Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Müritz-Elde-Wasserstraße von Burow bis Parchim

Geschrieben am 31.07.2004 in Kanureisen (2004) —   Müritz-Elde-Wasserstraße (Geändert am 27.10.2017)

Teil 17 von 24 in der Serie Meine Kanutour im Sommer 2004 in Mecklenburg-Vorpommern

Als ich erwache, ruft ein Schwarzspecht und auch Kraniche trompeten. Nachdem ich geduscht habe etc, packe ich alles ein und fahre um 9:00 h bei 20° C wieder frohen Mutes los. Der Ostseepaddler ist schon etwas früher unterwegs, will es heute bis Garwitz schaffen, um seinen Terminplan einzuhalten. Ich will nur bis Parchim, es muss nicht jeden Tag Sport sein. Wieder sind Gebirgsstelzen und Flussuferläufer unterwegs. Der Kanal hat ein Schilfufer und eine befestigte Böschung. Ein junger Bussard flattert in einer Pappel herum, setzt sich dann auf einen kahlen Ast und schreit weiter. Ich denke, er möchte gefüttert werden. Um 11:00 h habe ich schon 29° C im Schatten im Kanu. Uferbäume bieten mir Halbschatten, so ist es erträglich und ich kann wenigstens in kurzer Hose und knappem T-Shirt paddeln. Ein Eisvogel kommt von links, er hat hier gute Nistmöglichkeiten im sandigen Abhang am Waldufer bei km 86,5. Später sehe ich einen fischen, zur Brutröhre fliegen und mit Kot wieder herauskommen. 2 Buntspechte streiten sich lauthals, vielleicht Geschwister? Auch von denen weiß ich aus früheren Beobachtungen, dass sie lange gefüttert werden, noch bis in den September hinein. Hier ist die Böschung des Waldes, in den der Kanal eingeschnitten ist, 4-6 m hoch.

Die Selbstbedienungsschleuse Neuburg ist in Sicht, jemand schleust sich gerade hoch, da dauert es eine Weile, bis ich dran bin. Nach 25 min bin ich durch. Es ist 12:20 h. Hier hält sich eine Gebirgsstelze sogar in der Schleuse auf! Ein paar km weiter ruft wieder ein junger Bussard, ein Altvogel antwortet.

Der Himmel zieht sich langsam zu. Mir soll es recht sein, pralle Sonne liegt mir auch nicht so. Ich durchfahre einen bewaldeten Hügel bei km 80, der Kreuzerberg mit 73,5 m ist in der Nähe. Es bilden sich Gewitterwolken bei Temperaturen um 26° C, Wind kommt auf. Eigentlich will ich eine gepflegte Pause machen, leider ist der Rastplatz, der schön angelegt ist und auch eine Hütte hat (bei km 78), sehr zugemüllt wie so manche Plätze, wenn sie mit dem Auto erreichbar sind. Ich kürze meine Pause ab und fahre um 14:30 h weiter, nachdem ich mich noch mit einem netten jungen Pärchen aus dem nächsten Ort über Paddeltechniken (sie benutzten ein Leihboot) und Ausbildungsplätze in der Region unterhalten habe. Es regnet ein paar Tropfen. Auch hier gibt es wieder meine geliebten Flussuferläufer.

Kurz vor 17:00 h bin ich am WWR Parchim, der in einem Seitenarm angelegt ist, und eine nette blonde Hafenmeisterin kassiert und weist mir einen Platz zu. Ein weiteres Kanu ist dort, ferner einige "Wohnschiffer", die ich bereits mehrfach traf. Ich schaffe es, vor Beginn des Gewitters bei teilweise sehr heftigem Wind mein Zelt aufzubauen. Dann regnet es kurz in Strömen, hat jedoch nicht besonders viel Ausdauer. Da kann ich mir noch in Ruhe hinterher mein Abendessen bruzzeln. Ich mache mir Reis mit Zwiebeln, Möhren und Paprika. Dazu gibt es Tomate und Gurke als Rohkost. Am Ufer vor mir fällt ein junger betrunkener Angler über die Kaimauer bei dem Versuch, die Angel auszuwerfen, seine Brille und seine Geldbörse kommen ihm dabei abhanden.

Ich unterhalte mich noch längere Zeit mit den Wohnschiffern und lerne dann meine Über-Nachbarn mit dem Canadier kennen. Sie sind aus Bad Segeberg, das nur 50 km von meiner derzeitigen Heimatstadt Kiel entfernt liegt und das ich gut kenne. Wie üblich entspinnen sich nette Gespräche über gute Paddelstrecken, Naturerlebnisse und Ausrüstung. Jeder erhält wieder gute Tipps für spätere Unternehmungen. Viele Mauersegler fliegen lautstark umher und ich höre und sehe auch einige Turmfalken. Ich lege mich zeitig schlafen und hoffe auf eine ruhige Nacht.