Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Von Babke bis Wesenberg

Geschrieben am 30.06.2005 in Kanureisen (2005) —   Havel, Obere-Havel-Quellseen (Geändert am 05.07.2017)

Teil 2 von 7 in der Serie Havel-Müritz-Rundtour 2005

Um kurz nach sieben Uhr stehe ich auf, mache mich ein wenig frisch und mache ein Paar Fotos von unserer schönen Umgebung. Bald erhebt sich auch Gundula und wir frühstücken zusammen mit einem anderen Pärchen unter der Buche. Das Wetter ist schön, der Himmel weitgehend klar. Wir lassen uns nicht so viel Zeit wie gewöhnlich, sondern streben unserem Aufbruch zu der 62km - Rundtour entgegen, die heute von Babke aus auf der Havel beginnen soll.

So sind wir schon gegen 10:00h mit bepacktem Auto auf dem Weg nach Babke. Es sind etwa 5km, die Fahrt geht durch sandige Kiefernwälder. Bald erreichen wir unsere Einsetzstelle.

Einsetzen in Babke

Einsetzen in Babke

Bis wir allerdings mit allem Gepäck im Kanu sitzen, vergeht noch ein ganzes Weilchen, aber um 11:30 h herum ist es endlich soweit: das Auto ist geparkt, noch etwas Reiseproviant wurde beim Fischer eingekauft und zuletzt steigt auch Gundula ins voll bepackte Boot, obwohl wir nach ein paar Metern ja schon wieder aussteigen müssen, um die Fischtreppe bei der Alten Schleuse Babke umtragen zu können. Aber nur so geht es, anders käme man nicht an die Umtragestelle.

Umsetzen in Babke

Umsetzen in Babke

Zum Umsetzen dient hier eine Lore, die aus reichlich dimensioniertem Baustahl gefertigt wurde. Gut, dass wir zu zweit sind, eine Person allein müßte schon sehr kräftig sein und viel Eigengewicht mitbringen, um sie den relativ steilen Hügel hoch ziehen bzw. bergab wieder bremsen zu können.

Lore in Babke

Lore in Babke

Ein paar Leute kommen uns entgegen, aber viel ist noch nicht los um diese Tageszeit. Bald schwimmt unser Kanu wieder, und wir paddeln dem Jäthensee entgegen.

die Havel unterhalb von Babke

die Havel unterhalb von Babke

Die Havel ist hier ein schmales Fließ mit beidseitigem Reetufer. Der Jäthensee darf nur in der betonnten Linie durchfahren werden, wir befinden uns im Müritz - Natinalpark. Die knapp 800 m über den Jäthensee paddeln wir gelassen, ohne Wind und Wellen.

Havel vor Blankenförde

Havel vor Blankenförde

Ab dem Jäthensee ist die Havel schon ein recht ansehnliches Flüsschen, die Ufer sind zur Hauptsache mit Erlen bewachsen. Schon kommen die Bootshäuser von Blankenförde ins Blickfeld, hier könnte man das eine oder andere mieten, sie sind oft als Ferienhaus ausgestattet.

Blankenförde Bootshäuser

Blankenförde Bootshäuser

Da Gundula und ich jetzt den Fisch und die Brötchen essen wollen, den wir beim Fischer in Babke erstanden, und auch eine Pinkelpause angesagt ist, legen wir bei der Straßenbrücke der Straße von Blankenförde nach Kakeldütt an. Der Steg ist schon ziemlich voll, da es gerade Spät - Mittagszeit ist. An einem Kiosk holen wir noch etwas zu trinken, dann kann unser Fisch besser schwimmen.

Havel bei Blankenförde

Havel bei Blankenförde

Die Pause tut uns gut, und erholt steigen wir um 13.50 h wieder in unser Kanu, um ganz geruhsam dem Gortowsee entgegen zu paddeln. Es ist ziemlich warm, und die Sonne brennt. Eine Faltboot - fahrende Familie hat einen Sonnenschirm für das kleine Kind am Boot installiert.

Obere Havel beim Görtowsee

Obere Havel beim Görtowsee

Auf einer zwischen 10 und 15 m breiten, von Sumpfgelände umgebenen Havel paddeln wir weiter, umkurven bald links eine kleine Insel. Es ist ruhig, trotzt des guten Wetters ist wenig Betrieb auf der Oberen Havel. Das ist uns sehr recht, denn wie lieben es eher ruhig. Es geht durch ein Waldgebiet, das Gelände steigt etwas an. Wir nehmen ein Gebrüll wahr, das wir nicht einordnen können: es hört sich an wie eine Mischung aus Bär und Hirsch! Gesichtet haben wir das Tier nicht, die Ufer sind ziemlich dicht bewachsen dort. (Später erfuhren wir vom Hafenmeister in Wesenberg, dass es sich bei dem Tier um einen Marderhund gehandelt haben könnte...)

der Useriner See

der Useriner See

Die Buchen und Eschen am Ufer geben uns etwas Schatten, bis wir den Görtowsee, erreicht haben. Es ist ein kleiner See, mit Schilf - und Waldufern, der über eine kleine schilfige Landenge mit dem nächsten See verbunden ist: der Zierzsee, der letzte See vor dem Useriner See und damit der letzte See, der nur durchfahren werden, dessen Ufer man jedoch nicht betreten darf. Wir müssen auf dem Useriner See nach rechts padden, denn links befindet sich der kleine Kramssee, der noch zur Kernzone des Nationalparks gehört und für Wasserwanderer vollständig gesperrt ist.

