Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Auf dem Brüeler Bach im August

Geschrieben am 07.09.2016 in Kanutagebuch (2016) (Geändert am 05.07.2017)

Am 23. August fahre ich nach Blankenberg (nahe Sternberg), um dort zu übernachten und am kommenden Morgen über den Tempziner See zum Brüeler Bach zu paddeln. Ich erwache sehr früh und genieße einen total schönen Morgen an der Badestelle in Blankenberg, bevor ich mein Kanu auf den noch leicht nebligen See hinaus lenke. Außer mir ist noch ein Schwanenpaar anwesend. 

Kornfeld-Spiegelung

Kornfeld-Spiegelung: auf dem Tempziner See

Ich paddle ruhig auf einem völlig glatten Tempziner See, und als die Sonne den Nebel verdrängt hat, spiegeln sich die Ufer und teilweise auch die umliegenden Kornfelder in der Wasseroberfläche wider.

der Brüeler Bach fließt aus dem Tempziner See

der Brüeler Bach fließt aus dem Tempziner See

Ich paddle an den beiden Halbinseln vorbei, die den See in zwei Teile teilen. Dahinter offenbart sich mir allmählich die Stelle, wo der Brüeler Bach aus dem Tempziner See fließt. Dabei weist mir auch der Turm des Klosters Tempzin den Weg. Der Ausgang liegt in einer Bucht, die recht stark verschilft ist. Ich kann aber die Fahrrinne ganz gut erkennen, und obwohl ich durch das hohe, nasse Reet paddle, fühle ich mich wohl. Im klaren Wasser unter mir entdecke ich immer wieder viele Fische. Meine Kleidung wird nass, und in meinem Kanu leben jetzt auch kleine Wasserschnecken, die von den Reethalmen fielen.

hoch das Kraut bei Tempzin

hoch das Kraut bei Tempzin: im Brüeler Bach

Ich erreiche das Wehr, und davor ist es wie in den Jahren davor: aussteigen an einer seichten Uferstelle, das Kanu über ein paar Zweige über den steinigen Grund ziehen und es dann die sanfte Böschung zum Weg hoch bewegen. Das nasse Kanu rutscht bestens über das nasse Gras hinweg. 

alles dicht mit Reet

alles dicht mit Reet: auf dem Brüeler Bach bei Tempzin

Um mein Kanu über den steinigen Weg ziehen zu können, lege ich einige dickere Stücke Totholz quer drüber, die ich am Wegesrand finde. Das Kanu ist nun schnell drüber gerutscht und die paar Meter abwärts zum wieder Einsetzen hinter dem Wehr sind schnell geschafft. 

keine Wasserfläche auf dem Brüeler Bach

keine Wasserfläche auf dem Brüeler Bach: bei Tempzin

Bald sitze ich wieder im Kanu, und nur wenige Meter weiter lande ich wieder im Schilf. Reet und Schwanenblumen wechseln sich ab, es ist sehr sehr mühsam, hier noch vorwärts zu kommen. Nach einer kurzen Strecke bis ich wieder auf einer kleinen offenen Wasserfläche, aber ich sehe bereits das nächste Hindernis: dichte Schwanenblumen, ebenso hoch wie ich selbst, haben alles zu gewuchert. Recht brutal schiebe und drücke ich mein Kanu hindurch, in der Hoffnung, bald wieder einigermaßen freies Wasser zur Verfügung zu haben. Es ist nur anstrengend. 

zurück an der Einsetzstelle im Tempziner See

zurück an der Einsetzstelle im Tempziner See

Es geht an einem Privatgrundstück vorbei, und ich wundere mich, dass die Grundbesitzer ruhig zuschauen, wie das Gewässer zuwächst. Sollte eines Tages richtig viel Wasser kommen, werden einige Grundstücke sich in einen See verwandeln.

Kanu und Schwäne

Kanu und Schwäne: auf dem Tempziner See

Aber davon kann heute keine Rede sein: kaum habe ich das Schwanenblumenfeld überwunden, stehe ich vor einem Dickicht aus Reet. Ich versuche, dieses Reet als Rutsche zu benutzen, und lande auf einer verfilzten, sehr dichten und sehr hohen Reetsammlung. Ganz sicher kann ich jetzt im Kanu stehen, denn das Reet ist derart dicht, dass das Kanu nicht mehr kippen kann. Ich stelle mich also hin und während ich nach einer offenen Wasserfläche suche, denke ich nach. Noch nie in meinem Leben habe ich aufgegeben, aber nun bin ich kurz davor. Ich habe nur wenige Optionen: zurück zur Umtragestelle staken, um dann auf dem Bootswagen solange über Land rollern, bis ich eine offene Wasserfläche finde. Aber wo kann das sein? Viele Möglichkeiten gibt es nicht, und solch ein Vorhaben erscheint mir sinnlos zu sein. Die andere Möglichkeit ist, einfach die gesamte Strecke inklusive des Umtragens am Wehr zurück zu legen und wieder nach Blankenberg zu meinem Auto zu paddeln. 

Da mir die erste Option zu unsicher ist und ich mir auch nicht vorstellen kann, dass es bald besser wird, entscheide ich mich fürs zurück Paddeln. Aus meinem Kanu und von meiner nassen Kleidung muss ich vorher Massen von Wasserschnecken, Spinnen, Marienkäfern und deren Larven sowie Wanzen und anderes Getier entfernen. Nachdem insgesamt etwas mehr als zwei Stunden vergangen sind, lande ich wieder in Blankenberg an der Badestelle im Tempziner See an. Dort esse ich dann mein bereits vorbereitetes Frühstück und fahre dann zu meinen weiteren Zielen an der Warnow und der Mildenitz, die ich eigentlich erst am morgigen Tag besuchen wollte. Die kommenden Tage plagt mich ein Muskelkater in meinen Oberschenkeln, wie ich ihn noch nie erlebte.

Geschrieben in Kanutagebuch (2016)