Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Zotzensee, Mössensee und Vilzsee

Geschrieben am 23.08.2002 in Kanureisen (2002) (Geändert am 27.10.2017)

Teil 20 von 21 in der Serie Meine Kanutour im August 2002 in Mecklenburg-Vorpommern

Die folgenden 9,5 km sind sehr abwechslungsreich. Teils ist es ruhig, ich kann mich sogar manchmal für kurze Zeit "lang machen", die Füße auf die Mittelbank legen. Die zwei vor mir im Faltboot fahren in ähnlicher Geschwindigkeit wie ich, allerdings am linken Ufer des Fahrwassers. Zwischendurch ist aber immer wieder starker Motorbootsverkehr, wobei manche "Freizeitkapitäne" ganz gemeine Wellen verursachen, teils aus Unkenntnis oder Gleichgültigkeit, teils jedoch mit purer Absicht, Paddler zu ärgern. Hätte ich mein Boot vor Antritt der Fahrt nicht gründlich verstärkt, hätte es die Belastungen möglicherweise nicht ausgehalten.

In einer Situation hatte ich jedoch kaum noch Reserven an Freibord, so gemein waren die Wellen, kamen sehr kurz hintereinander und dann noch aus 2 verschiedenen Richtungen. Von ein paar erfrischenden Spritzern abgesehen ging das Ganze ohne Wasseraufnahme ab. Überhaupt habe ich gern etwas Wasser im Boot bei solchen Temperaturen, um meine Füße zu kühlen (und damit meinen gesamten Körper) und für die Kühlung meiner Butter und der Wasserflasche, die ich in ein feuchtes Tuch einwickle.

Bevor ich den Vilzsee nach Osten verlasse, um in die "Oberbeek" einzubiegen, endlich ohne Motorboote, verabschiede ich mich von meinen Begleitern im Faltboot: Die beiden wollen zur 'Schleuse Diemitz und weiter in den Labussee.

Meine nächste Bekanntschaft ist ein Paddler aus Dresden, allein unterwegs wie ich, schon 9 Tage und ziemlich fertig. Er sucht einen Platz für die Nacht. Langsam fahren wir nebeneinander her und tauschen uns sehr angeregt über Politik und Natur aus.

Ein paar 100 m weiter treffen wir auf noch einen Einzelfahrer: es ist ein Tierfotograf, der es sich im Boot mit Luftmatratze bequem gemacht hat, um Seeadler, Fischadler und Eisvögel zu fotografieren. Ein Profi, der sich seinen Lebensunterhalt im Sommer auf dem Wasser verdient und schon seit 9 Wochen unterwegs ist.

Wir unterhalten uns noch eine Weile über Vorkommen seltener Tiere etc., bis ich zusammen mit dem Mann aus Sachsen weiterfahre und um ca. 18:30 h bei 23° C nach einer langen Tagestour den Wasserwanderrastplatz "Fleether Mühle" erreiche.

Mein Gefährte legt sich und sein Boot gleich hinter das Sanitärhaus, kriecht in seinen Schlafsack und ward nicht mehr gesehen. (Nächsten Morgen, als ich aufstehe, ist er schon wieder abgefahren.)

Um ca. 19:30 h, immer noch warm, steht mein Zelt. Ich melde mich an und kaufe auch eine Duschmarke. Danach koche ich mir ein leckeres Essen und verspeise dazu noch das Stück geräucherten Wels aus Mirow. Es schmeckt sehr edel und hat eine Konsistenz wie etwa Thunfischsteak.

Um ca. 21:00 h liege ich im Schlafsack, zufrieden mit mir und der Welt nach 10,5 Std. Paddeln. Es sind immer noch 20 Grad.

Ein Kranichruf weckt mich um 7:30 h. Das Thermometer zeigt 10° C, die Nacht war ruhig gewesen und das Zelt mückenfrei. Ich dusche und koche mir Kaffee und Frühstücksbrei, nachdem ich mir Brötchen am Kiosk gekauft habe. Mein Kochplatz ist eigentlich die Feuerstelle des Platzes und meine Nachbarn, zwei junge Paare, teilen sich mit mir die aufgetrennten Baumstämme, die zu einem 5x5 m großen Carree' angeordnet sind. Wir haben uns viel zu erzählen, und die vier sind sehr nett. Wir tauschen uns über Fahrtenrouten und Boote aus, und da die beiden sehr jungen keine vernünftige Karte haben, bekommen sie eine von mir.

Um 11:00 h rufe ich Gundula im Auto an: Wir hatten verabredet, dass sie mich ca Freitag Mittag abholt und um 13:00 h hier sein würde. Zu der Zeit ist sie auf der A20 Höhe Rostock.

So baue ich mein Zelt ab und packe alle Sachen ins Boot. Um 12:00 h ist alles gepackt. 30° C sind es wieder. Eine Weile unterhalte ich mich noch mit Christiane Schmidt von "Pack&Paddel" (Kanuverleih) und gehe dann hoch zum Parkplatz an der Durchgangsstraße bei der ausgebrannten Sägemühle. Dort komme ich mit Paddlern ins Gespräch, die auch aus Kiel sind, sogar aus meinem Stadtteil. Sie teilen mir mit, eben ein rotes Auto aus Kiel gesehen zu haben: Gundula sucht mich also schon. Da kommt sie auch schon angefahren: Freudige Begrüßung und Austausch. Wir stimmen uns ab, wie wir die verbleibenden 2,5 Tage gemeinsam verbringen wollen. Meine Absicht ist, Gundula die schönsten Ecken zu zeigen, die ich entdeckt habe und dazu noch ein paar neue. Letzteres soll eine Rätzseerundfahrt über den Gobenowsee und Labussee sein. Zeigen wollte ich Gundula den Bolter Kanal, die Schwaanhavel und die Müritz, falls das Wetter es zuließe.

So machen wir uns denn noch am Freitag auf die Rundfahrt und kommen nach einer sehr schönen Tour mit Baden und vielen Pausen noch gerade rechtzeitig zur letzten Schleusung in der Diemitzer Schleuse an. Als wir dann bei der Fleether Mühle unser Zelt wieder aufbauen, ist es schon fast dunkel.

Nächsten Tag fahren wir dann mit dem Auto zur Bolter Schleuse (der zugeschütteten) und paddeln von dort aus den ganzen Tag erst zur Müritz hoch und dann auch noch das Stück zum Caarpsee, Woterfitzsee bis hinein in den Leppinsee. Sogar einen abseits gelegenen Nebensee finden wir noch inmitten von Schilf mit kaum passierbarem Durchgang.

Es ist für mich sehr schön, diesmal alles mit Gundula teilen zu können. Zum Übernachten suchen wir uns den Zeltplatz C10 am Drewensee im SO von Wesenberg aus. Sonntag Morgen bauen wir unser Zelt ab, parken das Auto außerhalb des Zeltplatzes und setzen in den Drewensee ein, um die Havel ein Stück hoch Richtung Wesenberg bis zur Abzweigung der Schwaanhavel zu fahren und diese bis zum Plätlinsee.

Wir verbringen mit dieser Tour und zurück einen sehr schönen Tag miteinander und fahren abends dann nach Kiel zurück.