Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Osterpaddeln am 31. März

Geschrieben am 31.03.2013 in Kanutagebuch (2013) —   Eider, Eispaddeln, Winterpaddeln (Geändert am 05.07.2017)

Am Ostersonntag haben wir blauen Himmel schon am Morgen. Es ist knapp über null Grad, es weht ein schwacher bis frischer Wind mit kräftigen Böen aus Nord-Ost.

Geflügelalarm

Geflügelalarm

Ich setze in Achterwehr ein und entscheide mich spontan, die Eider stromaufwärts in Richtung Westensee zu paddeln. Es sind etliche Wasservögel auf der Eider. Als ich mich ihnen nähere, drehen sie durch und fliegen auf, viele genau in meine Richtung. Es sind Blässhühner, Reiherenten und ein paar Stockenten. Sie tun mir leid, an Paddler sind sie noch nicht gewöhnt. 

Kanadagänse an der Eider

Kanadagänse an der Eider

Ich paddle gegen die Strömung, aber dort, wo der Wind mich trifft, drückt er mich vorwärts. An den Ufern stehen viele Kanadagänse, die meisten sind ruhig und bleiben stehen. In den hohen alten Erlen singen Meisen und Buchfinken, am linken Ufer wuselt ein Zaunkönig umher und macht mit seinen typischen Rufen auf sich aufmerksam. Die Erlen haben zum teil recht tiefe Löcher von Spechten, die dort wohl nach Larven gesucht haben.

Die Eider nahe Felde

Die Eider nahe Felde

An den Ufern liegt teilweise noch hoher Schnee, der Wanderweg bei Felde ist so hoch verschneit, dass die wenigen Spaziergänger größte Mühen haben, sich dort entlang zu bewegen. Es sind ohnehin nur sehr wenige Menschen unterwegs, kein Wunder bei der schneidender Kälte. Ich genieße meine Kanutour umso mehr, es herrscht eine ganz besondere Stimmung. Über dem Wald kreist ein Bussard, die Wiesen sind mit Grau- und Kanadagänsen bevölkert. Bald entdecke ich am blauen Himmel einen Greifvogel, den ich nicht sofort identifizieren kann. Es kommt ein zweiter hinzu. Als der erste sich in der Luft dreht, sehe ich seinen Gabelschwanz und das durchscheinende Gefieder: es sind Rotmilane! 

Bucht am Westensee

Bucht am Westensee

Das Wasser der Eider ist recht klar, an vielen Stellen finde ich Muschelschalen: ein Reiher hat sich hier gütlich getan, wie die großen Fußspuren verraten. Die Trauerweiden haben bereits ihre typische grüngelbe Frühlingsfärbung angenommen. Gerade als ich die Eisenbahnbrücke passiere, fährt eine Bahn drüber. Bald sehe ich in der Ferne den Westensee, ich mache mir nun wenig Hoffnung, dass ich da hinaus kann. Wahrscheinlich sind die Wellen zu hoch. Umso größer ist mein Erstaunen, als ich einen fast glatten See vorfinde. Voller Freude paddle ich hinaus, die Reusen des Fischers, die hier sonst immer den halben Ausgang versperren, sind noch nicht eingerichtet.

Eis auf dem Westensee

Eis auf dem Westensee

 Aber was ist denn das? Ein Stückchen vor mir erkenne ich, dass die große Bucht vor dem Ahrenssee noch zugefroren ist. Ich paddle direkt auf das Eis zu, und dann lasse ich mein Kanu auch aufs Eis hinauf schieben. Das läßt sich gut hinunterdrücken und wird dabei nass, so dass ich durchaus vorwärts komme. Dabei entsteht eine dünne Wasserschicht, auf dieser rutscht das Kanu bestens. Nach einer Weile reicht es mir, und ich stehe im Kanu auf, um einige Fotos machen zu können. Alles kein Problem, danach "paddle" ich rückwärts wieder vom Eis. 

Eisbrecher

Eisbrecher

Da es immer noch recht windarm ist, beschließe ich, um die Eisinsel herum zu paddeln. Ich genieße die Sonne im Gesicht, beobachte Bläßhüher und Stockenten in einiger Entfernung. An einem anderen Eisrand sitzen große Vögel, ich hätte zu gerne gewusst, ob das vielleicht Seeadler sind. Da ich sie aber nicht aufscheuchen möchte, drehe ich mein Kanu und paddle ganz langsam zurück. Da kommt plötzlich Wind  auf: er kommt schräg seitwärts und ich stelle mein Kanu so, dass ich auf der linken Seite mit voller Kraft paddeln kann. So nutze ich noch etwas von der Windenergie für meine Vorwärtsbewegung aus. Nach etwa 15 Minuten habe ich die Eiderausfahrt schon wieder erreicht. 

Eider Altarm

Eider Altarm

Nahe der Ausfahrt lande ich an und lege eine Essenspause ein. Es ist recht schattig, und so gehe ich mit meinem Nudelsalat zu einer sonnigen Stelle, die zugleich auch vor Wind geschützt ist. Auch dort hat ein Reiher sich an Muscheln gütlich getan, am seichten Ufer sind seine großen Zehabdrücke gut auszumachen. Das daran anschließende Ufer ist von Wildschweinen ziemlich zerwühlt. Nach meiner Pause ziehe ich mich noch etwas dicker an, die Sonne steht nicht mehr hoch und der Wind wird noch frischer. 

Der Rückweg kommt der Kategorie "sportlich" recht nahe, es gibt zunächst selten eine geschützte Stelle. Zum Glück hilft die Strömung der Eider etwas mit beim vorwärts Kommen. Am Wanderweg stehen einige Fußgänger und grüssen freundlich. Ich paddle mich richtig warm, und als ich beim ehemaligen Gutshof Groß Nordsee ankomme, ist es für eine Weile sogar wieder windstill. Das genieße ich jetzt umso mehr, da ich eine kleine Entspannung gut gebrauchen kann. Dann bin ich auch bald beim Auto wieder angekommen. Beim Verladen meines Kanus lasse ich mir viel Zeit, dabei kann ich noch einer sehr großen Gruppe von Wasservögeln zuschauen, die sich auf dem hier beginnenden Eider-Ring-Kanal breit gemacht haben. Dann ist alles gepackt, und ich fahre nach Kiel zurück, diesmal im Gegensatz zur Hintour nicht über die Autobahn. Unterwegs beschließe ich, das Kanu noch bis morgen auf dem Dach zu lassen, wer weiß, womöglich packt es mich morgen ja auch noch! Entspannt und froh komme ich zuhause an. 

Geschrieben in Kanutagebuch (2013)