Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Vom Krüpelsee bis Märkisch Buchholz

Geschrieben am 07.07.2010 in Kanureisen (2010) —   Dahme-Spree-Rundtour (Geändert am 05.07.2017)

Teil 7 von 9 in der Serie Dahme-Spree-Rundtour (Große Märkische Umfahrt)

Am letzten Tag meiner Dahme-Spree-Rundtour bin ich auch wieder bei Sonnenaufgang wach. Nach Duschen etc. koche ich mir Kaffee und Frühstück, beim Essen bekomme ich Besuch von einer Familie Stockente. Auch ein Kuckuck besucht mich im Holunderbusch direkt neben mir. Ich höre Kraniche und ich genieße wieder den Morgen, es ist immer besonders schön im Sommer, wenn es morgens nicht so kühl ist. Ein Haubentaucher quäkt auf dem See, aber sonst ist alles ziemlich still.

Dahme vor Bindow

Dahme vor Bindow

Bis ich alles abgebaut und eingepackt habe ist es fast 7:30 Uhr, und da ich mich noch von den Wirtsleuten verabschieden möchte, warte ich bis 8:00 Uhr, gehe hoch zum Haupthaus und verabschiede mich nach einem Smalltalk. Schon ein paar Minuten später paddle ich über den Krüpelsee der Dahme entgegen, die hier einige hundert Meter entfernt aus dem See fließt. Sie ist hier etwa 150 - 180 Meter breit und hat zunächst eher den Charakter eines langgestreckten Sees. Das ändert sich aber nach etwa zwei Kilometern, dann bin ich auf einem relativ breiten Fluss (etwa 50 bis 70 Meter). Ein Ausflugsschiff überholt mich, es fahren auch ein paar Yachten.

Dahme, Pausenplatz

Dahme, Pausenplatz

Ansonsten ist es sehr still. Rechts und links steht Wald, die Ufer selbst sind teilweise mit Holzpfählen verbaut, teilweise bilden sie ein Ufer mitten im Sumpf. einige Graureiher stehen und fliegen umher, ansonsten bilden Stockenten und Blässhühner die sichtbare Fauna.

marodes Brückenauflager bei Bindow

marodes Brückenauflager bei Bindow

Als ich mir die Straßenbrücke in Bindow genauer anschaue, bekomme ich ein wenig Grausen: die gemauerten Auflager sind extrem marode, viele Steine sind einfach weggeplatzt. Wenn da nicht bald etwas geschieht, könnte die Brücke einfach von ihren Auflagern abrutschen, weil diese nicht mehr in der ursprünglichen Form vorhanden sind. Wieviele Reserven gibt es hier noch?

Restaurant in Gussow

Restaurant in Gussow: vor dem Dolgensee

Bald bin ich in Gussow, es folgt der Dolgensee. Ich hole wieder meinen Anglerschirm hervor und halb paddelnd und halb segelnd erreiche ich ziemlich schnell den Ausgang in Dolgenbrodt. Die Dahme ist hier schon etwas schmaler als bei Bindow. Ein großes Restaurant steht am Ufer, wo früher die Fähre war. Es gibt ein paar protzige Villen, die angemessenen Yachten "parken" gleich an der Dahme. Ich bewege mich auf Prieros zu, links zweigt der Zugang zur Seenkette nach Storkow und zum Scharmützelsee ab (Langer See, Wolziger See, Storkower Kanal, Großer Storkower See und Scharmützelsee).

Pause in Prieros

Pause in Prieros

Hinter der Straßenbrücke liegt am linken Ufer ein niedriger Steg, dort lande ich an und packe meine Outdoor-Küche aus, um eine ausgedehnte Essenspause zu machen. Mit dem obligatorischen Kaffee dauert sie eine gute Stunde, und erholt paddle ich mit meinem Holzkanu weiter die Dahme aufwärts. Kurz bevor links die Dahme abknickt und geradeaus der Schmöldesee etc. mit der ganzen Teupitzer Seenkette liegenbleibt sehe ich mir links noch den "Hafen" an, beim Gasthof zur Linde kann man mit Motorbooten anlegen (Gelbe Welle) und auch mit dem Kanu. Eine gute Einsetzstelle findet man hier auch, da der Zugang öffentlich ist.

