Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Sonntag von Preetz bis Raisdorf

Geschrieben am 27.08.2017 in Kanureisen (2017) —   Holsteinische-Seenplatte, Schwentine (Geändert am 30.08.2017)

Teil 3 von 4 in der Serie Eine Kanureise auf der Schwentine und der Holsteinischen Seenplatte

In der Nacht regnet es, wie vorher gesagt. Nach ein paar Stunden weckt uns lautes Klappern: unsere Holzpaddel liegen aufeinander im Kanu und damit erzeugt jemand anhaltende Klappergeräusche. Ich rufe laut, und das Klappern hört auf. Mit einer Taschenlampe in der Hand steige ich aus dem Zelt und schaue, ob das Tier noch da ist, das es verursacht hat. (der Regen hat zwischendurch aufgehört). Zuerst kann ich nichts entdecken, aber dann sehe ich den Störenfried: ein junger Mink (Nerz) steht unter dem Heck unseres Kanus! Seine Augen leuchten hellblau im Licht meiner Lampe, und ich unterhalte mich mit dem kleinen Kerl. Der Mink bleibt, wo er ist, bewegt nur seinen Kopf. Erst als ich ein Geräusch mache, das er nicht erwartet hat, schreckt er auf und läuft ein paar Meter am flachen Ufer entlang. Er verschwindet im Kraut unter einer dicken Silberweide. Ich bin sehr angerührt von diesem kleinen Kerl, freue mich über dieses Erlebnis, obwohl es mich Schlaf gekostet hat. 

morgens in der Natur - nahe einer norddeutschen Kleinstadt

morgens in der Natur - nahe einer norddeutschen Kleinstadt

Wir sind noch eine kurze Zeit wach, und dabei lauschen wir den Rufen verschiedener Eulen. Im Wasser der Schwentine platscht es ab und zu, und am Himmel leuchten die Sterne. Wir freuen uns, dass wir unsere Nacht hier verbringen dürfen, so nahe an einer kleinen Stadt - und doch in wilder Natur. Bald hat uns die Nacht wieder. 

Gegen 7:00 Uhr beginnt für uns ein schöner Morgen. Wieder hören wir Kraniche, und sie rufen aus verschiedenen Richtungen. Auch die Laubfrösche sind wieder zu hören, was uns ganz besonders erfreut! Aus dem Schilf am gegenüber liegenden Ufer ertönt ein uns nur zu gut bekannter Ton: quiekendes Ferkel bedeutet immer, dass dort eine Wasserralle wohnt! Aber wir hören auch einen Ton, der uns völlig unbekannt ist, wohl eher einem Säugetier zuzuordnen ist. Ist es ein junger Mink, ein junger Otter? Auch ein Iltis könnte es sein, denn auch sie lieben Wasser und leben am Ufer.

Ich koche eine größere Menge Schwarztee, und was wir nicht trinken, kommt in die Thermoskanne. Aus Bananen, Weintrauben, einer Kiwi, einigen Plattpfirsichen und Blaubeeren bereite ich einen Obstsalat für unser zweites Frühstück. Für den Hunger jetzt gibt es - was wohl? Nudelsalat mit Hähnchenfleisch, denn davon ist noch mehr als genug vorhanden. Während wir ruhig dasitzen, plätschert es kräftig hinter einem Weidengehölz an unserem Ufer. Wir glauben an eine Ente, vergessen es wieder. Dann sehen wir fast lautlos einen Kormoran unter den Weiden hervortauchen. Er sieht sich um, und als er uns nach wenigen Sekunden entdeckt, fliegt er auf und davon. Umso größer ist unser Erstaunen, als sich das ganze wiederholt: es taucht ein zweiter auf, verhält sich ebenso wie der erste! Als uns kurz darauf ein dritter quasi über die Picknickdecke läuft (sie sind wirklich sehr nahe gewesen), haben wir uns schon fast daran gewöhnt. Wow!! Mit denen kann man was erleben!

Nicht nur diese Kormorane verblüffen uns, es sind auch einige Eisvögel, die an dieser Stelle hin und her fliegen und es dabei nicht immer eilig haben und sich zwischendurch auch mal auf einen Zweig auf der uns nahen Weide setzen. Auch später sehen wir noch Eisvögel. 

