Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Warnow vor Pfingsten 2016

Geschrieben am 16.05.2016 in Kanutagebuch (2016) , Kanureisen (2016) (Geändert am 13.09.2017)

Von Eickhof bis Rühn

Eigentlich wollen wir am Pfingstsamstag zu einer Warnow-Kanutour starten. Die Wettervorhersagen deuten allerdings darauf hin, dass die angenehmen Temperaturen nur bis zu Freitag Abend reichen werden: für das lange Pfingst-Wochenende sind 12-13 Grad angesagt, zusammen mit starkem Wind und zeitweise anfallendem Regen. Wir beschließen, unsere Kanutour vorzuverlegen und so starten wir bereits am Donnerstag morgen, denn für heute und morgen sind immerhin noch über 20 Grad vorher gesagt worden. Von Kiel fahren wir in etwa 2,5 Stunden ohne Verkehrsprobleme nach Eickhof. Unser Fahrrad haben wir bereits in Rühn abgestellt.

bei Eickhof abwärts

bei Eickhof abwärts

An der Umtragestelle setzen wir unterhalb der Fischtreppe ein, und wir sind die einzigen an diesem Vormittag. Diese Einsetzstelle ist im selben Zustand, wie sie war, als ich dort 2003 das erste Mal paddelte: seichtes Ufer, befestigt mit Rasengittersteinen. Um Schrammen zu vermeiden, suche ich einige Zweige und lege sie unter unser Holzkanu, bevor wir es richtig beladen und selbst einsteigen.

zwei Rehe am Warnowufer

zwei Rehe am Warnowufer: Foto: Alexander Clausen

Die ersten paar hundert Meter hat die Warnow hier nicht nur viel Gefälle. Sie ist auch noch voll mit Hindernissen, und zwischen den großen Steinen, die hier schon immer lagen, haben sich einige Bäume gesellt. Um das alles gilt es nun, im Slalom herum zu paddeln. Das gelingt uns ohne Schrammen, und Alexander ist sogar noch in der Lage, einige Fotos zu schießen. Von jetzt an haben wir die kommenden drei Kilometer kräftigen Wind von vorne, während die Strömung langsam abnimmt. Am Ufer sehen wir immer wieder Rehe.

Warnow unterhalb Eickhof

Warnow unterhalb Eickhof

Kaum sind wir um die Kurve unterhalb der Gefällestrecke herum, fliegt ein Eisvogel auf. Schwalben jagen kurz oberhalb der Wasseroberfläche, und bereits nach kurzer Zeit sehen wir unseren ersten Flussuferläufer. Er sucht an einem flachen Ufersaum nach Nahrung, fliegt dann aber bald auf. Natürlich ist der Fluss zu schmal, als dass der Vogel weit genug weg sein könnte, um keine Scheu zu haben. Die Fluchtdistanz beträgt beim Flussuferläufer meist etwa 15 bis 20 Meter. Es gibt aber auch welche, die es nicht stört, wenn man sehr dicht vorbei paddelt.

ein Kranich über der Warnow

ein Kranich über der Warnow

Während wir durch die Wiesen auf das Dorf Warnow zu paddeln, segelt vorne über uns am unverschämt blauen Himmel ein Mäusebussard. Wir bemerken, dass am Ufer der Warnow bereits der Beinwell blüht, sowohl weiß als auch violett. Überhaupt ist die Vegetation deutlich weiter fortgeschritten als bei uns in Kiel - und auch noch weiter als an der Warnow nahe Sternberg, wo wir kürzlich paddelten. Es wächst eine dunkle Form der Wasserminze, die Sumpfkresse, der Wasserstern, der Froschbiss und viele Sumpfdotterblumen. Sehr helles Wiesenschaumkraut sowie die Iris sind ebenfalls hier an der Warnow vor Bützow in großer Zahl vorhanden.

