Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

zwischen Lanker See und Kronsee 9. November

Geschrieben am 09.11.2016 in Kanutagebuch (2016) (Geändert am 15.07.2017)

Heute Morgen zeigt das Thermometer Null Grad nach minus Drei in der Nacht. In Preetz am Brunnenweg setze ich kurz vor Mittag mein Holzkanu in den Kirchsee. Ich paddle direkt gegen gleißende Sonne, und auch der Wind weht aus Süden, also genau gegenan. Auf dem Lanker See paddle ich an einer großen Gruppe von Graugänsen vorbei, die auf dem Probstenwerder sitzen.

Auf dem Lanker See

Auf dem Lanker See

Als ich um die Insel herum paddle, kommt mir ein Angler entgegen gerudert. Am Ufer der Insel steht eine kleine Herde Robustrinder. Sie wollen gerne, dass ich zu ihnen komme. Jedenfalls drückt das ihre Körpersprache aus. Ich wende mich ihnen ein wenig zu, drehe dann aber doch in Richtung Wahlstorf ab. 

Schwentine am Gutshaus Wahlstorf

Schwentine am Gutshaus Wahlstorf

Auf den Hängen bei Gläserkoppel liegt noch Schnee, und je weiter in in Richtung Süd-Ost fahre, umso mehr Schnee-Reste finden sich auf Zweigen, Wiesen und Uferpflanzen. Schon von weitem ist der Seeadlerhorst zu erkennen, und ich frage mich, ob ich den stolzen Vogel heute wohl zu Gesicht bekomme. Bevor ich den zweiten (südlichen)Teil des Lanker Sees erreiche, höre ich einen Seeadler rufen. 

Eis auf einem Nebengewässer der Schwentine

Eis auf einem Nebengewässer der Schwentine

In der Bucht vor dem Wald bei Vogelsang halten sich viele Graugänse auf, aber noch viel mehr Krickenten. Es mögen viele hundert sein, und sie sind sehr unruhig. Teile von ihnen fliegen auf, drehen ihre Runden, um sich dann woanders wieder nieder zu lassen. 

Pause im Erlenbruch an der Schwentine

Pause im Erlenbruch an der Schwentine

Bald paddle ich in die Schwentine beim Gut Wahlstorf hinein. Sie ist recht flach und hat ordentliche Strömung. Abwechselnd paddle ich oder ich stake mein Kanu. Während ich auf diese Weise beim Gutshaus um die Ecke herum und an den Ruinen der ehemaligen Brücke vorbei komme, entdecke ich eine Gebirgsstelze. Sie wippt mit ihren Schwanzfedern, wechselt dann und wann ihren Standort und pickt von dort aus im seichten Wasser oder Schlamm. 

winterliche Schwentine vor dem Fuhlensee

winterliche Schwentine vor dem Fuhlensee

Nachdem ich den kleinen Schwall der Flachstelle unter der Straßenbrücke geschafft habe, kann ich wieder fast normal paddeln: das Wasser ist tief genug und es strömt nicht mehr so schnell. Ein Rotkehlchen fliegt quer über die Schwentine. Das kleine Nebengewässer rechts ist mit einer Eisschicht bedeckt. Ich schaue es mir ganz aus der Nähe an. Es ist etwa 10 Millimeter stark. 

auf dem Kronsee

auf dem Kronsee

Ich erreiche den Fuhlensee. Einige Tafelenten schwimmen nahe der Fischerei. Die Männchen sind an ihrem kupferbraunen Hals gut zu erkennen. Mich überfliegt ein Gänsesäger-Männchen, sein weißes Bauchgefieder strahlt in der Sonne. Letztere steht so, dass ich zunächst den Ausgang zur Schwentine nicht sehen kann. Natürlich weiß ich, wo diese ist und paddle stracks auf das Ende des Fuhlensee zu. Bald darauf bin ich in der Schwentine und folge dieser bis hoch zum Kronsee. Dabei erblicke ich einen auffliegenden Eisvogel.

der Lanker See bei Wahlstorf

der Lanker See bei Wahlstorf

Als ich auf dem Kronsee meinen Blick schweifen lasse, entdeckt ich auf einer Pappel zwei große Vögel. Das müssen Seeadler sein, und da ich näher an ihnen vorbei muss, kann ich sie genau sehen. Einer der beiden zeigt mir sogar noch seine weißen Schwanzfedern, er ist also erwachsen. As dem Kronsee paddle ich in die Schwentine, wobei ich einen weiteren Eisvogel sowie einen Kormoran aufscheuche.

