Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

1.7.05: Wesenberg bis Fleether Mühle

Geschrieben am 01.07.2005 in Kanureisen (2005) —   Havel, Schwaanhavel (Geändert am 05.07.2017)

Teil 3 von 7 in der Serie Havel-Müritz-Rundtour 2005

Ich erwache früh um 5:45 h, es regnet tatsächlich etwas. Also baue ich für unser Frühstück und zum Wirtschaften eine Verlängerung an das bestehende Dach des Unterstandes, neben dem wir zelten, und gehe dann zum Bäcker, der etwa 1 km vom Hafen entfernt seine Backstube betreibt und auch schon ab 6:00 h Brötchen verkauft, wie ich von einer kleinen Gruppe von Ausländern erfahre, die sich lautstark in der Fußgängerzone in einer arabisch klingenden Sprache unterhalten. Fröhlich wandere ich mit meinen Brötchen zum Zelt, koche Kaffee und wecke Gundula, die diese Nacht besser geschlafen hat, so ganz ohne Kiefernzapfen.

Langsam frühstücken wir, dann wird noch geduscht und alles eingepackt. Es ist Freitag, und relativ früh sitzen wir schon wieder im Kanu. Wir wollen die Havel etwas weiter in Richtung Drewensee hinunter paddeln. Wir passieren die Schleuse, werden bequem durchgeschleust. Noch einen Kilometer, dann biegen wir rechts in die Schwanhavel hinein, die uns zum Plätlinsee nach Wustrow bringen soll.

verwunschene Schwanhavel

verwunschene Schwanhavel

Es ist sehr still, kein Boot kommt uns in der Schwanhavel entgegen. Wir hören dann einige menschliche Stimmen, es stellt sich heraus, dass eine kleine Gruppe ganz mutiger Leute Wasserwanderer aus Itzehoe hier im Zelt übernachtet hat (Mutig deshalb, weil es hier ausdrücklich per Schild verboten wurde).
Wir halten ein wenig Smalltalk, setzen dann unsere Fahrt andächtig in diesem schönen Gewässer fort, das sich fast strömungslos durch Sümpfe und Bruchwald bis hin zum Plätlinsee schlängelt

Das Wasser ist sehr klar, und sehr viele Fische sind zu unserer großen Freude zwischen den vielen verschiedenen Wasserpflanzen unterwegs. Wir sehen Rotfedern, Plötze und andere Weißfische, Barsche und sogar zweimal einen Hecht. Beschwingt fahren wir weiter, es hat auch fast aufgehört zu regnen.
Die Schwanhavel ist leider ein relativ kurzes Gewässer (3,2 km), und so ist das letzte Stück bald erreicht. Es ist nur ein sehr schmaler gerader Kanal mit festem Schilfufer und wenig Wassertiefe, auf dem sich 2 Boote nur gerade so aneinander vorbei schlängeln können. Erst direkt vor dem Plätlinsee ändert sich die Situation wieder: rechts und links Weiden und Sumpf, es geht allmählich in den See über.

der Plätlinsee

der Plätlinsee

Wir begrüßen den Plätlinsee nicht zum ersten Mal in diesem Jahr, zum Himmelfahrts - Wochenende verbrachten wir ein paar schöne, wenn auch meist kühle und feuchte Tage hier. Da sangen noch die Pirole von den Baumwipfeln, inzwischen ist ihre Brutzeit endgültig zu Ende.

Während wir langsam paddeln, kreist über uns ein Seeadler, aber ohne einen Fangversuch entschwindet er langsam über dem Naturschutzgebiet am Nordostende des Sees. An der Tonnenlinie fahren wir den See entlang, das saubere, klare Wasser erscheint in leicht grünlicher Farbe. An der Insel links von uns sitzt ein Fischadler, deutlich kann ich seinen gescheckten Kopf im Fernglas erkennen.

