Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Auf der Schlei Anfang Juni

Geschrieben am 04.06.2016 in Kanutagebuch (2016) —   Schlei (Geändert am 05.07.2017)

Die Schlei ist bei Windstärken über 3 ein Ungeheuer für offene Kanus, aber bei wenig Wind ist es einfach herrlich, dort mit kleinem Boot unterwegs zu sein. Da für heute nur zwei bft vorausgesagt wurden und das bei 25 Grad, verwerfen wir unseren ursprünglichen Plan, auf der Eider zu paddeln, und fahren an die Schlei zur Einsetzstelle Siebeneichen bei Boknis. 

Nortik-Kajak auf der Schlei

Nortik-Kajak auf der Schlei

Gegen 10:30 Uhr sitzen wir in unserem Holzkanu und paddeln langsam bei fast glatter Wasseroberfläche in Richtung Osten. Unser Plan ist, auf unserer Rücktour den Wind im Rücken zu haben. Meistens nimmt der Wind ja im Laufe des Tages zu. 

freie Fahrt auf der Schlei

freie Fahrt auf der Schlei

Kaum ein Segelboot und schon gar kein Kanu nutzt die schöne Vormittagszeit. Wir bleiben am Nord-Ost-Ufer, halten jedoch etwas Abstand, da wir die Flachstellen dort noch nicht so kennen. Möwen fliegen umher, und an den Ufern können wir im Fernglas an den Spülsäumen oder schmalen Stränden immer wieder Stockenten ausmachen.

Nortik-Kajak auf der Schlei

Nortik-Kajak auf der Schlei

Bei Karschau landen wir an der Badestelle an und legen eine kurze Pause ein. Im seichten Wasser vor dem Strand können wir einen schwimmenden See-Ringelwurm beobachten. Er schwimmt fast wie ein Fisch. Ein älteres Pärchen fährt nach einer Pause auf einer Bank am Ufer mit einem Nortik-Kajak (Hybrid aus Faltboot und Schlauchcanadier) in Richtung Lindaunis davon. Solch ein Boot kannte ich bisher nur von meinen Internet-Recherchen. 

Großsegler auf der Schlei bei Arnis

Großsegler auf der Schlei bei Arnis

Wir paddeln in die andere Richtung. Ab und zu fährt ein Motorboot oder ein Segler in der Fahrrinne, die weit von uns entfernt liegt. Ein flacher, aber kräftiger Wellenteppich erreicht uns, und zu unserer Freude können wir auf ihm ganz flott vorwärts surfen. Die erste Werft von Arnis kommt in Sicht. Allerdings kann man hier weit schauen, sie wird sicher noch eine Stunde entfernt sein. Zwei Schwäne überfliegen uns, und ein Großsegler ohne Segel, aber dafür mit vielen Gästen an Bord, fährt langsam in Richtung Schleswig. Hoch über den Bäumen am Ufer bei Arnis kann ich für kurze Zeit einen Seeadler beobachten. Seine weißen Schwanzfedern leuchten hell in der Mittagssonne.

Eiderenten bei Arnis auf der Schlei

Eiderenten bei Arnis auf der Schlei: Foto: Alexander Clausen

Die Zahl der Segel- und Motorboote erhöht sich, und wir halten nach einem Platz Ausschau, der sich für eine ausgedehnte Pause eignet. Vor Arnis sehen wir eine Durchfahrt zum Grödersbyer Noor, und es folgt eine ein wenig abgeschiedene Badestelle. Diese ist allerdings bereits von zwei Leuten bevölkert, und so entschließen wir uns, an Arnis vorbei zu paddeln und eine andere Gelegenheit zu nutzen. 

Gänsesäger auf der Schlei

Gänsesäger auf der Schlei

Wir entdecken an einer geschütteten Steinmole, dass zwischen den vielen Silbermöwen auch Eiderenten sind. Als wir näher kommen, können wir einige Fotos machen. Auch ein paar Kormorane stehen dort sowie eine Gänsesäger-Dame. Ein Mittelsäger-Pärchen schwimmt mit einem Eiderentenmann umher. Die Eiderenten sind alle männlich. Einer dieser Herren hat fehlfarbenes Gefieder.

am Pausenplatz nahe Arnis

am Pausenplatz nahe Arnis

Zunächst kommen wir danach an mehreren Werften vorbei, und teilweise liegen interessante Schiffe an alten Dalben festgemacht. Die Seilfähre wartet an ihrem Ufer in Sundsacker, um für eine kurze Zeit freie Fahrt nach Arnis zu bekommen. Wir warten, und als sie am Anleger Arnis festmacht und ihr Seil offensichtlich tief genug hängt, paddeln wir an ihrer Passage vorüber. Noch einige Häuser, die direkt am Ufer der Schlei liegen, sind zu bestaunen, dann erreichen wir die folgende Bucht. Es gibt eine Fahrrinne zum kleinen Hafen, und der Rest der Bucht ist sehr flach, so dass wir Ruhe vor den motorisierten Genossen haben.  

