Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Schwentine bei Rastorf am 14. April

Geschrieben am 22.04.2013 in Kanutagebuch (2013) —   Gut-Rastorf, Schwentine (Geändert am 28.09.2018)

Am Samstag, den 14. April unternehmen wir zu dritt eine kleine Kanutour auf der Schwentine. Es ist in diesem Jahr erst das zweite Mal, dass wir drei zusammen paddeln, und wir fahren genau dort, wo wir auch am 5. März waren: auf der Schwentine vom Rosensee bis kurz vor Preetz.

Gänsesäger

Gänsesäger

Auf dem Rosensee ist es so windig wie ich es noch nicht erlebt habe, und so haben wir gut zu tun, die 1000 Meter hinter uns zu bringen, bis wir den geschützteren Bereich erreichen. Wie so oft halten sich links auf der Wiese größere Mengen an Wasservögeln auf: hauptsächlich sind es Grau - und Kanadagänse, zwischen denen aber auch einige Graureiher stehen. Im Uferbereich schwimmen einige Stockentenpaare, Gänsesäger und Schellenten. 

männliche Schellente

männliche Schellente

Im Geäst der Erlen am Ufer rufen und trällern die Kleiber. Kaum sind wir am Ende des Rosensees, entdeckt Gundula hoch über uns einige Greifvögel: es sind einige Bussarde, und dann entdecken wir, dass dort auch ein Seeadler seine Kreise zieht! Die Bussarde kreisen weiter, der Seeadler zieht schnell von dannen.

Schwentine beim Stumpfen Eck

Schwentine beim Stumpfen Eck

Wir paddeln an der Halbinsel "Stumpfes Eck" vorbei, diesmal machen wir hier keine Pause. Obwohl die Strömung uns wirklich zu schaffen macht, genießen wir die Natur im Frühling, und nirgendwo ist es so schön wie gerade hier, wo die Abhänge mit ihren Lärchenbäumen auf der einen Uferseite und der Auenwald mit dem Altarm auf der anderen Seite das Auge verwöhnen und das Gemüt zufrieden stellen. Gegenwärtig plätschert es zwar immer Wasser aus dem Auenwald in die Schwentine, aber längst nicht mehr so viel wie noch vor 5 Wochen. 

Gebirgsstelze an der Schwentine

Gebirgsstelze an der Schwentine

Wir entdecken eine Gebirgsstelze, die das seichte Ufer nach Fressbarem absucht. Eine zweite kommt hinzu, sie begleiten uns ab jetzt ein gutes Stück. Als wir gerade am gut Rastorf vorbei sind, entdecken wir links am Ufer zwei ausgewachsene Rehe. Sie stehen ganz still und tun so, als hätten sie uns nicht bemerkt. Das war die erste Überraschung. Als wir uns noch darüber freuen, knackt es verhalten, ebenfalls  am linken Ufer: ein fast erwachsenes Wildschwein gibt sich die Ehre. Es trollt sich von dannen, aber dabei kommen noch drei weitere hinzu: es sind Überläufer, also die Frischlinge vom letzten Jahr. Wir sind derart verblüfft, dass wir nicht dazu kommen, die Kamera hoch zu nehmen und Fotos zu machen.

Wir sehen nichts mehr von den Schweinen, obwohl wir im nahen Sumpf und unterholz Ausschau halten. Es gibt aber zu viele Verstecke. Sie sind weg. So paddeln wir fröhlich die Schwentine weiter stromaufwärts. In jeder Pappel, Erle oder Esche neben uns piept, ruft, schackert und zwitschert es, dazu kommen die Rufe der Schellenten oder das Kräken einiger Gänsesäger, die vorbei fliegen. Wir erkennen einige Buntspechte, Kleiber, Sumpfmeisen, Bachstelzen, Schwanz-Blau-und Kohlmeisen sowie die ersten Stare und sogar Rauchschwalben.

Die Ufer sind noch grau-gelb, aber dort, wo die Buchen und Erlen im Auenwald stehen, blühen die ersten Buschwindröschen. Einige Sumpfdotterpflanzen strecken versuchsweise schon mal ein paar Blätter hinaus. Sie sind noch sehr klein und noch grün-dunkelblau-rot.Auf der Wiese rechts neben uns grasen Robustrinderherden, es sind aber auch etliche Graugänse zwischen ihnen. 

Picknick an der Schwentine

Picknick an der Schwentine

Als wir fast die Straßenbrücke der B76 erreicht haben, legen wir rechts unter einer sehr großen und alten knorrigen Erle eine Picknickpause ein. Wir hatten zuhause einen schönen Nudelsalat mit Hähnchenfleisch vorbereitet, den wir uns jetzt schmecken lassen. Dabei beobachten wir ein paar Buchfinken, die über uns in den Zweigen herum turnen. Auch ein Baumläufer ist zu sehen, er läßt sein typisches, hartes Rufen hören. 

Bisam an der Schwentine

Bisam an der Schwentine

Nach ausgiebiger Pause lassen wir uns ganz langsam mit der sanften Strömung abwärts treiben und beobachten dabei weiter die Natur um uns herum. Nur selten sind Paddelschläge nötig. Rechts neben uns schwimmt ein Bisam in Fließrichtung, wir können ihn noch eine Weile sehen, bis abtaucht.  Beim Gut Rastoft gibt sich am seichten Ufersand ein Gänsesäger die Ehre. Sogar einige andere Paddler sind unterwegs. 

Kanadagans in Aufruhr

Kanadagans in Aufruhr

An der Stelle, wo die beiden Schwentinearme bei Rastorf sich wieder vereinigen, sitzt eine Kanadagansmama auf ihrem Nest. Der Ganther ist nicht erfreut, uns hier zu sehen: sind sie ansonsten sehr friedlich, so ist dieser alles andere: er faucht, er schwimmt uns an, er würde uns am liebsten beißen. Vorher hat er sich bereits an den anderen Paddlern versucht. Wir lassen uns zwar nicht sichtbar beeindrucken, aber aufregend ist es schon, dieses furchtlose Tier sich so echauffieren zu sehen. 

durch Auenwald

durch Auenwald

Im folgenden Auenwald sind immer noch viele Singvögel in den Bäumen aktiv, und unten schwimmen einige Stock - und Schellenten vorbei. Manchen schwimmen auch ganz nah am Ufer in Deckung. Wir genießen noch die letzten Sonnenstrahlen dieses schönen Frühlingstages, und jetzt paddeln wir doch mal etwas kräftiger, da wir die letzten zwei Kilometer noch vor der Dämmerung schaffen wollen. Als wir wieder an de Einsetzstelle an der B 202-Brücke anlanden, ist es bereits nach 18:00 Uhr und recht kühl. Wir sind geschafft, aber glücklich, diesen schönen Nachmittag auf dem Wasser verbracht zu haben.

Geschrieben in Kanutagebuch (2013)