Auf dem Useriner See ist es etwas windig, so ca 3 Bft fast aus Nord, so dass wir beschließen, Rückenwindsegel zu nutzen. Also spannen wir unseren großen Anglerschirm auf und queren den See, um das gegenüber liegende Ufer zu erreichen, wo der Wind uns besser drücken kann. Wir müssen kaum paddeln, so dass die 3 km, die der Useriner See lang ist, schnell geschafft sind. Schon von Ferne sehen wir die Useriner Mühle mit ihrem roten Ziegeldach, und laut unserem Wasserwanderatlas TA6 vom Jübermann - Verlag müssen wir uns nun am See - Ende etwas rechts halten, um den Ausfluss der Havel zu finden. Bald erkennen wir Pfähle im Wasser, die wir so deuten, dass sie einst dazu dienten, Kiefernholz - Flöße und kleine Frachtschiffe zu befestigen, die auf ihre Schleusung in den Großen Labussee warteten. Der kleine Kanaleingang ist jetzt im Sommer kaum zu sehen, aber dann umfängt uns die Pracht des breiten, mit großen Laubbäumen umstandenen Kanals. 

vor Schleuse Zwenzow

vor Schleuse Zwenzow

Er ist zwar schnurgerade, aber trotzdem sehr urig und interessant. Leider ist er nur gut 500 m lang, dann sind wir schon an der Useriner Schleuse angelangt. Sie wird nur noch sehr selten in Betrieb gesetzt, daher ist für das Umsetzen eine Lore zu benutzen. Da diese fast komplett aus Aluminium gebaut wurde, fällt das Umsetzen diesmal sehr einfach aus, ich schaffe es ohne Probleme alleine.

leichte Lore an der Schleuse Zwenzow

leichte Lore an der Schleuse Zwenzow

Wir machen am Anleger gleich links an der Schleuse eine kleine Pause, essen und trinken in Ruhe, bevor wir unsere Paddeltour auf dem Großen Labussee fortsetzen. Hier treffen wir erstmals auf Motorboote, ein Ausflugsschiff ist ebenfalls unterwegs. Unser Wasserwander - Atlas empfiehlt uns, links zu paddeln, um dann nach 1,5 km wieder in die Havel einzufahren.

Obere Havel vor Klein Quassow

Obere Havel vor Klein Quassow

  Ab und zu überholt uns langsam ein Hausboot oder eine Yacht, aber es geht ruhig zu. In Klein Quassow konnte man früher mal anlegen und Pause machen, aber ein Schild verbietet uns das jetzt. 

Obere Havel vor Woblitzsee

Obere Havel vor Woblitzsee

Wir suchen auch eine Bleibe für die Nacht, fassen kurz den Campingplatz Havelberge ins Auge. Bis dahin sind es noch gut 2,5 km durch schönen Wald und viel Grün, aber am Ende der Havel, die hier in den Woblitzsee fließt, ist sehr viel Betrieb und Unruhe am Gelände drumherum, so daß wir beschließen, noch bis Wesenberg zu fahren.

Woblitzsee vor Wesenberg

Woblitzsee vor Wesenberg

Um den Wind zu nutzen, ist die Lage des Woblitzsees etwas zu ungünstig, daher paddeln wir unser Boot jetzt zügig über diesen See, der Wind ist mäßig stark und die Wellenbildung "geht". Es sind 3,5km zu paddeln, und schon von weitem können wir die Gebäude des Fischers erkennen, der an der Hafeneinfahrt seinen Betrieb unterhält. Es dauert jedoch noch eine ganze Stunde, bis wir endlich dort angelangt sind. Immerhin ist es schon fast 18:00 h, uns es wird Zeit für uns, unser Zelt aufzubauen. Im Hafen macht sich gerade eine Gruppe Jugendlicher in Begleitung einer jungen Frau "vom Acker". Wir legen an, ziehen unser Boot die etwas zu hohe Spundwand hoch und melden uns beim Hafenmeister an, der gerade vor Feierabend noch einmal schauen kommt, was es für neue Gäste zu bedienen gibt. Wir bekommen einen Schlüssel für das Sanitärhaus, noch ein paar nette Worte werden gewechselt, dann überlässt er uns unserem Schicksal.

Wasserwanderrastplatz im Hafen Wesenberg

Wasserwanderrastplatz im Hafen Wesenberg

Wir sind also in Wesenberg, und am Rande dieses Wasserwander - Rastplatzes steht eine Sammlung von Jahrmarkts - Maschinen nebst Wohnwagen. Wir befürchten schon, dass es hier abends eine Vorstellung geben wird, aber nichts dergleichen geschieht. Wir bauen unser Zelt auf, alles bleibt ruhig, außer uns ist nur noch eine Yacht am Anleger.
Wir kochen, essen dann mit viel Genuß und machen uns dann bettfein. Die Wolken am Himmel deuten auf einen Wetterwechsel hin, morgen wird es wohl Regen geben, aber der Wind hat nachgelassen.