Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Auf der Unteren Havel von Werder bis Ketzin

Geschrieben am 26.07.2017 in Kanutagebuch (2017) , Kanureisen (2017) (Geändert am 13.09.2017)

Teil 2 von 7 in der Serie Auf der Unteren Havel im Juli 2017

Unser Plan sieht vor, heute den Abschnitt von Werder bis Ketzin zu paddeln. Das sind nur etwa 13 Kilometer, und das sollten wir auch nach einer Anfahrt von gut 360 Kilometern schaffen. Allerdings müssen wir auch immer unser Fahrzeug nachholen, da wir zu viel Ausrüstung dabei haben, um es alles im Kanu zu transportieren. 

Da unser Ziel das Strandbad von Ketzin ist, fahren wir dort zuerst hin und bauen dort schon mal ein Zelt auf, in das wir das wichtigste unserer Ausrüstung legen. Mein Fahrrad bleibt ebenfalls dort. 

Nach etwa 20 Minuten Fahrt erreichen wir die von mir gewählte Einsetzstelle in Werder in der Luisenstraße, wie sie auf meiner Jübermann-Gewässerkarte  Tourenatlas TA5 angezeigt wird. Dort starten wir gegen 17:00 Uhr in den Großen Zernsee, durch den die Havel bei Werder fließt.

auf dem Großen Zernsee

auf dem Großen Zernsee: vor der A 10 Brücke (Berliner Ring)

Der Himmel ist leicht bewölkt, und bei gut 20 Grad weht ein leichter Wind von der Seite. Ziemlich laut weht der Krach von der A 10 zu uns herunter, und es gibt viel Motorbootsverkehr. Daran müssen wir uns erst einmal gewöhnen, und niemand hält sich an die 12 km/h Höchstgeschwindigkeit, die hier erlaubt sind. Es gibt immer wieder kräftige Wellen, die wir nur durch ankreuzen trocken parieren können.

Motorboot-Raser auf der Unteren Havel

Motorboot-Raser auf der Unteren Havel

Wir paddeln an relativ natürlichen Ufern vorbei auf die Autobahnbrücke zu, und bald sind wir im Kleinen Zernsee. Er ist schmaler als der Große Zernsee, und so kommen wir den motorisierten recht nahe. Wir trösten uns aber damit, dass diese Fahrt nur zweieinhalb Stunden dauern wird, und wir vesuchen, so viel Natur wie möglich zu genießen. 

Tatsächlich lässt sich bald ein Fischadler blicken, und dann ein zweiter. Sie jagen beide in einer kleinen Bucht vor Phöben, und bevor wir an dem kleinen Fischerort vorbei sind, haben wir noch einen dritten gesehen. 

ein Fischadler über der Havel

ein Fischadler über der Havel: Foto: Alexander Clausen

Natürlich genießen wir dieses Schauspiel sehr, und dann, als der Autobahnlärm endlich abnimmt, hören wir noch etwas Sonderbares: es sind die Rufe von Rotbauchunken, das man fast als Gesang bezeichnen könnte! 

Allmählich erreichen wir die Stelle, wo die Havel mit dem Sacro-Paretzer-Kanal und dem Have-Kanal zusammen treffen, es ist das Ende des Göttinsees. Hier endet die Potsdamer Havel, und man nennt die Untere Havel-Wasserstraße ab hier "Ketziner Havel". 

drei Wasserstraßen fließen hier zusammen

drei Wasserstraßen fließen hier zusammen: die Untere Havel Wasserstraße, der Sacrow-Paretzer Kanal und der Havel-Kanal

Die Sonne steht bereits recht flach, und mit schnellen Paddelschlägen lassen wir unser Kanu an Ketzin vorbei gleiten: an der Fähre, an einer kleinen Marina mit Zeltmöglichkeit, an einer Yachtvermietung und einem weiteren Campingplatz, bis wir am Standbd anlanden. Ein Pärchen mit einem WeNoNah-Canadier hat es sich auf der kleinen Zeltwiese bereits gemütlich gemacht. 

Eine Schwanenfamilie auf der Havel bei Ketzin

Eine Schwanenfamilie auf der Havel bei Ketzin: Fotoautor: Alexander Clausen

Während ich mich auf mein Fahrrad schwinge und nach Werder radle, bauen Alexander und Gundula alles auf. Kochen müssen wir nicht, da wir noch Nudelsalat und Frikadellen haben, die wir zuhause für den heutigen Tag vorbereiteten.

Gerade noch vor dem Ende des Fährbetriebs erreiche ich die Fähre nach Schmergow. Auf meiner Fahrt an der Havel entlang höre ich die Rotbauchunken wieder rufen, und dann fahre ich mitten durch ihre Rufe hindurch: es steht noch Wasser in der Havelniederung rechts und links vom Deich, auf dem ich fahre. Ich halte an und steige vom Rad. Dabei erfreue ich mich nicht nur an den Unkenrufen, sondern kann rechts auch noch eine große Zahl junger und erwachsener Kiebitze sowie Rotschenkel und Graugänse beobachten. Ich höre auch noch Kraniche, und ein Pirol lässt sein "Bülow!" von einem der hohen Espen erschallen. Einige Rotschenkel fliegen immer wieder auf.

Bald bin ich in Werder, die Sonne geht auch bereits unter. Mit unserem Fahrzeug bin ich schnell wieder in Ketzin. 

Wir erfreuen uns noch ein wenig an der Stille, die nach diesem doch sehr lauten und auch anstrengendem Tag eine Wohltat ist. Als dann zu viele Mücken unterwegs sind, verziehen wir uns in unsere Zelte und kuscheln uns in unsere Schlafsäcke.