Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Ostermontag auf der Schwentine

Geschrieben am 02.04.2013 in Kanutagebuch (2013) —   Schwentine (Geändert am 05.07.2017)

Am Ostermontag fahre ich am Vormittag zur Einsetzstelle in Kiel-Neumühlen. Die Temperaturen liegen knapp über null, der Himmel ist strahlend blau. Es weht ein frischer Wind, zum Glück ist er nicht so kräftig wie es vorher angekündigt wurde. 

Eisbruch

Eisbruch

Unter der B502-Brücke setze ich ein, sofort betteln mich einige Blässhühner an. Auf so etwas reagiere ich natürlich nicht. Langsam paddle ich in Richtung Norden, der Wind kommt von vorne und er bremst etwas, zusammen mit einer ungewöhnlichen Strömung. Ich treffe einige Kanadagänse und Stockenten. Die Zufahrt zum ehemaligen Freibad Vossenpott ist noch gefroren, ich schiebe mein Kanu ein Stück auf das Eis, es kracht sofort durch und es bildet sich eine Wasserschicht über dem Eis. Spaß muss sein, und so spiele ich noch ein wenig mit dem Kanu auf dem Eis herum. 

Paddler und Kanadagänse

Paddler und Kanadagänse

Ab und zu kommen mir andere Paddler entgegen, sonst sind nur wenige Menschen unterwegs. Meine Freude ist groß, als ich plötzlich einen Eisvogel auf mich zu fliegen sehe, ich kann seinen pfeilschnellen Flug über eine bestimmt hundert Meter lange Strecke verfolgen. Vor der Eisenbahnbrücke der Kiel-Schönberger Eisenbahn entdecke ich am Schilfrand einen kleinen Wasservogel, der schnell abtaucht und auch nach dem Auftauchen schnell wieder unter Wasser ist: ein Zwergtaucher gibt sich die Ehre! Er ist von mir nur wenige Meter entfernt, aber es gelingt mir nicht, ein Foto zu machen. 

Gänsesägerpärchen

Gänsesägerpärchen

Die ersten Stockentenpärchen sitzen in den trockenen Gräsern am Ufer, üben wohl schon mal das Brüten. An vielen Stellen treffe ich Kanadagänse, und auf einer umgestürzten Esche nahe Klausdorf sitzt doch tatsächlich ein Gänsesägerpärchen! Meine Freude ist groß, denn sie lassen sich tatsächlich wie erhofft fotografieren. Ich sehe im Laufe meiner Tour auch noch weitere Zwergtaucher.

Kanadagänse am Ufer

Kanadagänse am Ufer

Ich genieße die Ruhe, denn außer dem Vogelgesang rings umher in den hohen Erlen ist kaum etwa zu hören. Ich höre ab und zu einen Specht klopfen, sogar Kleiber. An einem Bootssteg lande ich an und lege eine Pause ein. Nachdem ich wieder auf dem Wasser bin, entdecke ich zwei erwachsene weibliche Rehe, die in einem Sumpfgelände, das noch gefroren ist, nach Fressbarem suchen. Sie schauen durch das Schilf und wähnen sich unentdeckt, jedenfalls sind sie nicht auf dem Sprung, fressen sogar, während ich sie beobachte. 

Pausenplatz bei Klausdorf

Pausenplatz bei Klausdorf

Ganz langsam paddle ich am Gut Oppendorf vorbei, das man jetzt im "Winter" noch gut durch die Büsche schimmern sehen kann. Bald bin ich am Kanuverein Klausdorf, dort werden gerade ein paar Kanus auf einen Trailer verladen. Ich paddle noch am Bauernhof Schnack vorbei, wo das kleine rote Teehäuschen steht. Dann schaue ich auf die Uhr und beschließe, zum Auto zurück zu paddeln. 

Standup-Paddler auf der Schwentine

Standup-Paddler auf der Schwentine

Auf der Rücktour habe ich kaum noch die innere Ruhe, alles langsam zu genießen, da ich noch verabredet bin: wir wollen nach dem Mittagessen noch einen Familienausflug in die Natur machen. Also paddle ich zügig, meist ohne Wind und mit der Strömung zur Einsetzstelle zurück. Ein Bussardweibchen kreuzt noch meinen Weg, sie lässt ihre typischen entenähnlichen Töne hören. Nach einer Stunde, die mir sehr kurz vorkommt, bin ich wieder beim Auto. Bald ist Kanu und Ausrüstung verladen und 10 Minuten später bin ich zu Hause.

Geschrieben in Kanutagebuch (2013)