Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Die Eider bei Achterwehr am 21. Mai

Geschrieben am 21.05.2016 in Kanutagebuch (2016) —   Eider (Geändert am 05.07.2017)

Für heute ist erträgliches Wetter vorausgesagt, und wir wollen auf der Eider paddeln. Gegen 11:30 Uhr setzen wir in Achterwehr unser Holzkanu ein und paddeln gemütlich in Richtung Westensee. Gemütlich ist allerdings sehr relativ, da wir gegen eine leichte Strömung und kräftigen Wind an paddeln.

Eider beim Ausfluss aus dem Westensee

Eider beim Ausfluss aus dem Westensee

An einer alten Erle entdecken wir einen Baumläufer, der langsam den Stamm hoch- und hinunter läuft. Gleichzeitig hören wir einen Schwarzspecht rufen. Auf der Wiese vor Brandsbek stehen zwei Kanadagänse, die sich aber bald niederlassen. Dann sehen wir nur noch ihre Hälse und Köpfe. Das Gras ist recht hoch. Wir nehmen an, dass sie bereits Junge haben.

An einer Stelle blühen bereits die ersten Schwertlilien, und viele kleine blau blühende Stauden erregen ebenfalls unsere Aufmerksamkeit: es ist der Heide-Günsel, der zwar noch recht klein ist, aber schon an vielen Stellen fleißig blüht. Es gibt auch noch einige blühenden Sumpfdotter, obwohl seine Zeit eigentlich bereits vorbei ist. 

Auf dem Westensee bei starkem Wind

Auf dem Westensee bei starkem Wind

Als wir gerade an der Grenze zum Naturschutzgebiet angelangt sind, können wir links auf einem kahlen Holunderzweig einen Neuntöter bewundern, und dann kommt auch noch das Weibchen hinzu. Aus der gleichen Richtung hören wir das Schlagen eines Schwirls. Wir vergleichen sie immer mit dem Geräusch einer Nähmaschine.

ein Bisam an der Eider

ein Bisam an der Eider

Über der Wiese rechts vor dem Erlenbruch kreist ein Greifvogel. Es könnte ein Bussard sein. Kurz darauf paddeln wir auf den Westensee hinaus, wo uns heftiger Seitenwind nach links nahe an die Fischreusen drückt. Ziemlich wellig ist es auch, und der Spaß ist dann schnell vorbei. Als wir wieder in der Eider sind, bemerken wir unter einem weiß blühendem Dornbusch eine Bewegung: ein braunes Etwas knabbert einen Zweig mit Blüte ab, bewegt sich ein wenig zur Seite und frisst dann den gesamten Zweig in sich hinein. Es ist ein Bisam, den wir  in seiner vollen Schönheit genießen können.

Heide-Günsel an der Eider

Heide-Günsel an der Eider

Wir hören eine Dorngrasmücke und sehen das Neuntöter-Pärchen erneut auf kahlen Ästen sitzen. So langsam es irgendwie geht, bewegen wir uns mit leichter Strömung und Rückenwind flussabwärts. Dabei genießen wir das recht klare Wasser der Eider: wir können überall auf den Grund sehen! 

Uns kommt ein Kanadier mit zwei Personen entgegen. Als er sich nähert, erkenne ich, dass es auch ein Holzkanu ist wie unseres. Als es direkt neben ist, tauschen wir uns kurz aus: es ist eine formverleimte Konstruktion, und der Mann hat es nicht selbst gebaut, sondern auf einer Bootswerft bauen lassen. 

Am Gut Nordsee hören wir schon aus der Ferne laute Klopfgeräusche. Zuerst denken wir tatsächlich an einen Holzarbeiter, doch dann dämmert es uns, dass hier ein Schwarzspecht am Werk sein muss. Direkt hinter einer Kurve sehen wir ihn dann auch, wie er den Stamm einer abgestorbenen dicken Erle perforiert. Späne fliegen dabei permanent aufs Wasser. Er lässt uns bis auf wenige Meter heran paddeln, bevor er das Weite sucht und dabei sein gesamtes Repertoire an Ruflauten ausstößt. Welch ein großer Specht! 