Pause bei Zernin an der Warnow

Pause bei Zernin an der Warnow

An der Straßenbrücke vom Dorf Warnow legen wir eine kleine Pause ein. Während wir einen kleinen Snack zu uns nehmen, umfliegt uns ein Kranich in einem großen Bogen. Er ruft und ruft, und erst nach geraumer Zeit bekommt er eine Antwort: ein weiterer Kranich ruft aus einer ganz anderen Richtung. Wir entdecken einen Kuckuck ganz in der Nähe, der aber leider bald entfleucht. Kurze Zeit später fühlen wir uns beobachtet. Zwei junge Rehe stehen am Ufer und blicken ganz ruhig zu uns herüber, so dass Alexander sogar ein Foto machen kann. 

ein Neuntöter an der Warnow

ein Neuntöter an der Warnow: Foto: Alexander Clausen

Nachdem wir wieder im Kanu sitzen, kommen wir sehr nahe am Dorf Warnow vorbei. Einen nahen Zugang zum Wasser hat das Dorf jedoch nicht, da eine zweigleisige Bahnlinie zwischen Warnow und dem Dorf Warnow verläuft. Da hat es das nächste Dorf namens Baumgarten erheblich einfacher: es gibt dort eine Badestelle sowie einen festen Feuerplatz. Blaue, neue Schilder des Naturparks weisen diese Stelle als Rastplatz aus. 

die Warnow bei Baumgarten

die Warnow bei Baumgarten

Nach einigen hundert Metern ist die Warnow kein reiner Wiesenfluss mehr: wenigstens ein Ufer ist ab hier immer Sumpf oder Auenwald. Wir genießen diesen Abschnitt ganz besonders, es gibt hier viele Singvögel (Dorngrasmücke, Klappergrasmücke, Fitis, Zilpzalp, Waldlaubsänger, Mönchsgrasmücke, Singdrossel und andere). Einige Male können wir einen Buntspecht beobachten. Einen Schwarzspecht bekommen wir nur zu hören. An verschiedenen Stellen können wir Neuntöter sitzen oder jagen sehen. Zum Teil sitzen sie auf kahlen Ästen, aber sie nehmen auch das trockene Reet als Ansitz.

ein aktuelles Biber-Projekt

ein aktuelles Biber-Projekt

Hier gibt es, wie zu erwarten war, viele Biberaktivitäten: Bibergleiten, Fressplätze sowie einige Burgen sehen wir im Laufe dieser schönen Kanutour. An einer nur mit Gras bewachsenen Stelle, wo die hohen Erlen ein wenig abseits des Ufers stehen, landen wir zu einer weiteren Pause an. Wir essen unseren mitgebrachten Nudelsalat und die Frikadellen, und dabei entdecken wir, dass an einer Uferstelle etliche trockene Häute von Libellenlarven an den Gräsern kleben. Sie sind kaum zählbar, und es scheint noch nicht allzu lange her zu sein, dass die Libellen geschlüpft sind. Am Ufer gegenüber sitzt in einem trockenen Dorngestrüpp ein weiterer Neuntöter, und wir beobachten ihn beim Jagen, wie er in Abständen auffliegt, etwas fängt und sich wieder hinsetzt. 

Auf einer Brach-Wiese etwas weiter entfernt äst ein Reh. Von Zeit zu Zeit schaut es zu uns herüber, lässt sich aber beim Gras-Genuss nicht stören. Bald paddeln wir weiter, und schon treffen wir die nächste Biberburg. Eine Goldammer erfreut uns mit ihrem Gesang von hoher Warte in einer Eiche. Ein Rotmilan kreist hoch über uns am Himmel, was am ausgeprägten Gabelschwanz sowie den weißen Federn mitten im rotbraunen Gefieder leicht zu erkennen ist.

Dann sehen wir schon die Brücke von Rühn, und nach einigen Minuten ist sie bereits erreicht. Im Altarm links von uns schwimmt ganz ruhig ein Schwan. Wir passieren die Brücke und paddeln nach links in den zweiten Altarm hinein, an dessen Ende wir an einem schönen Holzsteg anlanden. Leider liegt hier noch der Müll von Himmelfahrt. Während wir anlanden, singt uns ein Sprosser sein lautes Lied in den immer noch kräftig wehenden Wind dieses herrlichen Nachmittags.

