Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Ruhetag in Dahmen am Malchiner See

Geschrieben am 19.07.2004 in Kanureisen (2004) —   Mecklenburgische-Seenplatte (Geändert am 27.10.2017)

Teil 9 von 24 in der Serie Meine Kanutour im Sommer 2004 in Mecklenburg-Vorpommern

Bis 7:00 h schlafe ich durch, die sportliche Leistung vom Vortag hat ihre Wirkung nicht verfehlt. Es ist warm und windig, und ich bin froh, gestern den ganzen Weg bis Dahmen gepaddelt zu sein: Heute hätte ich den See bestimmt nicht so genießen können wie die "Abendtour" gestern auf dem völlig glatten See. Jetzt erhole ich mich von der 30 km-Tour, verrichte sehr langsam meine Körperpflege incl. reichhaltigem Frühstück und wasche meine schutzige Kleidung der vergangenen Woche. Das geht auf diesem Platz sehr komfortabel mit warmem Wasser.

Der Zeltplatz selbst ist sehr angenehm und die Mitcamper sind durchweg ruhige Leute. Ich mache mich daran, mein Boot zu säubern. In den verschiedenen Häfen und Buchten hat es einen immer dicker werdenden braungrauen Film aus unschönen Substanzen aufgenommen, und den würde ich gerne herunterbringen, bevor ich meinen Landtransport nach Klocksin angehe. Der Kiel hat durch die Umtragerei an manchen Stellen etwas Gelcoat-Abtrag erfahren, und das will ich durch Aufbringen von Polyester-Autospachtel mit bereits eingemischten Glasfasern wieder ausgleichen.

Das Reinigen mit Bootsschwamm und Seifenwasser funktioniert nicht. Also greife ich zu meinem Schleif-Pad, eine Art Topfreiniger aus hartem Kunststofffilz, den ich eigentlich zum Reinigen und Blankpolieren von Kupferrohren benötige, wenn ich sie zusammenlöten will. (Hier darf man keine Stahlwolle verwenden, um Korrosion zu vermeiden). Ich schleife die gesamte Bootsoberfläche mit Seifenwasser ab und erhalte ein ziemlich weißes Boot, an dem ich mich nicht mehr schmutzig machen werde, wenn ich es auf dem Land bewege. Und schöner sieht es allemal auch aus!

Beim "Landmarkt" in Dahmen gleich hinter der Jugendherberge erstehe ich eine Salatgurke. Eigentlich will ich noch Obst kaufen, doch das Angebot sagt mir nicht zu. Die Verpackungseinheiten sind zu groß und an Frische mangelt es etwas zu sehr. Die Ladenbetreiberin ist sehr nett, und ich frage sie zum Umtrageweg nach Klocksin zur Jabelschen Seenkette, die auf dem Wasserstandsniveau der Müritz liegt, also rund 62 m über dem des Peeneystems. Sie meint, alle Paddler würden den Waldweg nehmen. Also beschließe ich, es morgen auch zu tun. Auf der Teerstraße wären es 4 km mehr und keinerlei Schatten. Wenn ich gewusst hätte, was auf mich zukommen sollte, hätte ich gerne den heißen und längeren Weg genommen. (inzwischen weiß ich jedoch, dass diese Straße sehr eng und kurvig ist und man oft richtig auf der Straße gehen muss, was nicht angenehm, sondern eher gefährlich wäre).

So verbringe ich also einen sehr erholsamen und kommunikativen Tag und stelle mich darauf ein, meine Kräfte für den Landtransport zu sammeln. Nach dem Reinigen des Bootes unternehme ich also alle Ausbesserungsarbeiten, trage am Kiel ein wenig Spachtel auf, glätte ihn einfach mit einem Holzspan und lasse ihn in Ruhe hart werden. Dann koche ich mir Kohlrabi, der noch aus meinen mitgebrachten Vorräten stammt, zusammen mit Bulgur, wobei mir meine Kochkiste wieder gute Dienste leistet. Bulgur einmal kurz aufkochen, dann höchstens 15 min nachgaren lassen - fertig! Kohlrabi mit einer Zwiebel geschmort, mit Curry, Kräutersalz, Pfeffer und Paprika gewürzt , noch eine Tomate hinein, dann zum Schluss den Bulgur mit in die Pfanne und den Spiritusbrenner auf kleiner Flamme weiterbrennen lassen, als Stövchen sozusagen. Auch bei langsamster Essweise kann ich so noch bis zum Schluss ein heißes Essen genießen.

Kochen und Essen ist auf meinen Touren keine Nebensache oder ein notwendiges Übel, sondern ein ganz wichtiger Teil. Fertiggerichte esse ich nur in wenigen Ausnahmefällen, und "auswärts" esse ich höchst ungern - einmal wegen der Kosten, und auch weil es nur selten die Qualität gibt, die ich mir wünsche.

Mein Tag klingt aus bei einem immer noch trockenen Wetter, und ich höre von Nachbarn, dass es am Dienstag richtig heiß werden soll. Ich gehe früh schlafen.