Maigrün an der Eider

Maigrün an der Eider

Im Laufe unserer Tour sehen wir noch einige Buntspechte. Gundula und ich beschließen, noch bis zur Alten Schleuse Strohbrück zu paddeln. Bald sind wir an Achterwehr vorbei, und Strömung gibt es nun nicht mehr. Der Wind drückt aber immer noch mit. Eigentlich ist uns nach einer Pause zumute, aber der Autobahnlärm macht dieses Stück nicht gerade zum gemütlichsten Teil. Also beraten wir uns und beschließen, ganz zur Schleuse zu paddeln, um dort unseren von Gundula gemachten "Burger" zu verzehren. Damit wir die zwei Kilometer noch schaffen, genehmigen wir uns einen der sehr nahrhaften Müsliriegel, die Gundula ebenfalls selbst gemacht hat. Die Kraft reicht dann auch tatsächlich bis zum Ziel.

Trauerweide an der Eider

Trauerweide an der Eider

Unterwegs, kurz vor dem Quarnbeker See, hören wir zwei Kuckucke. Dann fliegt einer auf, der andere bleibt auf seinem Ast sitzen. Der erste setzt sich auf einen Ast am gegenüber liegenden Ufer und ruft dort lauthals. Ein junges Pärchen in einem Kajak bleibt ergriffen unter "seinem" Baum stehen, der junge Mann kopiert mehr schlecht als recht das "Kuckuck!" Das scheint den Vogel nicht zu stören, und er ruft immer noch, als die beiden Paddler bereits die Geduld verloren haben und weg sind. Wir paddeln ganz nah am Kuckucksbaum vorbei, und auch das stört den Vogel nicht. 

Eine Pause in Strohbrück

Eine Pause in Strohbrück

An verschiedenen Stellen entdecken wir im Schilf ein schwimmendes Nest von Blessrallen. Sie sitzen ganz still, als wir vorbei paddeln. Ganz kurz hören wir auch einen Eisvogel, bekommen ihn aber nicht zu sehen. Immer wieder hören wir den schönen Gesang einer Mönchsgrasmücke. 

An der Alten Schleuse Strohbrück landen wir rechts am Eider-Abflussgerinne an, und während wir unseren Burger essen, schauen wir einer Blessralle beim Baden und sich Putzen zu. Sie ist dabei sehr gründlich. Leider stört für 5 Minuten ein Mann mit einem Freischneider (Benzinmotorsense) unser Idyll, aber bald darauf ist es doch wieder recht still. Ein paar weitere Paddler erreichen die Schleuse. Ich unternehme einen kleinen Ausflug zum Nord-Ostsee-Kanal und entdecke dort je ein Gänsesäger und ein Mittelsäger-Pärchen. 

Dann drängt es uns doch bald nach Hause. Da wir nun den Wind von vorne haben, können wir nicht langsam paddeln und lassen es ordentlich platschen. Von vorne kommen uns ein paar Flöße entgegen, sie segeln regelrecht im Wind. Wir stellen uns vor, was die Flößer wohl auf der Rücktour zu arbeiten haben, immerhin lassen sie sich nur rudern und haben keinen Motor.

Wir benötigen für die 3 Kilometer dann auch nur 40 Minuten. An der Einsetzstelle müssen wir feststellen, dass zwei Fahrzeuge direkt davor stehen, und das, obwohl ein Schild deutlich darauf hin weist, dass dort ein Zugang für die Feuerwehr ist. Leseschwäche scheint weiter verbreitet zu sein als man gemeinhin annimmt.

Bald haben wir alles auf- und eingeladen, und unser Weg nach Hause ist nur kurz. Es war ein schöner Nachmittag auf der Eider, und das Frühlingsgrün macht Appetit auf eine baldige Wiederholung.

Geschrieben in Kanutagebuch (2016)