Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Gosener Graben, Großer Strom und Seddinwall

Geschrieben am 07.07.2010 in Kanureisen (2010) —   Dahme-Spree-Rundtour (Geändert am 27.10.2017)

Teil 8 von 9 in der Serie Dahme-Spree-Rundtour (Große Märkische Umfahrt)

Die Nacht zum 16.Juni schlafe ich im Transporter sehr gut, morgens fahre ich ganz früh nach Berlin hoch und lasse mich zum Frühstück in einem Wald nahe dem Seddinsee nieder. Als ich von dort wegfahre, habe ich plötzlich eine Rotte Wildschweine neben mir, es sind auch Frischlinge im Alter von etwa 6 Wochen dabei und mehrere Bachen.

Ich fahre nach Gosen, parke dort am Uferplatz und setze mein Kanu in den Seddinsee. Es ist ganz ruhig, von entferntem Stadtgegrummel abgesehen. Das Wasser des Seddinsees ist vollkommen glatt, als ich zum Seddinwall aufbreche. Der Seddinwall ich eine Insel etwa in der Mitte des Seddinsees. Auf diesem befindet sich ein Zeltplatz, den ich noch nicht kenne und der ein ganz besonderer sein soll, ohne sanitäre Anlagen und Trinkwasser, aber viel Natur. 

Auf der Fahrt dorthin bekomme ich Besuch: ein Stockentenweibchen landet hinten auf meinem Süllrand und wippt dort ein wenig vor und zurück, das Gleichgewicht suchend.  Ich habe nicht den Eindruck, sie würde betteln, und ich unterhalte mich ein wenig mit ihr. Sie schaut nett aus, wie Enten eben so sind. Eigentlich will sie ins Boot springen, aber dort hinten liegt das Ersatzpaddel, das ich einfach hingelegt habe und das etwas zu lose erscheint zum Landen. Als ich das Paddel entferne, springt die Ente wieder ins Wasser, es war ihr wohl zuviel Bewegung meinerseits. Sie bleibt jedoch in meiner Nähe.

Beim Anlanden sehe ich Schilder, das mir am nächsten ist lässt mich wissen, dass das Betreten nur für Mitglieder erlaubt ist: der Landeskanuverband Berlin betreibt diesen Platz. Ich betrete ihn gleichwohl, hoffe, jemanden zu treffen, den ich interviewen könnte. Es ist aber alles verlassen, und so vertäue ich mal wieder mein Holzkanu  und wandere den Rundweg der Insel ab. Überall stehen Zelte, die mit einer Art offener Foliengewächshäuser überbaut sind. Eine Zeltwiese kann ich nicht entdecken, es gibt ein Volleyballspielfeld, das zum Zelten dienen könnte. An der Westseite des Rundwegs auf dem Seddinwalls entdecke ich offene Stellen im Weg: hier haben Biber oder Nutrias ihre Röhren ins Ufer gebaut, ohne darauf zu achten, dass noch genügend tragfähiger Boden ihre Röhre überdeckt. Einige Leute sind hier wohl eingebrochen.

Es gibt einen  Figurenschnitzer auf dieser Insel, der seine Produkte ein wenig verteilt hat. Das lockert die groteske, aber auf mich leicht spießig wirkende Anlage etwas auf. Ich verlasse den Seddinwall wieder, paddle in Richtung Gosener Graben. Heute will ich nachholen, was ich auf meiner Rundtour nicht geschafft habe: ich will erkunden, inwieweit es möglich ist, mit dem Kanu direkt vom Gosener Graben zum Uferplatz (Rastplatz) in Gosen zu kommen.

Ich paddle in den Gosener Graben hinein, unter der Straßenbrücke hindurch und finde den flachen schmalen Durchstich zum "Großen Strom", wie ein weiteres Fließ hier genannt wird. Wir sind hier in einem Sumpfgebiet mit mehreren Fließen, ein Teil des Binnendeltas der Spree, das man im Oberspreewald, Unterspreewald und in Berlin selbst findet. Diesen Randteil Berlins hat man nicht trockenlegen können oder kein Interesse daran gehabt. So ist ein schönes Naturschutzgebiet übrig geblieben, Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen, die an Sümpfe angepasst sind. 

Der Große Strom darf erst ab hier überhaupt gepaddelt werden, am Ende des Naturschutzgebiets. Er führt mich an Häusern vorbei, alle scheinen Motorboote am Ufer liegen zu haben. Er schlängelt sich an einer üppigen Wildnis (rechts) vorbei, bis ich den Uferplatz in Gosen erreicht habe, von wo aus ich gestartet bin.

Dieser kleine Alternativweg ist also geeignet, zu vermeiden, auf der Westseite der kleinen Inseln vor Gosen paddeln zu müssen, wenn es dort zu ungemütlich wird, weil es sehr windig sein sollte.