Schleuse Prieroser Mühle

Schleuse Prieroser Mühle

Dann bin ich bald in der Schleuse Prieroser Mühle, ich werde freundlich durchgeschleust. Den Campingplatz rechts im Mühlenfließ werde ich sicher auch bei Gelegenheit nutzen, wenn´s mal passt. Die Zeit verrinnt, und als ich wieder auf der Dahme bin, ist es schon 15:14 Uhr, und ich habe noch 13 km vor mir. Das wären bei gemütlicher Geschwindigkeit etwa 3 Stunden, wenn ich flussabwärts paddeln würde. Ich muß jedoch aufwärts, und die Dahme hat jetzt ordentliche Strömung - leider gegenan. Ich wusste aus Presseberichten, dass man in Spremberg die Talsperre lenzen würde, und daher war mit deutlicher Strömung zu rechnen. So ist es also gekommen, und ich muss mich anstrengen, um voran zu kommen. Der Wind kommt zum Glück von hinten, das ist schon mal tröstlich.

Streganzer See

Streganzer See

Der andere Umstand, der mich sehr fröhlich stimmt, ist die Umgebung: die Natur ist außergewöhnlich, die Dahme nur noch 20 - 25 Meter breit und es ist recht ruhig. Über den Streganzer See, an Prieros Ziegelei und Streganzer Pechhütte vorbei treffe ich gerade einen Angler, sonst niemanden. Teilweise ist es richtig sumpfig am Ufer, teilweise sind sie hoch und sandig bis durchwurzelt. Wald ist immer nah. Ich komme an einer Stelle vorbei, an der stählerne Spundbohlen ein Bollwerk bilden, hier haben wohl zu anderen Zeiten kleine Frachtschiffe angelegt, um mit Ziegeln oder Ton beladen zu werden.

Dahme bei hermsdorf

Dahme bei hermsdorf

Eine Stunde später bin ich an der Hermsdorfer Schleuse. Der Angler hatte mir erzählt, die Schleuse wäre schon geschlossen, aber er hatte zum Glück Unrecht: ich werde ganz normal geschleust, es ist 17:18 Uhr. Die letzten fünf Kilometer bis Märkisch Buchholz habe ich mich teilweise von dem aufkommenden stärkeren Wind ziehen lassen, was zwar ebenfalls anstrengend war, aber andere Körperpartien beanspruchte als das gegenan Paddeln.

Wasserwanderrastplatz Märkisch Buchholz

Wasserwanderrastplatz Märkisch Buchholz

Das Ende meiner Kanurundreise in Märkisch Buchholz

Das Ende meiner Kanurundreise in Märkisch Buchholz

Durch sehr schöne Natur, die ich unbedingt einmal ganz langsam flussabwärts erleben möchte, paddle ich nach Märkisch Buchholz, den Wasserwanderrastplatz, auf dem ich übernachten möchte, erreiche ich um 20:20 Uhr. Der Platz ist überfüllt, von einem Pärchen aus Hessen erfahre ich, dass hier eine Schulklasse für Leben sorgt. Ich unterhalte mich noch ein wenig mit den beiden und paddle dann gegen zunehmende Strömung bis zum Kaskadenwehr in Märkisch Buchholz, das ich gegen 21:14 Uhr ereiche. Ich vertäue mein Kanu gut und wandere das kleine Stück zu meinem Auto hoch. Ich fahre es zum Anleger unterhalb des Wehrs und beende meine Kanutour, indem ich alles abbaue, mein Kanu leere und Kanu und Ausrüstung im und auf dem Transporter verstaue. Ich beschließe, diese Nacht gleich hier im Auto zu verbringen.