Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Auf der Ilmenau von Uelzen bis Bienenbüttel

Geschrieben am 28.07.2016 in Kanutagebuch (2016) , Kanureisen (2016) (Geändert am 13.09.2017)

Endlich finden wir einmal Zeit, wieder auf der Ilmenau zu paddeln. Unser Plan sieht vor, zumindest die ersten beiden Abschnitte an diesem Wochenende zu schaffen.

Fertig zum los Paddeln

Fertig zum los Paddeln

Am Freitag starten wir am späten Nachmittag in Kiel. Es ist zwar überall im Norden Ferienbeginn, aber da wir erst nach 17:00 Uhr fahren können, ist die Masse bereits vor uns. Google maps findet für uns eine geeignete Strecke mit wenig Verkehr und vor allem wenigen Baustellen. So erreichen wir nach 230 km und dreieinhalb Stunden den Kanuclub Uelzen, auf dessen Platz am Ufer der Ilmenau wir zelten wollen.

viel Gebüsch durch Uelzen

viel Gebüsch durch Uelzen: in der Ilmenau

Auf dem Gelände des Kanuclubs stehen bereits einige Zelte, und es liegen mehrere Kanus für den kommenden Morgen abfahrbereit. Der Platz ist aber geräumig, und wir bauen auf einem schönen Rasenstück unter einer mächtigen alten Erle unsere Zelte auf. Den Abend verbringen wir bei einem Bekannten, der ganz in der Nähe wohnt. Die Nacht ist sehr warm, aber recht ruhig. Ich bringe ein Fahrrad (für meine Rücktour) zum Bahnhof, da es von dort bis zum Kanuclub knapp eine halbe Stunde zu laufen wäre, worauf ich keine Lust habe.

Samstag: von Uelzen bis Bad Bevensen

Wasserdost mit Falter

Wasserdost mit Falter

Am Samstag Morgen haben wir gegen 9:20 Uhr alles gepackt und setzen vom niedrigen Holzsteg des Kanuclubs ein. Uelzen überrascht uns mit üppigem Uferbewuchs, und an manchen Stellen hat man sogar die Weidenbüsche recht weit über die Ilmenau wachsen lassen. An der Umsetzstelle am Ratsteich finden wir einen besseren Steg vor als beim letzten Mal. Das Umsetzen geht schnell und reibungslos, und als wir gerade den Steg geräumt haben, erscheinen die nächsten Wasserwanderer zum Umsetzen. Der Steg zum wieder Einsetzen hat mit den Jahren etwas gelitten, einige Bretter am Rand sind lose. 

Ilmenau mit viel Natur

Ilmenau mit viel Natur

Bis zu unserer kommenden Umtragestelle am Wehr Außenmühle paddeln wir etwa 80 Minuten, vorbei an der Uelzener Innenstadt, etlichen Wanderwegbrücken und schönen Grundstücken. Das Umtragen geht leicht, und ganz nebenbei erkunden wir die Einsetzstelle sowie die Bootsgasse. Letztere hätten wir auch gerne genutzt, aber sie eignet sich nur für Kanus bis etwa 5,0 Metern Länge, da man recht unbedacht und auch unmotiviert eine Kurve in die Betonwand geformt hat. Unsere "Nach-Fahrenden" haben kürzere Kanus und lassen sie dort über die Teichfolien-Segmente rutschen. 

Umtragen in Medingen

Umtragen in Medingen

Von hier aus bis zum nächsten Dorf haben wir etwa 8 km vor uns. Wir genießen diese sehr, haben aber auch viel zu tun, da es in vielen Kurven Weidenbüsche gibt oder umgefallene Bäume. Auch setzen uns die Bremsen ziemlich zu, allerdings nur mir. Uns entschädigen dafür aber die vielen blühenden Stauden, auf denen etliche Falter nach Nektar suchen. Wir bewundern vor allem den Wasserdost, das Mädesüß, das Indische Springkraut sowie den Blutweiderich. Auf ihnen laben sich Tagpfauenauge, Admiral, Großer Fuchs, Zitronenfalter und andere Weißlinge. An manchen Stellen verbreitet auch die Wasserminze ihren erfrischenden Duft über die Ilmenau. Besonders schön finden wir die Eisvögel, die wie ein Pfeil über die Wasseroberfläche zischen.

einsetzen in Bienenbüttel

einsetzen in Bienenbüttel: an der Kanustation "Kanuaktiv"

Nicht allzu weit hinter Emmendorf treffen wir auf die erste Kreuzung: in mehr als 10 Metern Höhe quert der Elbe-Seiten-Kanal die Ilmenau. Nur wenige Kilometer später kommen wir dann auch unter der zweiten Kanalbrücke hindurch. Bis zu unserem Ziel für heute haben wir noch etwa 3,5 km zu paddeln. Auch dieses Strecke ist sehr natürlich, und der intensive Uferbewuchs lässt kaum eine Pause am Ufer zu. 

Pause in Wichmannsburg

Pause in Wichmannsburg

Als wir in Bad Bevensen ankommen, ist es fast halb vier. Ich packe einige Sachen zusammen und mache mich auf den Weg zum Bahnhof. Als ich dort eintreffe, läuft auch gerade meine Bahn ein. Da man dort aber im Zug keinen Fahrschein kaufen kann, muss ich ihn fahren lassen und kann erst eine ganze Stunde später nach Uelzen fahren. Bis ich wieder bei meinem Team bin, sind mehr als 2 Stunden vergangen. Die beiden sind aber wohlauf, und langweilig war ihnen auch nicht.

junge Nutria an der Ilmenau

junge Nutria an der Ilmenau: Foto: Alexander Clausen

Wir verladen Holzkanu und Ausrüstung und fahren wieder nach Uelzen zurück, wo wir ja noch unsere Zelte stehen haben. Am Abend sind wir ganz allein, und noch während wir essen, können wir eine Nutriafamilie beobachten. Ein ausgewachsenes Tier und drei Junge knabbern an Sumpf-Wasserstern, Erlenlaub und Schwertlilien, schwimmen manchmal ein wenig hin und her. An einem Stück Totholz sucht ein Buntspecht klopfend nach Futter. Als es dunkel wird, gehen wir in unsere Zelte und verbringen eine ruhige Nacht.