auf dem Kronsee

auf dem Kronsee

Ich lasse mein Holzkanu in einen kleinen Erlenbruch hinein gleiten und steige aus dem Boot. Während ich eine kleine Pause genieße, landet ein Kormoran nur wenige Meter neben mir im Wasser der Schwentine. Als er mich dann bemerkt, fliegt er leider wieder auf. Ich finde es immer wieder aufregend, einen so großen Vogel ganz in der Nähe zu erleben! Aber hier gibt es noch etwas anderes für mich zu erleben: ich höre den typischen Ruf eines Zwergtauchers! Und das ist noch nicht alles, denn von weit oben erklingen für ganz kurze Zeit  die Rufe von Arktischen Schwänen. Da sie nur so kurz rufen, kann ich nicht entscheiden, ob es sich um Sing- oder Pfeifschwäne (bzw. Zwergschwäne) handelt. Über dieses Erlebnis freue ich mich sehr!

Die Schwentine bei Gut Wahlstorf

Die Schwentine bei Gut Wahlstorf

Es ist 14:00 Uhr, und so mache ich mich auf den Rückweg. Auf meiner Rücktour ist kaum noch Sonne zu sehen, und der größte Teil des Himmels ist von Hellen und dunklen Wolken bedeckt. Ab und zu sieht man mal ein Stückchen Blau. Die Seeadler sind weg, ein paar Mal kann ich noch einen Eisvogel beobachten. Einer setzt sich auf eine dünne umgestürzte Erle, die weit in die Schwentine hinein ragt. So ist er gut zu sehen. Als ich ihm zu nahe komme, fliegt er natürlich auf. 

die Schwentine am Herrenhaus Wahlstorf vorbei

die Schwentine am Herrenhaus Wahlstorf vorbei

Ich genieße es, die Strömung der Gefällestrecke beim Gut Wahlstorf zu nutzen. Die Gebirgsstelze sucht immer noch nach Futter, und ein Graureiher fliegt aus einem toten Weidenbaum auf. Auf dem Rasen des Gutshauses liegt eine komplette Schneedecke. Vom Lanker See sind bereits Graugänse zu hören. Es sind viele. Als ich wieder auf dem Lanker See bin, sehe ich links in der Bucht mehrere hundert Graugänse und einige Höckerschwäne. Auf der Steininsel sitzen Kormorane dicht an dicht. 

Lanker See nahe Wahlstorf

Lanker See nahe Wahlstorf

Ein sehr großer Zug einer kleinen Entenart fliegt wie ein Starenschwarm über den Lanker See. Ich frage mich noch, ob es Krick - oder Pfeifenten sein mögen, da höre ich sie schon pfeifen. Alles klar! Sie umfliegen mich noch solange, bis ich hinter der Sonneninsel angelangt bin.

Lanker See

Lanker See

Ich quere den folgenden Lanker Seeteil diagonal und paddle links an der kleinen Insel vor der Badestelle vorbei, um die Gänse auf der insel Probstenwerder nicht aufzuscheuchen. Hier fliegt wiederum ein großer Schwarm Schellenten seine Kreise. Fahrzeuge erscheinen: von vorn kommen zwei Wander-Ruderboote, und von rechts paddeln zwei Kajaks mit Auslegern heran. Trotzt der Kälte herrscht heute Betrieb, es sind noch weitere Ruderer unterwegs. Einige Graureiher stehen an den Ufern rechts und links, und diese fliegen nicht auf. 

Inseln im Lanker See

Inseln im Lanker See

Etwa um 16:00 Uhr bin ich wieder an der Einsetzstelle. Da ich recht warm angezogen bin (das erste Mal in diesem Jahr mit Polartec-Anzug und Kanadaboots), bin ich ziemlich durchgeschwitzt. So beeile ich mich mit dem Auf- und Verladen und fahre bald nach Kiel zurück. 

Schwentine in Preetz

Schwentine in Preetz

Ich bin heute 14 Kilometer gepaddelt und war 4 Stunden auf dem Wasser. Es war eine tolle Tour mit abwechslungsreichen Natur-Erlebnissen. Ich freue mich sehr, das ruhige Wetter ausgenutzt zu haben!

Geschrieben in Kanutagebuch (2016)