Plätlinsee, Umtragen in Wustrow

Plätlinsee, Umtragen in Wustrow

Eine knappe Stunde später haben wir die Umsetzstelle Wustrow erreicht, wo wir unseren Bootswagen unterschnallen und unser Kanu die 200 m bis zur Einfahrt zum "Kanuhof Wustrow" ziehen. Dort gibt es einen überdachten Picknick - Tisch, und da es gerade wieder zu regnen beginnt, machen wir es uns dort gemütlich: wir packen alles aus, was wir zum Kochen benötigen und bereiten uns ein schönes Mittagessen.

Fotografiert worden in Wustrow

Fotografiert worden in Wustrow

Ein paar Zutaten werden noch eben beim Bäcker / Kaufmann in Wustrow gekauft (nur 250 m entfernt), eine Gruppe junger Leute aus der Rostocker Gegend gesellt sich zu uns. Während wir essen, nehmen sie ihre Mahlzeit zur Hauptsache in flüssiger Form zu sich, es ist Bier ( die Herren) und Prosecco die Damen. Ich staune über die Mengen, die sie sich einverleiben, bevor sie ihre Tagestour starten...Freundlicherweise macht einer der Paddler ein paar Fotos von uns mit unserer Digicam.

Allmählich hört es zu regnen auf und wir starten wieder durch. Am Klenzsee bzw. dem davorliegenden kleinen See, der Balinka genannt wird, lassen wir an einem der dortigen Holzstege unser Boot ins Wasser und setzen unsere Kanufahrt gestärkt und voller guter Laune fort.

Dieser sehr kleine See ist um diese Jahreszeit voller Seerosen, die Ufer sind sumpfig und von alten Erlen umstanden. Auf manchen Seerosenblättern gibt es Wasserschnecken und Egel zu entdecken, und einige Teichhühner tauchen immer wieder kurz, um sich Pflanzenteile abzureißen.

Die Balinka geht über einen sehr schmalen Wasserlauf in den Klenzsee über. Auf dessen hintere Hälfte paddeln wir zu, um den Durchstich zum Gobenowsee erreichen zu können. Dieser Durchstich kommt bald am linken Ufer in Sicht, als wir die Enge bei der Seehälfte durchfahren haben. Er ist nur kurz, eine Straßenbrücke überquert ihn, es ist die Straße von Canow nach Seewalde / Drosedow. Auch der Klenzsee macht einen sehr abschiedenen Eindruck, alles ist ruhig. 

Am Beginn des Gobenowsees liegt links Canow hinter einem schöner Buchenwald, rechts ein kleines Örtchen (Seewalde) mit teilweise üppig bebauten Seegrundstücken und Bootshäusern. Von Canow sieht man kaum etwas. Der Gobenowsee verengt sich, und rechts sehen wir bald den "Campingplatz C27 am Gobenowsee" liegen.

Auf früheren Unternehmungen nutzten wir diesen schönen, in einem Kierfernwald gelegenen Campingplatz oft, heute haben wir ein anderes Ziel zum Übernachten: den Wasserwanderrastplatz "Fleether Mühle".

Wir erreichen diesen WWR, indem wir bald rechts den Weg über die Drosedower Bek einschlagen. Wir paddeln durch Sümpfe und Auen, ab und zu kommt auch ein Stückchen trockener Wald. Eine Holzbrücke überspannt die Bek, rechts führt ein langer Holzbohlenweg zum kleinen Örtchen Drosedow. An dieser Stelle kann man sehr gut Pausieren, diesmal fahren wir aber weiter.

Es herrscht ein klein wenig Kanuverkehr, aber die meisten Paddler verhalten sich ruhig, genießen wie wir die Schönheit dieses Stückchen Kanals, auf dem früher die Kiefernstämme nach der Holzernte geflößt wurden. Rechts paddeln wir unser Kanu an dem FKK - Campingplatz C28 vorbei und halten uns im darauf folgenden Rätzsee ebenfalls wieder rechts, wo wir ganz am Ende dieses von Kiefernwald umstandenen Klarwassersees einen sehr schmalen und kurzen Durchstich finden.

