Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Ölmühle und Höftsee am 2. November

Geschrieben am 03.11.2016 in Kanutagebuch (2016) (Geändert am 05.07.2017)

Heute ist es recht kühl und sehr windig. Trotzdem möchte ich gerne aufs Wasser. Der Wind soll aus Westen wehen, und so denke ich mir: nimm doch die Einsetzstelle Ölmühle, denn von dort aus kann man verschiedene Seen erreichen.

Großer Plöner See bei Fegetasche

Großer Plöner See bei Fegetasche

Die Einsetzstelle Ölmühle bei der Kreisjägerschaft erweist sich als schlecht zugänglich, da der Trampelpfad für den Bootswagen eigentlich zu schmal ist. Der Rasen selbst ist ungemäht und der Boden sehr locker. Er wurde anscheinend lange nicht mehr gewalzt. Es gibt viele Maulwurfshügel. Natürlich schaffe ich die hundert Meter bis zur Schwentine trotzdem, und so sitze ich bald mit Tagesgepäck und Ballast in meinem Holzkanu.

Ölmühlen-Schwentine

Ölmühlen-Schwentine

Da ich sehr neugierig bin, wie es wohl auf dem Großen Plöner See aussehen mag, paddle ich zunächst flussabwärts. Ein Eisvogel fliegt auf, bald noch ein zweiter. Im klaren Wasser sind sehr viele Fische zu sehen. Die meisten sind Barsche in der Größe von 7 bis 25 cm. Irgendwann glaube ich, zwischen ihnen einen Hecht zu sehen. Das Licht lässt allerdings keinen guten Blick ins Wasser zu.

Rollenbahn im Herbst

Rollenbahn im Herbst

An der Mündung, also vor dem Großen Plöner See, liegen die Ausflugsschiffe: die zwei kleinen liegen  in der Flussmündung, das große liegt an Land. An einem der kleinen wird gerade Farbe abgeschliffen. Sie landet im Fluss. Toll finde ich das nicht, sage aber nichts.

über den Höftsee im Herbst

über den Höftsee im Herbst

Ein sehr böiger Wind weht mir entgegen und wirft auf dem See kräftige Wellen auf. Eine Weile paddle ich in Richtung Stadt, bis es mir dann doch zu anstrengend wird. Auf meiner Rücktour kommt von hinten ein Motorboot angefahren. Der Fischer ankert kurz darauf neben seinen Netzen, die an der Flussmündung aufgestellt sind. 

windiger Behler See

windiger Behler See

Als ich wieder im Verlauf der Schwentine paddle, habe ich das Licht von hinten und kann daher bestens ins Wasser schauen. Bald sehe ich einen Hecht (außer den vielen Barschen), dann entdecke ich noch zwei und als ich sehr langsam weiter paddle, kann ich sehr viele Hechte beobachten, die still auf einer Stelle dicht über dem Grund auf Beute lauern. Sie sind alle zwischen 20 und 25 cm lang. So viele Hechte in der Größe habe ich noch nie gesehen, und ich freue mich sehr.

Pausenstelle am Wanderweg

Pausenstelle am Wanderweg

Auf meiner Fahrt zur Umsetzstelle Ölmühle kann ich noch mehrmals einen Eisvogel beobachten, und auch ein wonniger kleiner Zaunkönig gibt sich die Ehre, indem er am Wurzelwerk eines toten Baums umher turnt. An der Umsetzstelle zum Höftsee, also der Rollenbahn neben der Fischtreppe an der Ölmühle, ziehe ich mein Holzkanu nur bis zur Hälfte hoch, binde es am Geländer fest und lege eine Pause ein. Mit meinem Teebecher in der Hand gehe ich ein wenig umher, erfreue mich an den schönen Herbstfarben und mache einige Fotos. 

Edebergsee-Höftsee-Durchgang

Edebergsee-Höftsee-Durchgang

Als ich mich vom Holzsteg aus wieder ins Kanu setze, ist es noch recht windstill auf diesem Teil des Höftsees. Aber als ich weiter hinaus paddle, muss ich schon schräg gegen den Wind steuern. Am Ende, wo der Höftsee in den Behler See über geht, kommt der Wind dann vehement über den See geblasen. Mit ruhigen Paddelschlägen drücke ich mein Kanu gegen den Wind auf den See hinaus. Der Wechsel zwischen dunklen Wolken und blauem Himmel zaubert ein faszinierendes Farbenspiel auf die umliegenden Gehölze auf den Ufern: manchmal liegen die Gehölze vor mir noch im Schatten, während die entfernt liegenden Ufern von Timmdorf bereits in gleißendes Licht getaucht sind. 

Auf halbem See drehe ich um und paddle zur Enge zwischen den beiden Seen zurück. Auf beiden Seiten der Landzunge steht eine Bank, hier werden Nutzer des Wanderwegs zu einer Pause eingeladen. Aber auch mit einem Kanu kann hier gut angelegt werden. Ich entscheide mich für links, und ich muss ein wenig um die Ecke herum anlegen, da die Wellen ansonsten mein Kanu ständig am "Strand" bewegen würden.

Ich genieße noch einen Tee und knabbere ein paar Kekse. Dabei sehe ich mich auf dem Wanderweg um, lausche einem Schwarzspecht und fotografiere einige Naturschönheiten wie ausgehöhlte Baumwurzeln und besondere Pilze, deren Art ich nicht kenne. 

Nach meiner Pause will ich noch eine Runde im Edebergsee drehen. Daher halte ich mich am Südufer des Höftsees, obgleich ich damit voll im Wind sitze, der mittlerweile von Nord auf Nord-Ost drehte. Am Edebergsee beobachte ich wieder einen Eisvogel sowie ein Rotkehlchen. Es regnet leicht, obwohl auch die Sonne scheint. Es reicht aber nicht, um richtig nass zu werden.  

Ich paddle wieder zum Höftsee zurück und zur Umsetzstelle Ölmühle hinüber. Schnell rolle ich mein Kanu über den Hügel und frage mich: warum ist der Damm hier eigentlich so hoch? Ich konnte dieses Konstruktions-Phänomen bereits an etlichen Umsetzstellen beobachten. Die Rollenbahn müsste nicht viel höher sein als die Oberkante der Sohlgleite, aber sie überragt diese um mindestens einen Meter. Richtig wäre gewesen, die Höhe des Bootsstegs als höchsten Punkt anzunehmen und sie von dort aus gleichmäßig abfallen zu lassen. 

Von der Rollenbahn aus bin ich bald an meiner Einsetzstelle bei der Kreisjägerschaft angekommen, und mit meinem Bootswagen fahre ich Kanu und Ausrüstung die hundert Meter zum Parkplatz. Es geht ziemlich bergauf und über weichen, ungemähten Rasen rollt es sich nicht so leicht, weshalb ich ziemlich aus der Puste komme. Aber nach kurzer Zeit ist alles auf- und eingeladen, und ich fahre müde und beglückt nach Hause.

Geschrieben in Kanutagebuch (2016)