Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Auf der Unteren Havel von Premnitz bis Rathenow

Geschrieben am 27.07.2017 in Kanureisen (2017) —   Premnitz, Rathenow, Untere-Havel (Geändert am 02.08.2017)

Teil 5 von 7 in der Serie Auf der Unteren Havel im Juli 2017

beim Kanuverein in Premnitz

beim Kanuverein in Premnitz

Am Morgen des 20. Juli bauen Gundula und Alex ab, während ich das Fahrrad nach Rathenow vorstelle. Als wir dann einsetzen, sind Gelände und Gebäude des Kanuvereins wieder abgeschlossen und die Schlüssel am vereinbarten Ort deponiert. Das Auto steht außerhalb des Zaunes. 

Wir paddeln zunächst noch kurz in die Stremme hinein, um uns den Biwakplatz in Milow anzuschauen, der etwa 400 Meter aufwärts liegt. Die Stremme ist bereits jetzt stark zugewachsen, so dass wir durch Teppiche aus Wasserpest, Froschbiß, Seerosen, Laichkraut und Algen paddeln müssen. 

Am Biwakplatz, der zur Jugendherberge Milow gehört, sieht es gut aus: die Anlage ist gepflegt, der Schwimmsteg funktioniert und es gibt neuerdings sogar eine kleine Schutzhütte. So sieht Gastfreundlichkeit aus! Uns ist bekannt, dass man gegen Gebühr WC und Duschen in der Jugendherberge nutzen kann, die etwa 200 Meter entfernt liegt.

 

Biwakplatz in der Stremme in Milow

Biwakplatz in der Stremme in Milow: bei der Jugendherberge Milow

Im folgenden Ort Bützer liegt an der Einmündung des Altarms eine kleine Badestelle. Dort legen wir an und essen unser vorbereitetes zweites Frühstück. Kleine Fische flitzen im seichten Wasser vor uns hin und her, und auf einer winzigen Pflanzeninsel finden wir blühenden Froschbiß, Brunnenkresse, zwei verschiedene Minzenarten, Fadenalgen und Laichkraut. In diesem Gewirr beobachte ich kleine Fische, wahrscheinlich Stichlinge, die den winzigen Wasserflöhen nachstellen. 

Es ist recht heiß, und wir hätten gerne Schatten. Im Schatten halten wir es allerdings nicht lange aus, da es dort bald von Ameisen wimmelt. So ist es eben in der Natur: wo es am schönsten ist, ist man selten allein. 

 

Havel-Altarm bei Bützer

Havel-Altarm bei Bützer

Bei unserer Weiterfahrt entdecken wir in Bützer noch ein Storchennest auf einem sehr hohen Fabrikschornstein, der zu einem nun privat genutzten ehemaligen Ziegeleigelände gehört. (Früher gab es 4 davon in Bützer). 

Kurze Zeit später fliegt ein großer Vogel auf uns zu: schnell erkenne  wir, dass es sich um einen Seeadler handelt. Wir hoffen, dass er noch näher an uns heran kommt, und tatsächlich fliegt er über uns hinweg, so dass Alexander einige Fotos machen kann. Uns erfüllt große Freude!

Seeadler bei Bützer an der Havel

Seeadler bei Bützer an der Havel: Foto-Autor: Alexander Clausen

Wir erkunden auch den Altarm nach Mögelin: eine etwas schmalere Havel führt uns einige Kilometer parallel zum Hauptarm am Dorf Mögelin vorbei. Auch dessen Biwakplatz begutachten wir, und auch er erweist sich als gut gepflegt. Da hat die BUGA ja doch etwas gebracht.

Auf diesem schönen romantischen Altarm kommt uns ein Motorboot entgegen, das viel zu schnell unterwegs um die Kurve kommt. Wir bleiben so lange es geht mittig im Altarm, um mal zu demonstrieren, dass wir es nicht normal finden, wie der Bootsführer sich verhält. Der Typ beschimpft uns auch noch, nachdem er abgebremst hat. Er macht mich damit wütend. Besonders intelligent scheinen Motorboot-Raser wohl nicht zu sein.

Biwakplatz in Mögelin im Altarm der Havel

Biwakplatz in Mögelin im Altarm der Havel

Insgesamt können wir aber feststellen, dass der Motorbootsverkehr seit Bahnitz wirklich abgenommen hat. Einige fahren aber immer noch viel zu schnell, darunter ein Arbeitsschiff des WSA, das dadurch ganz üble Wellen verursacht. Die (bewusste oder unbewusste) Rechnung des WSA-Personals geht auf: man fährt schnell und zerstört dadurch natürlich Böschungen. Diese müssen dann repariert werden. Wer macht es? Das WSA-Personal. Auf diese Weise kann man auch dem drohenden Personalabbau begegnen. 

Allmählich kommen die Konturen von Rathenow in Sicht: zuerst der Bismarkturm und ein hoher Schornstein, bald dann auch die Brücken der Bahn und der B 188. Wir paddeln jetzt noch 1,5 Kilometer, bevor wir in die Rathenower Stadthavel einbiegen. Bis zu unserem Übernachtungsplatz haben wir noch etwa einen Kilometer, und dort ziehen wir gegen 13:00 Uhr unser Holzkanu an Land.

Ein anderer Wasserwanderer, der mit einem "Mad River" - Canoe dort ist,  bewundert sogleich unser Kanu, es wird gefachsimpelt. Für den Nachmittag ist heute Gewitter vorher gesagt worden, bis dahin haben wir noch etwa eine gute Stunde Zeit. Ich steige auf mein Fahrrad und hole unser Auto aus Premnitz. Dann bauen wir unsere Zelte auf, immer noch ohne Gewitter oder Regen. 

Bald kochen wir uns etwas zu essen, und den restlichen Nachmittag und einen sehr netten Abend verbringen wir bei Bekannten in Strodehne. Auf der Rücktour zu unserem Zelt stellen wir das Fahrrad in Molkenberg ab. bis dorthin wollen wir morgen paddeln. Heute hatten wir uns wegen der Gewittervorhersage nur einen kurzen Abschnitt vorgenommen, nämlich 11 Kilometer. Morgen werden es 21 km sein. 

der Bismarkturm in Rathenow an der Havel

der Bismarkturm in Rathenow an der Havel