ist. Ich esse noch ein wenig, dann packen wir alles wieder ins Kanu und paddeln weiter. Bald passieren wir Tielenhemme (links) und Hohnerfähre (rechts). Es gibt hier ein Restaurant, einen Campingplatz und eine Personenfähre (im Sommer). Es ist ein wunderschönes klassisches geklinkertes Holzboot. Kurz dahinter mündet von rechts die Sorge in die Eider, die hier einen sehr scharfen Knick macht.

die Eider bei Tielen

die Eider bei Tielen

Da wir achterlichen Wind haben, nutzen wir unseren Anglerschirm zum Rückenwindsegeln. Sehr beständig ist der Wind jedoch nicht, bald müssen wir wieder unsere Paddel schwingen. Die nächsten Kilometer sind schnell geschafft, da wir zur Abwechslung mal richtig durchziehen und der Wind ab und zu  mitdrückt. Vorbei an Königsfähre und zwei weiteren kleinen Häfen sind wir dann bald in Tielen. Ein paar Anwohner steigen gerade in ihre Kanus. Ansonsten sieht man zur Zeit nur selten mal ein Kanu oder Ruderboot auf der Eider. An der Wasserskistrecke kommt uns doch tatsächlich ein Wakeboard ziehendes  Motorboot entgegen, es ist voll besetzt, der Fahrer verhält sich aber zum Glück friedlich. Da haben wir ja schon anderes erlebt.

Pahlen-Pahlhude

Pahlen-Pahlhude

Gegen 17:40 Uhr kommen wir in Pahlen an und sind an unserem heutigen Ziel. Auch nach mehrfachem Suchen finden wir keinen niedrigen Steg zum Anlegen, die neue Einstiegsstelle ist wohl noch in der Planungsphase. Wir suchen uns notgedrungen ein Stück Steinböschung aus, auf dem viele umgekippte Wasserpflanzen liegen und das auch sonst ausreichend bewachsen ist. Ich nehme bald darauf mein Klappfahrrad und hole das Auto. Das dauert über eine Stunde, zum Schluss gerate ich noch in Pahlen in einen Spielmannsumzug, so etwas wie ein Feuerwehrfest o.ä. Naja, da warte ich halt 5 Minuten.

Auf der Fahrt nach Hause wird unser Auto plötzlich laut wie ein Panzer, ein Auspuffrohr ist gebrochen. Ich prüfe, ob alle Teile fest sitzen und nicht herunter fallen können. Das können sie nicht, und so fahren wir mit 60-70 km/h die Reststrecke nach Kiel zurück. Unterwegs beschließen wir, den Sonntag an der Ostsee zu verbringen, und das machen wir dann den nächsten Tag auch.

Geschrieben in Kanutagebuch (2011)