Ich nehme mein Fahrrad  und hole unser Auto aus Eickhof. Während der Fahrt höre ich einen Pirol, und auf einer nahen Wiese entdecke ich zwei Kraniche. Bald bin ich mit unserem Fahrzeug zurück. Wir laden alles ein und auf und begeben uns nach Bützow, wo Gundula und ich am Wasserwanderrastplatz bei Uwe Westphal  direkt am Bützower See unser Quartier in einem ausgebauten Kutter beziehen. Alexander zeltet. 

Rühn bis zum Bützower See

in Rühn angekommen

in Rühn angekommen

Am nächsten Morgen stellen wir das Fahrrad in Bützow am Aalwehr ab und fahren mit unserem Fahrzeug nach Rühn. Wir paddeln dieses wunderschöne Stück Warnow so langsam wir möglich, und dabei können wir etliche Male zwei Flussuferläufern zuschauen. Wir entdecken einen Grauschnäpper hoch oben in einer Eiche, und ein Schwarzmilan plagt sich längerer Zeit damit ab, einige Krähen los zu werden. Er verhält sich so, als hätte er seinen Horst in der Nähe.

Schwarzmilan an der Warnow

Schwarzmilan an der Warnow: Foto: Alexander Clausen

So langsam nähern wir uns Bützow. Aber bis wir dann bei der Wismarschen Straße angekommen sind, dauert es durchaus noch eine ganze Stunde, die wir durch eine überraschend natürliche Kleinstadt paddeln. Am Aalwehr, also kurz vor dem Bützower See, steigen meine beiden Mitpaddler aus unserem Kanu und ich paddle es durch die Stromschnelle. Gleich danach lande ich rechts wieder an, wo Gundula und Alexander mich bereits erwarten. Dort finde ich eine große grüne Libelle vor, die mit noch nicht ganz aufgerollten Flügeln senkrecht an einem Grashalm klebt. Ich habe es also mit einer frisch geschlüpften Libelle zu tun!

auf dem Bützower See

auf dem Bützower See

Ich hole mit dem Fahrrad unser Fahrzeug, während die beiden zum Kanucamp Westphal am Bützower See paddeln, dem Wasserwanderrastplatz, wo wir fast gleichzeitig eintreffen. 

frisch geschlüpfte Libelle

frisch geschlüpfte Libelle

Es ist noch früh am Nachmittag, und so relaxen wir noch ein wenig, erkunden die Umgebung und kochen uns dann unser Mittagessen. Die folgende Nacht bleiben wir noch hier. Es ist der Freitag vor Pfingsten, und langsam füllt sich der Wasserwanderrastplatz. Die meisten Gäste wollen am kommenden Morgen zu einem Startpunkt für ihre Warnow-Kanutour gefahren werden. 

Langsam bemerke ich, dass das Wetter umkippt: der Himmel bewölkt sich, und die Vögel werden stiller. Wir gehen früh schlafen. Als ich nach Mitternacht mal raus muss, bläst ein sehr kräftiger Wind. Morgens ist der allerdings wieder auf ein erträgliches Maß reduziert.

Am Samstag Morgen checken wir gemütlich aus, während die anderen Gäste zu ihren Kanu-Einsetzstellen gefahren werden. Wir fahren jedoch noch nicht nach Kiel zurück, denn wir wollen noch irgendwo paddeln, wo es schön, aber auch windgeschützt ist.

Alle Informationen, die Du für eine gelungene Kanutour auf der Warnow benötigst, findest Du auf unserem Infoportal www.flussinfo.net. Dort gibt es im Online-Shop auch die passenden Gewässerkarten mit allen wichtigen Details, Kilometrierung etc.

Geschrieben in Kanutagebuch (2016) , Kanureisen (2016)