Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Schwentine am Sonntag, den 3. April

Geschrieben am 04.04.2016 in Kanutagebuch (2016) (Geändert am 05.07.2017)

Gestern sind wir das letzte Stück der Schwentine zwischen Schwentinental und der Kieler Förde gepaddelt. Heute wollen wir den Abschnitt zwischen Schwentinental (Raisdorf) und Bredeneek paddeln. Für heute sind 18 Grad vorher gesagt, bei wechselnder Bewölkung und wenig Wind. 

Vorfrühling auf der Schwentine

Vorfrühling auf der Schwentine

Wir sind noch nicht einmal mit unserem Kanu im Wasser, als sich hoch am Himmel ein Seeadler zeigt. Er segelt mit sehr knappen Flügelschlägen dahin und ist leider bald aus unserem Blickfeld verschwunden. 

Gänsesäger-Pärchen

Gänsesäger-Pärchen

An der Einsetzstelle neben der Brücke der B 202 herrscht dichter Ausflugs-Verkehr, der Lärmpegel ist entsprechend hoch. Wir beeilen uns, schnell von dort weg zu kommen. Also stellen wir uns schon mal auf den kräftigen Paddelschlag ein. Da sich an beiden Ufern viele Grau- und Kanadagänse sowie Stock- und Schellenten aufhalten, nutzen wir die Mitte des Rosensees. Am Ende dieses Sees treffen wir bereits auf deutliche Strömung, und diese nimmt noch bis zur folgenden Halbinsel deutlich zu. In der Kurve treffen wir ein Pärchen Kanadagans, und aus dem Wald rechts schallt uns kräftiger und melodischer Rotkehlchengesang. Kurz darauf kommt uns ein Gänsesäger-Pärchen entgegen geschwommen. 

Kanadagänse beim Gut Rastorf

Kanadagänse beim Gut Rastorf

Ich würde gerne eine kleine Pause einlegen, aber die Strömung würde unser Kanu sofort drehen und abwärts drücken. Also paddeln wir unaufhaltsam weiter aufwärts, und an der engsten Stelle ist die Strömung derartig stark, dass wir es fast nicht geschafft hätten. Zwei Schwanzmeisen kommen uns näher, und an der Engstelle sind sie uns bis auf fast zwei Meter nahe gekommen. Das erfreut unser Herz sehr und gibt uns Kraft für weiteres Aufwärtspaddeln. Fast war es, als hätten diese schönen Vögel uns mit der Absicht erfreut, um genau dieses Reaktionen bei uns hervor zu rufen. 

Pausenplatz bei Bredeneek

Pausenplatz bei Bredeneek

Bald erreichen wir einen umgestürzten Baum: zum Glück gibt es ganz links eine Lücke. Diese birgt zwar auch Hindernisse, hauptsächlich im Wasser, aber auch durch den Mangel an Kopffreiheit. Auch dort strömt es recht stark, und wir wurschteln uns mit einiger Mühe durch. Im Auenwald links von uns erfreuen uns Kleiber mit ihren Balzrufen. Am Ende der schmalen Insel beim Wanderweg am Gut Rastorf sitzen zwei vollkommen  entspannte Kanadagänse. Der Wasserstand ist hier so hoch, dass wir nur knapp unter der Brücke hindurch passen, und auch dort ist die Strömung recht stark. 

starke Strömung beim Totenredder

starke Strömung beim Totenredder

Erst allmählich lässt die Strömung nach, so dass wir ein wenig langsamer paddeln können. An den folgenden Wiesen weiden Robustrinder. Einige von ihnen haben wohl vor kurzem gekalbt: in der Herde stehen auch einige ganz kleine dieser puscheligen Kühe. Aber auch ganz viele Graugänse sowie einige Kanadagänse halten sich zwischen ihnen auf. In einer Bucht liegt eine Kröte ganz still im Wasser. Sie strampelt mit ihren Beinen, als ich ihr meine Aufmerksamkeit schenke.

Nach etwas unter 1,5 Stunden Fahrzeit erreichen wir unser Ziel: an der Pferde-Badestelle von Bredeneek wollen wir uns niederlassen und uns an unseren Muffins und heißem Tee laben. Auf einem ein wenig entfernten Baum sitzt ein Kormoran, und ein Bussard kreist über dieser Niederung. Einige Möwen fliegen auch umher, und die werden dann plötzlich unruhig: es taucht ein junger Seeadler auf. Der wird augenblicklich von den Möwen und auch einigen Krähen angegriffen. Bald entschwindet er, wir sehen ihn noch eine Weile in größerer Höhe kreisen. Zu unserem Glück hören wir auch noch einige Kraniche rufen! Gundula bekommt sogar noch zwei von ihnen zu sehen. Kraniche haben wir an jener Stelle bisher noch nicht erlebt.

Auf unserer Rücktour kommen wir sehr schnell voran, obwohl wir kaum paddeln. An einer Erle sitzt auf der Spitze ein Vogel, der sich beim näher Kommen als Rotdrossel entpuppt. Diese Vogelart ist bei uns recht selten zu beobachten. Auch Singdrosseln sitzen in vielen Wipfeln und erfreuen uns mit ihren abwechslungsreichen Melodien. 

Als wir gerade mit eingezogenem Nacken unter der Brücke hindurch flitzen, sehen wir zwei Leute mit Hund am Ufer der Wanderweg-Insel. Sie haben ihr Hunde-Spielzeug verloren und auf ihre Bitte hin halten wir (mühsam) an und bergen ihr Teil. Sie bedanken sich überschwenglich, wir paddeln flott weiter. An der Halbinsel Stumpfes Eck treffen wir zwei Kajakfahrer. Sie paddeln auch in Richtung Raisdorf. Auf dem Rosensee halten sich am rechten Ufer viele Gänse auf. Die beiden Kajakfahrer paddeln einfach drauflos und scheuchen alle Tiere hemmungslos auf. Wir paddeln am linken Ufer. Bald sind wir wieder am Parkplatz und verladen unsere Sachen.

Geschrieben in Kanutagebuch (2016)