Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Fürstenberg/Havel bis Bredereiche

Geschrieben am 15.09.2015 in Kanureisen (2015) —   Obere-Havel (Geändert am 05.07.2017)

Teil 4 von 6 in der Serie Obere Havel 2015

Am heutigen Dienstag bringe ich morgens in der Frühe mein Fahrrad nach Bredereiche. Zurück in Priepert, bauen wir dort unsere Zelte ab und fahren nach Fürstenberg, um wieder dort einzusetzen, wo wir gestern angelandet sind. 

Beginn der Siggelhavel

Beginn der Siggelhavel

Uns steht ein windiger Tag bevor, und mit ein wenig Sorge denken wir an den Stolpsee, der doch mit recht aktiver Wellentätigkeit aufwarten kann, wenn es sehr windig ist. 

Die Schleusung in Fürstenberg dauert recht lange, bevor wir dann endlich im Baalensee ankommen. Wir schauen uns (als Recherche für FlussInfo) um, ob es im Baalensee eine Kanueinsetzmöglichkeit gibt, finden jedoch nur Privatgrundstücke. Ich finde es seltsam, dass die Stadt nicht dafür sorgt, dass man einsetzen kann, ohne durch den Kanufischpass oder die Schleuse paddeln zu müssen. Oder paddelt niemand in der "Wasserstadt"? Hat jeder Bürger dort ein eigenes Wassergrundstück?

auf dem Stolpsee

auf dem Stolpsee

Als wir mitten auf dem Baalensee sind, frischt der Wind auf, und wir sind erstaunt, welch hohe Wellen dieser kleine See produziert, sofern der Wind ungünstig steht.  Wir erreichen die Fußgängerbrücke an der Gartenstraße und sind bald im Schwedtsee. Da der Wind aus südlichen Richtungen weht, sind wir recht gut geschützt, und nach einem halben Kilometer sind wir schon in der Siggelhavel. Rechts im Schilf steht ein Graureiher, er bleibt ganz ruhig stehen, als wir vorbei paddeln und ihn fotografieren.

schönes Stolpsee-Ufer

schönes Stolpsee-Ufer

Nach einer kurzen Strecke kommen wir zum kleinen Hafen, wo während der Nazizeit eine Fähre zum Transport von Eisenbahnwaggons betrieben wurde. Diese liegt nunmehr auf dem Ufer, wo sie augenscheinlich restauriert wird. Die folgende Strecke bis zum Stolpsee erfreuen wir uns an einer sehr breiten Havel, deren Ufer üppig mit Seerosen, Uferstauden und Wasserpflanzen bewachsen sind. Sogar einige Wasserwanderer im Kanu treffen wir hier an. Vor dem Stolpsee wollen wir noch einmal kurz rechts ans Ufer, eine der wenigen Stellen nutzen, die es hier gibt. Dort sitzen aber auf einer trockenen, umgefallenen Weide einige Kormorane, die wir natürlich nicht verscheuchen wollen. Wir paddeln eine kurze Strecke zurück, um am gegenüber liegenden Ufer anlegen zu können. Ein rasender Motorbootfahrer beglückt uns dabei mit hohen Wellen. 9 km/h? Wohl eher nicht, obwohl auch kleine Bratzen bisweil schon bei geringer Geschwindigkeit recht kräftige Schwälle verursachen. 

Pausenplatz in Zootzen

Pausenplatz in Zootzen: auf der Festwiese

Mit gemischten Gefühlen paddeln wir auf den Stolpsee hinaus: auf der Havel war es ja sehr geschützt, aber wie ist es hier? Wir haben großes Glück: erstens können wir einigermaßen im Windschatten paddeln, und zweitens sind die Böen nicht mehr so stark wie noch auf dem Baalensee. In weniger als einer Stunde haben wir den Stolpsee bereits hinter uns gelassen, und wir haben unsere Fahrt sehr genossen, auch wenn es mal etwas frischer war. 

Graureiher an der Havel

Graureiher an der Havel: Foto: Alexander Clausen

Kaum sind wir aus dem Stolpsee in der Havel, benötigen wir dringend eine Pause. Rechts bei einer Wochenendhaussiedlung können wir anlegen und unser zweites Frühstück essen. Als wir weiter paddeln, sind wir bald beim Campingplatz Havelblick in Zootzen. Gleich dahinter liegt rechts ein öffentlicher Platz: wir erkunden ihn, hier wäre ein perfekter Pausenplatz gewesen. Da es auch eine gute Zufahrt und einen Parkplatz gibt, werden wir diese Stelle in unserem flussinfo.net auch als Einsetzstelle eintragen. 

die Havel vor Bredereiche

die Havel vor Bredereiche

Bis Bredereiche werden wir noch etwa eine Stunde paddeln. An vielen Stellen gibt es Spuren von Biberaktivitäten: angeknabberte Gehölze (bis hin zu ausgewachsenen Bäumen!) und Bibergleiten. Wieder sehen wir Eisvögel, können sogar einen fotografieren. Einer fliegt immer nur kurz auf, um sich bald darauf auf einen weiteren Ansitz zu begeben. Uns kommt ein Floß entgegen, und es hat vorn auf jeder Seite einen kurzen Pfosten für die Reling. Einer der Eisvögel setzt sich fast auf den rechten Pfosten, bemerkt dann aber seinen Irrtum und sucht sich einen besseren Platz. Die Floßfahrer lamentieren umher, bekommen davon wohl nichts mit. 

Regenschirm

Regenschirm

Es beginnt zu regnen, und wir lassen unser Kanu unter einen großen Ahornbaum gleiten. Dort sind wir eine gewisse Zeit geschützt, aber bald nehmen wir doch unsere große Plane und warten darunter den Regen ab. Währenddessen passiert ein Ausflugsschiff diese Stelle. Wir hören einige Spechte in unserer Umgebung hämmern, und immer wieder fliegt ein Eisvogel vorbei. 

Restaurant Bootshaus in Bredereiche

Restaurant Bootshaus in Bredereiche

Dann hört der Regen auf, und wir paddeln den letzten Kilometer bis Bredereiche. Auf einem langen Steg steht ein Graureiher. Das Dorf macht einen netten Eindruck, und am Dorfplatz setzen wir an einem langen Steg aus. Während Gundula den Schlüssel für das Sanitärhaus besorgt, radle ich nach Fürstenberg zurück, um von dort unser Auto zu holen. 

Als ich zurück bin, beginnt es zu regnen, und wir errichten schnell unsere Zelte. Unser Mittagessen kochen wir unter unserer großen Plane, die wir eilig aufspannen. Wir sind guter Dinge, und bald können wir Gemüse und Tortellinis verspeisen. Es regnet zum Glück nur kurz. Bevor es dunkel wird, können wir noch lange einem Eisvogel zuschauen, der auf dem nahen Schleusengelände oft hin- und herfliegt. Dann gibt es noch einen perfekten Abendhimmel, bevor die Fledermäuse das Revier übernehmen und wir uns unseren Träumen hingeben.