Durch Erlenbruch und Sumpffarnwelten lassen wir unser Kanu still und langsam gleiten, bis wir im kleinen Zirtowsee sind. Auch dieser kleine See ist vollkommen von Wald eingefasst, und es ist sehr still um uns herum. Einige Rotmilane kreisen am Himmel, ein immer wieder faszinierendes Schauspiel, da sie unglaublich langsam fliegen können, fast auf der Stelle stehend nach Beute Ausschau haltend.

In einer Schilflücke finden wir den beliebten Pausenplatz für Eingeweihte, der am Rand einer kleinen Wiese liegt, hinter der wieder ein Kiefernwald aufragt. Dort lassen wir es uns gut gehen, pausieren ausgiebig und paddeln dann erholt und wohlgestimmt den Weg zurück zum Rätzsee.

auf dem Rätzsee

auf dem Rätzsee

Hier herrscht ein wenig Gegenwind, was uns jedoch nicht wirklich stört, denn die Luft tut gut und es regnet ja nicht, obwohl es ziemlich grau ist. Eine kleine Segeljolle kreuzt auf dem schmalen Gewässer, sonst ist kein Betrieb. Es kommen uns ein paar Kanuten entgegen, dann ist wieder Ruhe. Immer wieder genießen wir diesen See, der einen so eigenen Charakter hat.

Ende des Rätzsees, vor Fleether Mühle

Ende des Rätzsees, vor Fleether Mühle

Nach einer guten Stunde sind wir dann in dem kanalartigen Gewässerteil angekommen, der diesen See mit der Oberbek und damit mit dem Müritz - Gewässersystem verbindet. Links von uns liegt ein riesiger FKK - Campingplatz, dessen Infrastruktur (Bäcker, Kiosk) auch dem Wasserwanderrastplatz zur Verfügung steht.

Wasserwanderrastplatz Fleether Mühle

Wasserwanderrastplatz Fleether Mühle

Wie setzen also aus, spannen wieder unseren Bootswagen unter unser Kanu und schieben die 150 m bis zu der Stelle hinter dem Sanitärhaus, auf der wir unser Zelt aufschlagen wollen. Viel Platz gibt es nicht mehr, da eine große Gruppe von jungen Leuten mit vielen kleinen Zelten den meisten guten Raum in Beschlag genommen hat.

Natürlich finden wir eine Lücke, unser Zelt ist ja auch nicht gerade groß. Um 17:45 h ist es aufgebaut, und ich kann unser Geschirr abwaschen, welches noch vom Mittagessen schmutzig geblieben ist.

Fleether Mühle, Outdoor - Küche

Fleether Mühle, Outdoor - Küche

Heute Abend soll es Gemüse - Dinkel - Bratlinge geben, wir haben eine Trockenmischung eingeweicht, daraus Bratlinge geformt und dann langsam gar gebraten. Das gestaltet sich etwas schwierig, da unsere Klöße sehr hitzeempfindlich sind und gerne anbrennen, wenn gerade nicht genug Öl vorhanden ist, was leicht passieren kann, wenn der Kocher nicht ganz gerade steht. Am Ende gelingt es, und wir genießen herrliche Bratlinge mit etwas Rohkostsalat.

leckere Bratlinge

leckere Bratlinge

Wir lassen uns sehr viel Zeit, unterhalten uns noch ausgiebig mit anderen Paddlern. Dann waschen wir noch ab und machen uns allmählich bettfein, die 22 km - Tour mit dem vielen Gepäck hat uns doch ganz gut geschafft. Trotzt der vielen Jugendlichen ist es relativ ruhig auf dem Wasserwanderrastplatz, so dass wir einigermaßen früh einschlafen können.