Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Plöner See bei Bosau im Oktober

Geschrieben am 16.10.2016 in Kanutagebuch (2016) —   Großer-Plöner-See, Holsteinische-Seenplatte (Geändert am 23.08.2017)

Für den heutigen Sonntag sind bis zu 14 Grad, etwas Sonne und wenig Wind vorher gesagt worden. Gundula und ich fahren mit unserem Holzkanu auf dem Autodach nach Bosau. Dort setzen wir am frühen Nachmittag an der Badestelle neben dem Campingplatz in den Großen Plöner See ein. Alles ist ungewohnt still, es herrscht Hochnebel, als wir unser Kanu am Spülsaum des Badestrands ins klare Wasser gleiten lassen. Vom gegenüber liegenden Ufer bei Nehmten und Godau sind nur schwache graue Konturen zu erkennen. Auch das Plöner Schloss lässt sich in dem Dunst kaum ausmachen.

auf dem Großen Plöner See nahe Bosau

auf dem Großen Plöner See nahe Bosau

Die Sonne kommt noch nicht, aber windig ist es auch nicht, fast windstill. Auf dem Wasser sehen wir etliche Höckerschwäne, und drei Angelboote liegen draußen auf dem Großen Plöner See. 

über den Bischofssee

über den Bischofssee

Ein kleiner Zug Wildgänse überfliegt uns. Nach ihren Rufen könnten es Nonnengänse sein oder Blässgänse. Wir wenden uns in Richtung Norden und wollen zum Bischofssee. Etwa 100 Meter vor uns fliegen Schellenten auf, die in größerer Zahl  auf dem Wasser schwammen. Wir paddeln am Ufer des Campingplatzes vorbei wo wir unseren ersten Eisvogel hören und dann auch sehen. Einige Graureiher sitzen in den Weiden und Erlen am Ufer, und einige von ihnen fliegen auf.  

Flachstelle zum Bischofssee

Flachstelle zum Bischofssee

Langsam erreichen wir das Ende der Landzunge und kommen der Inselwelt näher. Zwischen der bewaldeten Halbinsel, an der wir gerade entlang paddeln, und der unbewaldeten Insel Bischofswarder möchten wir in den Bischofssee hinein paddeln. Uns ist klar, dass es dort je nach Wasserstand sehr flach ist, aber wir probieren es trotzdem. Mitten in der Rinne setzen wir unser Kanu auf steinigen Grund. Also staken wir uns frei und paddeln zurück. Es gibt noch einen zweiten Durchgang, und dieser erweist sich als ein paar Zentimeter tiefer und zur Zeit paddelbar. Dort ist der Grund sandig, falls mal jemand treideln möchte, wäre hier ohnehin die bessere Stelle. Am nördlichen Ende des schmalen Insel bewegt sich langsam eine Segeljolle auf den Großen Plöner See hinaus. 

Pausenplatz am Bischofssee

Pausenplatz am Bischofssee: mit Blick auf den Großen Plöner See

Ab und zu überfliegen uns Möwen und einige Graureiher. An einem seichten Ufer können wir außer einem Kormoran, der dort steht, einige kleinere Vögel beobachten. Aber auch im Fernglas können wir sie nicht bestimmen. Nach der Größe und dem Verhalten scheinen es aber Limikolen zu sein. Als wir in gebührlichem Abstand an der Insel Bischofswarder vorbei paddeln, fliegt ein großer Trupp Graugänse auf, und dann lässt sich die Ursache ebenfalls blicken: drei Seeadler landen auf der Insel. Mehr können wir nicht entdecken. Ein Graureiher fliegt zu der Stelle, wo die Limikolen gewesen sind und steht dort auf der Lauer. Wir entdecken auf der Insel weidende Schafe und fragen uns, womit die wohl dorthin gebracht worden sein könnten. Die Graugänse kehren zu ihrem Platz auf der Insel Bischofswarder zurück.

auf dem Bischofssee

auf dem Bischofssee

Wir erkunden noch ein wenig den Bischofssee, und dabei entdecken wir am Ufer eine Art Floß mit kräftigem Geländer. Damit hat man wohl die Schafe transportiert. Wir wollen jetzt für eine kleine Pause in der Nähe des Wanderwegs zum Vierersee anlanden. Dort vertreten wir uns ein wenig die Beine und geniessen unsere Birnen-Nuss-Muffins, die Gundula heute morgen gebacken hat. Dazu gibt es schönen Tee aus der Thermoskanne. Sitzen können wir nicht, und es wäre mangels Sonne bei knapp 11 Grad auch ein wenig zu kühl. Es sieht auch nicht so aus, als käme die Sonne noch durch. So genießen wir unser Picknick im Stehen - mit einem schönen Rundblick auf den zerklüfteten Bischofssee. Unser Plan war eigentlich gewesen, hier zu kochen und Mittag zu essen, aber dafür fehlt uns ohne die Sonne die Motivation. Satt werden wir auch von den Muffins.

Während wir es uns gut gehen lassen, überfliegen uns Möwen, Tauben, Graugänse und dann zu unserem Erstaunen auch eine Schwalbe. Kurze Zeit später kommt noch eine zweite hinzu. Allmählich brechen wir auf, und als wir kaum mitten auf dem Bischofssee sind, fliegen wieder ein paar hundert Graugänse auf, und vor ihnen fünf Graureiher. Dann sehen wir auch den Seeadler, er lässt sich gerade auf der Insel nieder. 

Die Segeljolle nimmt nun ebenfalls den Weg zwischen der Halbinsel und der Insel, den wir genommen haben und auf den wir nun ebenfalls wieder zu steuern. Die Segel sind eingeholt, und zwei von den drei Männern (oder Jungs) paddeln das Boot in Richtung Bosau. Der dritte lässt derweil ein Modellboot voraus schwimmen, so dass es beinahe so aussieht, als ob es die Jolle ziehen würde.

Fast ohne Grundberührung passieren wir die Verbindung zwischen den Seen und sind bald wieder auf dem Weg zu unserer Einsetzstelle am Badestrand von Bosau. Wäre die Sonne erschienen, hätten wir wir noch Lust gehabt, länger auf dem See zu bleiben. So aber paddeln wir schnell nahe dem Ufer zurück, und bald ist unser Holzkanu auf dem Bootswagen. Wir rollen die 150 Meter bis zum Parkplatz und verladen Kanu und Ausrüstung. Bevor wir fahren, trinken wir noch gemütlich einen Tee. Über den schönen Weg zwischen dem Stocksee und dem Großen Plöner See fahren wir nach Kiel zurück. 

Geschrieben in Kanutagebuch (2016)