Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Plöner Seen mit Prinzeninselumrundung

Geschrieben am 22.10.2016 in Kanutagebuch (2016) (Geändert am 05.07.2017)

Am heutigen Donnerstag ist es morgens sehr grau und ich zweifle, ob es gut ist, heute eine Kanutour zu machen. Es ist etwa 10 Grad warm, und ich denke nach: am liebsten würde ich auf den Großen Plöner See, sofern es nicht zu windig ist. 

über den Mühlensee

über den Mühlensee

Tatsächlich kann ich mich entschließen, nachdem ich noch einmal auf die Wettervorhersage geschaut habe. Es soll in der Plöner Gegend ein wenig sonnig werden, allerdings mit Windstärken bis 3 und in Böen bis 5 bft.

Durchfahrt an der Prinzeninsel

Durchfahrt an der Prinzeninsel

Ich fahre also los und denke, die beste Einsetzstelle für mich ist der Ascheberger Parkplatz. Dort angekommen, muss ich erkennen, dass es keinen Steg gibt (Saisonende) und dass der Wasserstand im Kleinen Plöner See recht niedrig ist. Dadurch ist diese Stelle sehr steinig, es kommt der scharfe Bauschutt zutage, der dort seit Jahrzehnten liegt. 

schmale Durchfahrt

schmale Durchfahrt

Paddel-strategisch ist es hier allerdings ideal, da man je nach Windbedingungen verschiedene Gewässer befahren kann. Ich sammle einige Zweige und breite sie so aus, dass ich mein Kanu darauf am Spülsaum ablegen kann. Bald ist es ausgerüstet und in Gummistiefeln kann ich gekonnt slippen und einsetzen. 

welliger Plöner See

welliger Plöner See

Ich paddle am östlichen Ufer des Kleinen Plöner Sees zum Mühlensee hinüber. Das Wasser ist sehr klar, ich kann überall auf den Grund schauen. Unter dem Bahndamm ist es sogar sehr flach, aber ich komme noch ohne Grundberührung durch. Im zweiten Teil des Mühlensees sind viele Graureiher aufgeflogen, es sind mehr als zehn. Sie fliegen zu einem Baum nahe dem Bahndamm und verteilen sich dort in der Krone eines Ahornbaums. Zwischen einigen Stockenten schwimmt ein Zwergtaucher, der aber schnell abtaucht und sich auch nicht mehr zeigen möchte, als ich ein wenig warte.

Plöner Schloss und Stadtansicht

Plöner Schloss und Stadtansicht

Währenddessen haben die Wolken die Sonne frei gegeben, und bei fast strahlendem Himmel passiere ich den Borsten-Fisch-Kanupass. Das geht recht schwierig, da nur wenig Wasser über die Borsten fließt. Man hat das System nicht für wenig Wasseranfall optimiert. 

Durchfahrt zwischen Langes Warder und Prinzeninsel

Durchfahrt zwischen Langes Warder und Prinzeninsel

Kaum bin ich in der Rohrdommelbucht, entdecke ich den ersten Eisvogel. Er hat mich auch wahrgenommen und verdrückt sich im Schilf oder dem Gebüsch dahinter. Ein Trupp Schellenten schwimmt in der Rohrdommelbucht. Ich will die Durchfahrt durch die Prinzeninsel nutzen, um zum Großen Plöner See zu gelangen. Vor der Durchfahrt kann ich im klaren Wasser sehr viele Fische in verschiedenen Größen bewundern, vor allem Barsche. Aus dem Ufergehölz dringen die Rufe von Kleibern.

die Ascheberger Bucht am Abend

die Ascheberger Bucht am Abend

In der Durchfahrt lege ich eine kleine Pause ein und komme mit einem älteren Pärchen ins Gespräch, das gerade für einen Urlaub in Plön ankam. Das kommende kleine Stück unter der Brücke hindurch ist so flach, dass ich treideln muss. Mit Gummistiefeln ist das spontan kein Problem. Nach wenigen Metern erreiche ich die Bucht des Großen Plöner Sees. Es ist durchaus windig, und es gibt Wellen. Ich teste mal, wie mein Kanu im gegenwärtigen Trimm- und Beladungsstatus darauf reagiert. Es reagiert total gutmütig, und die meisten Wellen heben es einfach an. Ganz ruhig paddle ich einfach gegen den Wind los und fühle mich wohl. Bald bin ich mitten in der Bucht und es macht richtig Spaß, mit meinem Kanu auf den Wellen zu tanzen. 

vom Mühlensee zum Kleinen Plöner See

vom Mühlensee zum Kleinen Plöner See

Ich paddle weiter auf den See hinaus und lasse mich immer wieder ein wenig zurück treiben, wobei ich auf den Zipfel der Bucht zu steuere. Von dort aus peile ich den nächsten Zipfel an und überquere die Bucht, die dazwischen liegt. Ab und zu sind die Wellen ein wenig höher, so dass ich durchaus etwas Wasser aufnehme. Hinter der letzten Bucht liegt die Durchfahrt zwischen dem Langen Warder und der Landzunge namens Prinzeninsel. Mit dem Rückenwind lasse ich mich durch diese Passage drücken, und auch die Wellen spülen mich hindurch. In der Ferne sehe ich einen Seeadler über die Ascheberger Bucht fliegen. 

Ich bin nun in der windstillen Ascheberger Bucht und steuere die Durchfahrt zwischen Spitzenort und Prinzeninsel an. Ein kleiner Trupp von Kormoranen fliegt ganz dicht über dem Wasser vor der Badestelle entlang. In der Rohrdommelbucht, die ich bald erreiche, sehe ich wieder einen Eisvogel, der pfeilschnell und ganz niedrig über dem Wasser wegfliegt. Dann bin ich wieder am Borstenpass und treidele mein Kanu an zwei Leinen geführt über die Borsten. Unten angekommen, trinke ich meinen letzten Tee und verspeise einen Keks. 

Im Mühlensee sitzen die vielen Graureiher auf der Baumkrone und fliegen auf, als eine Bahn vorbei fährt. Sobald die Bahn weg ist, setzen sie sich wieder hin, wobei einige von ihnen nur auf niedrigen Ästen Platz nehmen. Als ich auch die zweite Hälfte des Mühlensees verlasse und auf dem Kleinen Plöner See ankomme, fliegen einige tausend Graugänse auf: sie bilden zwei große Wolken. Wahrscheinlich wurden sie gerade von Seeadlern aufgescheucht. Die Adler bekomme ich aber gerade nicht zu Gesicht.

Langsam paddle ich wieder zur Einsetzstelle am Ascheberger Parkplatz zurück. Beim Abrüsten lasse ich mir viel Zeit, und als ich alles ein- und aufgeladen habe, beginnt es zu regnen. 

Es geht mir gut und ich bin sehr froh, dass ich mich heute doch noch zu dieser Tour durch gerungen habe!

Geschrieben in Kanutagebuch (2016)