Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Warnow von Weitendorf bis Alt Necheln

Geschrieben am 28.04.2011 in Kanureisen (2011) —   Warnow (Geändert am 02.08.2017)

Teil 4 von 4 in der Serie Warnow-Kanutour Ostern 2011

In dieser Nacht werden wir oft wach, warum auch immer. Es gab Bahngeräusche, irgendwann hörten wir zwei Seeadler rufen, dazu die Nachtigallen (oder Sprosser?) Ich stehe erst gegen 7:00 Uhr auf, mache Kaffee und setzen mich mit meinem Becher auf den Bootssteg, der ein gutes Stück in den Bützower See hinaus ragt. Mit meinem Fernglas beobachte ich den gegenüber liegenden Seeadlerhorst, ab und zu ist ein Vogel auf dem Horst zu sehen. Auf einer hohen Pappel ein kleines Stück weiter lässt sich ein Fischadler nieder, er wird so richtig schön von der Morgensonne angestrahlt. Haubentaucher, Blässhühner, Stockenten und Höckerschwäne beleben den See, im alten Schilf turnen Spatzen, Bachstelzen  und Kohlmeisen. Bald kommen auch Alexander und Gundula auf den Steg, wir hören Kraniche rufen. Ab und zu lässt sich auch ein Rotmilan blicken und dreht extrem langsam seine engen Kreise. Eine Rohrweihe sucht das gegenüber liegende Ufer nach Beute ab, und wir entdecken dort auch ein paar Trauerseeschwalben.

Wir schnippeln gemeinsam unser Frühstücksobst, essen dann unser Müsli dazu und fangen dann an, alles einzupacken. Dabei erörtern wir, was wir noch heute am Ostermontag zu unternehmen gedenken. In Frage kommen: die Mildenitz zwischen Borkow und Schwarzer See oder eine kleine Kanutour auf den Sternberger Seen. Wir bekommen aber Lust, die Warnow ein Stück aufwärts zu paddeln, wo es am schönsten zu sein verspricht und aufwärts Paddeln möglich ist: also von Weitendorf hoch bis Alt Necheln!  

Warnow-Kl. Raden

Warnow-Kl. Raden

Auf der Fahrt Richtung Weitendorf besuchen wir noch Klein Raden. Dort schauen wir uns die neue Fußgängerbrücke an, die letztes Jahr als Ersatz für die zerfallene Holzbrücke gebaut wurde. Wir staunen über die Verschwendung von Mitteln: Die Brücke ist völlig überdimensioniert, naja, immerhin besser als keine. Sie wird sicher 13000 Jahre lang halten.Auf dem Wanderweg dorthin sind viele Spaziergänger unterwegs, vom Waldrand her duftet es immer wieder nach Waldmeister, den wir auch bald entdecken.

Weitendorf-Warnow

Weitendorf-Warnow

Durch die liebliche Hügellandschaft fahren wir an Buchenhof und Groß Raden vorbei nach Sternberg. Unterwegs sehen wir auf den Hügeln nahe Groß Görnow Schafe weiden, über denen gleichzeitig 4 Milane und ein Seeadler segeln. Bald sind wir in Weitendorf angekommen. An der Oberseite der Fischtreppe setzen wir unser Kanu ein. Die Strömung ist zunächst kaum feststellbar, entwickelt sich dann aber gelegentlich zu einer echten Herausforderung, da es auf den Gefälleabschnitten nicht richtig tief ist. Einige Baumhindernisse sind zu überwinden, umtragen müssen wir aber nicht. Das lichte Blätterkleid der Buchen, Eichen, Erlen, Birken und Pappeln am Ufer der Warnow gestatten uns tiefe Blicke in die umgebenden Wälder und hügeligen Wiesen. Wir sehen auf diese Art viel mehr als wir von Sommerfahrten gewohnt sind. Voller Blüten stehen etliche dünne hohe Bäume, die wie Jasmin aussehen, aber einen süßen, vollen, kräftigen Duft verteilen.Ich glaube, es handelt sich dabei um die "Gemeine Traubenkirsche".

Alt Necheln-Zweimännerbrücke an der Warnow

Alt Necheln-Zweimännerbrücke an der Warnow

Um uns herum singen so viele Vögel, dass wir sie nicht mehr auseinander halten können. Nach etwa 80 Minuten sind wir in Alt Necheln, dort beim Gutshaus legen wir an und und lassen uns von Frau Beyer auf der Terrasse mit Latte Macchiato und Brombeertorte verwöhnen. Dazu singt eine Nachtigall, sie führt hier das Vogelkonzert unüberhörbar an. Als es mit fortschreitendem Nachmittag kühler wird, brechen wir wieder auf gen Weitendorf.

Warnow bei Kaarz

Warnow bei Kaarz

Wir nehmen uns vor, die knapp 4 km so langsam wie möglich zurück zu legen. Wir können durch das klare Wasser der Warnow hier fast überall auf den sandigen Grund schauen, große Fische wie hier gewohnt sind allerdings kaum zu sehen, eher viele kleine. Auf einer alten Erle ist von weitem ein heller Greifvogel zu erkennen, durch das Fernglas kann ich ihn als Fischadler identifizieren. Allzu nahe lässt er uns aber nicht heran kommen, ab etwa 80 m streicht er ab in den Wald.

Warnow vor Weitendorf

Warnow vor Weitendorf: direkt vor der Umsetzstelle an der Fischtreppe

Als wir in Weitendorf vor der Fischtreppe angekommen sind und alles einpacken, beginnt direkt über uns eine Mönchsgrasmücke zu singen und beglückt uns mit einem Solokonzert, das mehrere Minuten dauert. Was für ein Abschiedsgeschenk! So erfreut machen wir uns auf den Heimweg nach Kiel, der Osterverkehr auf der A 20 ist erträglich und es gibt nur wenige kurze Staus. Nach 2 Stunden und etwa 25 Minuten zuhause angekommen sind wir ziemlich platt, aber mit neuen Vorstellungen und Ideen in unseren Hirnen. Unsere Oster-Kanutour war ein voller Erfolg. Wir fühlen uns gut erholt, und die vier Tage kamen uns fast wie ein richtiger Urlaub vor nach diesem langen Winter. 

Anmerkung: zur Planung zu Hause sowie zur Orientierung unterwegs benutzten wir unseren Jübermann Tourenatlas TA6 Mecklenburg-Vorpommern - Nordbrandenburg

Warnow-Kanutour Ostern 2011

  1. Warnow-Kanutour Ostern 2011
  2. Von Schwaan bis Rostock
  3. Warnow von Weitendorf bis Alt Necheln