Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Oder am 2.Oktober

Geschrieben am 05.10.2016 in Kanutagebuch (2016) (Geändert am 05.07.2017)

Wir halten uns in Mescherin auf, da wir zu einem Tipi-Treffen eingeladen sind. Zum frühen Nachmittag ist eine Kanu-Führung mit Flusslandschaft-Reisen (Frauke Bennett) geplant, und der möchten wir uns gern anschließen. Da es aber bereits am Vormittag recht schönes Wetter ist, setzen wir schon mal zwei Stunden vorher unser Kanu in die Westoder (Mescheriner See) ein. 

Westoder-Brücke bei Mescherin

Westoder-Brücke bei Mescherin

Da wir einen Blick vom Aussichtsturm werfen möchten, paddeln wir zunächst dorthin. Er steht neben der Straßenbrücke nach Gryfino. Danach paddeln wir ganz langsam auf der Westoder in Richtung Gartz. 

an der Westoder

an der Westoder

Auf einer hohen, trockenen Weide nahe dem Parkrestaurant sehen wir einen Vogel sitzen. Dieser erweist sich als Raubwürger. Wir wundern uns, dass der noch nicht seine Reise in den Süden angetreten hat. Am Übergang des Mescheriner Sees in die Westoder sitzen zwei Graureiher. Obwohl wir ihnen recht nahe kommen, bleiben sie entspannt auf ihrer Warte sitzen. Das ist bei Reihern selten der Fall.

Bartmeise an der Oder

Bartmeise an der Oder: Foto: Alexander Clausen

Als wir die Westoder ein Stückchen aufwärts gepaddelt sind, hört Alexander aus dem Schilf den Ruf einer Bartmeise. Es gelingt ihm, diesen wunderschönen Vogel zu fotografieren, der sich gerade putzt, während er sich an zwei Reethalmen festhält. Wir wundern uns, dass er allein ist. Womöglich haben wir die anderen nur nicht bemerkt, da sie still waren.

Vortrag von Frauke

Vortrag von Frauke

Wir paddeln bald die drei Kilometer zurück und schließen uns der Gruppe von etwa 30 Personen an, die sich von Frauke Bennett durch die polnische Polder-Wildnis führen lassen möchte. Wir lauschen den interessanten Vorträgen unterwegs und erfreuen uns an der Natur: wir entdecken Krebsscheren, Schwimmfarn und so manche Biberburg. Plötzlich hört Alexander wieder Bartmeisen, und wir halten uns ganz still längere Zeit an einer mit Reet bestandenen Uferstelle auf, wo wir einen kleinen Trupp dieser hübschen Vögel beobachten können. Alexander kann auch einige Fotos machen.

Kanal in den Poldern

Kanal in den Poldern

Auf unserem weiteren Weg zur Ostoder hinüber kreuzen mehrmals kleinere Kranichzüge unseren Weg. Wir paddeln aus den Poldern hinaus auf die Ostoder und legen an einem Strand bei Gryfino eine Rast ein. Jeder hat sich zu essen und trinken mitgebracht, und es entstehen angeregte Unterhaltungen. 

Kranichzug an der Oder

Kranichzug an der Oder

Das bislang schöne Wetter kippt langsam um, der Himmel färbt sich zunehmend grau. Wir müssen einen kräftigen Schauer überstehen, aber danach wird zum Glück wieder sonnig. Ab und zu regnet es danach noch ein wenig, so dass für längere Zeit ein Regenbogen hinter uns zu sehen ist. Größere Züge von Kraniche fliegen über uns hinweg, einige kreisen sogar über uns, bevor sie ihre Schlafplätze aufsuchen. Auch Trupps von Wildgänsen überfliegen uns. Sie hören sich wie Nonnengänse an oder Blessgänse.

Auf den letzten paar hundert Metern, bevor wir die Westoder erreichen, müssen wir ein Stück durch einen stark verkrauteten Kanal paddeln. Die einzig mögliche ist sehr schmal und extrem kurvig. Alle haben Spaß dabei. Als wir dann wieder an unserem Camp ankommen, machen alle ein fröhliches Gesicht, und auch wir freuen uns über das Erlebte. Es fliegen immer noch Kraniche, und ihre Rufe schallen weithin über die Oder und werden von den hohen Talrandhügeln reflektiert. 

Den Abend verbringen wir in einer fröhlichen Runde am Lagerfeuer, das in einer großen Schale brennt und alle wärmt. Die Luft ist bereits recht kühl, und so tut es gut, eine derart schöne Wärmequelle zu haben. Vorher haben wir uns noch einen Eintopf gekocht, den wir am Feuer verspeisen.

Den kommenden Tag reisen wir ab, denn das verlängerte Wochenende ist fast vorbei. Wir unterbrechen unsere Fahrt noch für eine Übernachtung in der Villa Eden-Peene in Gützkow und legen dann noch eine größere Rast unterwegs an der Trebel ein. Dort können wir große Züge von Kranichen in der Luft sowie beim Fressen auf den Feldern beobachten. Einige Seeadler versuchen, zwischen den Kranichen und Gänsen Beute zu machen. 

Geschrieben in Kanutagebuch (2016)