Wir lassen uns sehr viel Zeit. Nach dem Frühstück packt Gundula langsam unsere Isomatten und sonstigen Schlafsachen. Dann baut sie zuerst das Innenzelt ab, während das Außenzelt noch trocknet. Da inzwischen die Sonne aus dem Dunst hervor gekommen ist, trocknet die Sonnenseite recht schnell. Wir entfernen die Heringe und drehen das Zelt mit den nassen Seiten in die Sonne. Nach einer halben Stunde ist alles trocken genug zum Einpacken. 

Als wir aufbrechen und diesen schönen Platz verlassen, ertönen wieder Kranichrufe. Die ersten Paddler sind an diesem sonnigen Sonntagmorgen auch schon unterwegs, es ist ja immerhin schon 10:30 Uhr. 

So langsam es irgendwie geht, lassen wir uns die Schwentine abwärts treiben. Dabei beobachten wir Libellen und kleine braune Vögel, die wie Zilpzalpe aussehen. Ab und zu lässt sich ein Zaunkönig hören, und im grünen Bewuchs der kleinen Buchten und auch am Schilfrand sehen wir oft Wasserfrösche mit ihrem großen Maul und ihren goldenen Augen aus der Entengrütze heraus lugen. 

Wir spekulieren auf einen bestimmten Pausenplatz, aber als wir dort ankommen, ist dieser von zwei lärmenden Familien besetzt. Denen möchten wir keine Gesellschaft leisten, und so lassen wir unsere Erinnerung arbeiten und uns von ihr weitere Rastmöglichkeiten anbieten. Wir finden unseren Lieblingsplatz am Rand einer Brachwiese ungenutzt vor und lassen uns dort häuslich nieder. 

Einige Wasserfrösche sitzen dort am Ufer, andere sind im Grün des Ufersaums fast verborgen. Die weidenden Robustrinder fressen sich auf der benachbarten Wiese satt. Während wir uns an Tee und unserem Müsli-Frühstück mit Obstsalat laben, paddeln eilige und nicht ganz so eilige, Könner und Kreuzfahrer an uns vorbei. Wir hören einige Kraniche nun aus noch weniger Entfernung als vorher. Aber dann sind wir doch überrascht: vier Kraniche fliegen aus der Wiese auf, an der wir sitzen, nur etwa 100 Meter von uns entfernt. Radfahrer hatten sie aufgeschreckt, sie fuhren laut lamentierend auf dem Wanderweg der Schusteracht. Diese Kraniche hatten nicht gerufen! 

Sie fliegen in Richtung Preetz, aus der die Rufe anderer Kraniche kamen. Wir verlieren sie bald aus den Augen. 

Dann haben wir genug pausiert und bewegen uns mit unserem Kanu weiter in Richtung Raisdorf. Ein Mäusebussard lässt sich hören, später auch sehen. Dann kreisen noch zwei weitere über dem Auengehölz am rechten Ufer, es mögen junge sein. 

Auch die weitere Kanutour genießen wir sehr. Wir lassen uns viel Zeit, bis wir dann gegen 16:00 Uhr in Raisdorf vor dem Kraftwerk ankommen. Gemeinsam tragen wir zuerst die Ausrüstung, dann unser Holzkanu zur Straße hoch. Dann wandere ich zum Bahnhof, um unser Auto aus Plön abzuholen. Nach etwas weniger als zwei Stunden bin ich wieder bei Gundula. Einige andere Wasserwanderer lassen sich von einem Taxi abholen, und wieder andere werden samt der Kanus von ihrem Vermieter eingesammelt.

Wir freuen uns sehr über unsere schönen Naturerlebnisse und denken bereits über unsere nächste Kanutour nach. 

In der folgenden Galerie gibt es weitere Fotos:

Eine Kanureise auf der Schwentine und der Holsteinischen Seenplatte

  1. Eine kleine Kanureise auf der Schwentine und der Holstenischen Seenplatte
  2. Sonntag von Preetz bis Raisdorf