Seglschiff auf der Schlei

Seglschiff auf der Schlei

Wir entdecken am linken Ufer eine unbewachsene Stelle unter einem großen Baum. Da einige Häuser zu sehen sind, könnte es privat sein. Da wir aber auch mit dem Fernglas kein Schild entdecken können, paddeln wir dorthin und landen an. Während wir unseren Nudelsalat essen, schauen wir uns um und lauschen dabei den Vogelrufen und -gesängen. Wir erfreuen uns an Bluthänflingen, Rohrammern und einer Überraschung, die sich bald als Blaukehlchen entpuppt. Schwalben umfliegen uns, und ab und zu bekommen wir Besuch von einigen jungen Rindern, die auf der benachbarten Weide grasen und uns mit seltsamen Gesichtsausdrücken anschauen. 

Grödersbyer Noor

Grödersbyer Noor

In dem großen Baum, einer sehr alten Esche, zirpen mehrere Meisenkinder. Die Baumwurzeln dieser Esche liegen zu einem großen Teil bloß, da das Wasser die Erde fortgespült hat. Alexander gelingt es, Fotos von dem Blaukehlchen zu machen. Dabei entdeckt er, dass eines der Blaukehlchen kleine Beutetiere im Schnabel mit sich herum trägt. Dort, wo es im Schilf oft in Bodennähe landet, wird wohl sein Nest mit Jungen sein. 

Ich finde einige mir unbekannte blühende Pflanzen, die nach Salz liebenden Pflanzen aussehen. Ab und zu werfen wir einen Blick auf die Fahrrinne, die inzwischen recht belebt ist. Es verkehren auch einige Großsegler, diesmal unter Segeln. Wir haben die gesamte Schlei zwischen Arnis und Kappeln im Blick, und das bunte Treiben ist recht interessant und locker. Einige kleinere Holzschiffe erfreuen mein Gemüt ganz besonders. 

Nach einer sehr langen Pause legen wir wieder ab. Als wir wieder an den Werften in Arnis vorbei paddeln, entdeckt Alexander auf dem etwa 8 Meter hohen Dach einer alten Bootsbau-Halle einige Möwen, zwischen denen eine Kanadagans sitzt. Wir wundern uns sehr, so etwas sahen wir bisher noch nie. Zu Hause steigerte sich unsere Verwunderung aber noch mehr: auf den Fotos ist gut zu erkennen, dass diese Gans auf einem Haufen flauschiger Federn sitzt, die unter ihr heraus zu quellen scheinen. Daraus schließen wir, dass diese Gänsedame hier oben auf dem Dach brütet! 

Wir paddeln noch einmal ganz langsam an der Mole mit den Eiderenten vorbei, machen dort weitere Fotos und unternehmen noch einen Abstecher zum Grödersbyer Noor. Dort sehen wir Austernfischer und Brandgänse auf einer Sandbank, zusammen mit Stockenten und Möwen. Auch eine Küstenseeschwalbe fliegt umher und versucht zu fischen. Wieder auf der Schlei, paddeln wir an einer großen Gruppe von Schwänen vorbei. 

Auf unserer Fahrt zurück zu unserer Einsetzstelle sehen wir immer wieder Stockenten am Ufer und auch ein Austernfischer scheint uns eine Weile zu begleiten. In der großen Bucht zwischen Arnis und Sieseby ist es für eine Weile ganz still, da minutenlang kein einziges Motorboot fährt und die Segler segeln. Wir lassen uns vom immer wieder leicht auffrischenden Wind beim Paddeln helfen und kommen ganz entspannt bei Siebeneichen in Boknis an. Einige Badegäste halten sich dort auf. Sie nutzen wie wir jetzt auch gerne den Schatten einer großen Eiche am Schleiufer. Ganz langsam packen wir unsere Sachen ein und laden unser Holzkanu auf das Autodach. Als wir unsere Heimfahrt antreten, ist es fast 18:00 Uhr. Wir freuen uns, einen so wunderbar sonnigen und entspannten Tag erlebt zu haben. Und wir freuen uns auf baldiges Wiedersehen mit der Schlei!

Geschrieben in Kanutagebuch (2016)