Sonntag: von Bad Bevensen bis Bienenbüttel

Nutria schwimmt in der Ilmenau

Nutria schwimmt in der Ilmenau: Foto: Alexander CLausen

Am Sonntag Morgen sind wir nicht ganz so früh mit unserer Morgenroutine fertig, und nach dem Frühstück fahren wir zunächst ein Fahrrad nach Bienenbüttel zur Einsetzstelle an der Kanustation. Als wir dann in Bad Bevensen endlich im Kanu sitzen, ist es bereits kurz vor Mittag. Da wir aber nur etwa 15,5 km zu paddeln haben, ist es uns sehr recht. 

Ilmenau vor Bad Bevensen

Ilmenau vor Bad Bevensen

Wir haben schönes Wetter mit etwa 25 Grad. Kurz unterhalb von Bad Bevensen setzen wir an einem Holzsteg aus, um unser Kanu zum Umtragen fertig zu machen. Auch eine Essenspause legen wir ein. Mit dem Holzkanu auf Rädern wandern wir dann etwa einen Kilometer über einen Waldweg, bis wir unterhalb des Wehres der Mühle Medingen wieder einsetzen können. Im Wald haben wir noch das Vergnügen, einer jungen Waldmaus beim Futter Suchen zuschauen zu dürfen.

Nutria in der Ilmenau

Nutria in der Ilmenau: Foto: Alexander Clausen

An der Einsetzstelle herrscht reges Treiben, aber da die Gruppe noch mitten in der Organisations-Findung ist, drängeln wir uns durch und setzen vor ihr ein. Bald sind wir wieder auf der Ilmenau. 

eine Gebänderte Prachtlibelle

eine Gebänderte Prachtlibelle: Foto: Alexander CLausen

Auf diesem Abschnitt ist die Ilmenau meist breiter als vorher und sie hat auch nicht ganz so viel Buschwerk. Dafür genießen wir einige waldige Abschnitte. Blühende Stauden erfreuen uns auch hier, und natürlich ebenfalls die auf ihnen sitzenden Falter. An manchen Stellen ist die Ilmenau bis zur Hälfte der Breite zugewachsen: meist ist es der Sumpfwaserstern, aber es gibt auch flutenden Hahnenfuß und Laichkraut sowie Wasserknöterich. Ab und zu fliegt ein Eisvogel auf, und wir sehen relativ häufig Gebirgsstelzen, die sich gerne auf Totholz oder seichten Spülsäumen am Ufer aufhalten. Zwei Mäusebussarde sitzen auf kahlen Ästen einer alten Erle nahe dem Örtchen Bruchtorf. Als wir in Wichmannsburg ankommen, versucht ein Schwarm von Schwalben einen Sperber zu verjagen. Als ich eine Erkundung an Land vornehme, beobachten und fotografieren Alexander und Gundula einige Gebänderte Prachtlibellen, die sich auf einer Ansammlung des Sumpf-Wasserstern zur Eiablage begeben.

An der Einsetzstelle Wichmannsburg, die auch als Biwakplatz ausgewiesen ist, legen wir eine lange Pause ein. Ich komme mit einem älteren Mann ins Gespräch, der in der Gegend wohnt und mir manchen Tipp gibt. Als die Gruppe ankommt, die nach uns in Medingen gestartet ist, verlassen wir schnell diesen Ort und paddeln die restlichen zwei Kilometer bis zur Kanustation Bienenbüttel. 

Ich setze mich dort auf mein Fahrrad und hole das Auto nach. Gundula und Alexander wollen noch bis zur nächsten Einsetzstelle paddeln, da in Bienenbüttel schlechte, aber laute Musik aus einem Jahrmarktszelt  erschallt. Während ich über den Ilmenau-Fahrradweg nach Bad Bevensen radle, bekomme ich einen Regenguss ab. Da es aber sehr warm ist, macht es mir nichts aus und ich bin auch bald wieder trocken. 

Nach etwa 90 Minuten bin ich mit dem Auto bei meinem Team. Von der Wanderwegbrücke aus, neben der die Einsetzstelle liegt, können wir noch längere Zeit  einen Nutria beobachten, wie er sich die Wasserpflanzen munden lässt. Alexander und Gundula erzählen mir, dass sie unterwegs noch mehrfach Nutrias sahen. 

Allmählich machen wir uns auf den Heimweg nach Kiel. An der Straßenbrücke Geesthacht halten wir noch einmal an und legen eine kleine Rast an der Elbe ein. Bis wir dann aber zuhause ankommen, vergehen noch fast zwei Stunden. Der Verkehr hat sich aber glücklicherweise in Grenzen gehalten. Nur der Gegenverkehr von der Ostsee in Richtung Hamburg war sehr zäh. 

Anmerkung:    für unsere Planung zu Hause sowie die Orientierung unterwegs nutzten wir unsere Gewässerkarte Jübermann Tourenatlas TA1

Geschrieben in Kanutagebuch (2016) , Kanureisen (2016)